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Musiker leben in einer WG

Wie die Karlsruher Band Whitepaper trotz Corona-Lockdown weitermacht

Livestream-Konzerte sind nicht so das Ding der Karlsruher Band Whitepaper. Neue Songs präsentieren sie während des Corona-Lockdowns nun mit eigenen Videos.

Die Karlsruher Band Whitepaper
Rockige Sehnsucht: Die Karlsruher Band Whitepaper hat während der Corona-Schließungen drei neue Singles eingespielt. Foto: Erik Winter

Livestreams, Autokonzerte, Konzerte auf Abstand – Bands und Musiker sind in den letzten Monaten erfinderisch geworden in der Frage, was sie tun können, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Manche Bands haben die Zeit auch kreativ genutzt und neue Songs entwickelt. Auch die Karlsruher Band Whitepaper, die gerade am Nachfolger ihrer Debüt-EP „Encaustic“ aus dem Jahr 2019 arbeitet, hat nun so manches weiße Papier beschrieben.

Ob aus den neuen Stücken ein ausgewachsenes Album oder wieder eine EP wird, lässt die Band noch offen. „Wir dachten eigentlich an ein Album nächstes Jahr. Gefühlt geht es von den Songs, die jetzt entstehen, in zwei unterschiedliche Richtungen, also werden es vielleicht auch zwei EPs“, verrät Gitarrist und Sänger David Hahn.

Band mit eigener WG

Die Jungs haben ihre Band 2017 gegründet. Ursprünglich zu zweit, lernten die beiden Gitarristen und Sänger Max Griff und David Hahn den Schlagzeuger Jo Kurz über einen Nachbarn kennen. Etwas später kam noch Davids Kommilitone Luis Huxel am Klavier dazu. David Hahn kommentiert: „Eigentlich haben wir nur Matheblätter zusammen gerechnet, aber dann kam raus, dass er auch Klavier spielt. Das klang schön und dann waren wir in der Besetzung.“

Trotz der vielen Zufälle beim Kennenlernen, haben sich aber schnell Freundschaften geschlossen. Mittlerweile gibt es sogar eine Band-WG, in der drei der vier Jungs leben.

Die Karslruher Band Whitepaper 2020.
Auf dem Sprung: Die Karlsruher Band Whitepaper wollte eigentlich 2020 richtig durchstarten. Konzerte gab es aber wegen der Coronakrise kaum. Foto: Erik Winter

Nach den ersten Demoaufnahmen und Liveauftritten in der Vierer-Konstellation entstand im Jahr 2019 mit „Encaustic“ die erste CD. Nach Auslandsjahren mehrerer Bandmitglieder wollten Whitepaper dieses Jahr richtig groß durchstarten, was sich durch Corona natürlich schwierig gestaltet hat. Durch die Band-WG waren aber zumindest die Proben selten in Gefahr und auch zwei Livestreams waren möglich.

Diese kamen bei den Bandmitgliedern jedoch durchwachsen an. Drummer Jo sagt dazu: „Ich bin als Schlagzeuger immer der Problemfaktor, weil es super viele Mikrofone braucht und ich das Schlagzeug nicht in jeden beliebigen Raum mitnehmen und aufbauen kann. Für mich war es also nicht ganz so optimal, aber es war schön überhaupt etwas zu machen.“

Neue Songs zeigen stilistische Vielfalt

Für den zweiten Lockdown haben sich Whitepaper deswegen etwas Neues überlegt. Nicht nur haben sie jetzt mit dem Bassisten Yanick Aulich einen fünften Mann an Bord, sie haben auch drei neue Songs in der Pipeline. Der erste davon ist auf der Plattform Soundcloud und mit einem Video auf YouTube bereits erschienen, die anderen beiden folgen im Dezember. Die Songs zeigen die stilistische Vielfalt der Band.

Die erste Single „Hiraeth“ knüpft noch am ehesten an die EP von 2019 an – Indie, Pop und Rock mit charakteristischem Gitarren- und Klaviersound. Der Titel kommt aus dem Walisischen und ist grob zu übersetzen als „nostalgische Sehnsucht nach einem Ort oder einer Zeit, die es so nie gab“. Diese Sehnsucht vertonen Whitepaper in einer Mischung aus Optimismus, Aufbruchsstimmung und Melancholie.

Die zweite Single „Superheroes“ handelt von einer alten Freundschaft, die sich auseinanderentwickelt. Der Sound ist hier ein komplett anderer. Superheroes ist eine eher düstere Klavierballade, die in ihrer Verträumtheit auch ein wenig an das letzte Radiohead-Album erinnert. Ausdrucksstark und emotional.

Souvenir aus Tokyo

Die dritte Single heißt „Tokyo“ und handelt von einer Fernbeziehung. Die erste Version des Songs hat Gitarrist und Sänger David tatsächlich in Japan geschrieben und aufgenommen, als er dort für ein Auslandssemester war. „Tokyo“ vereint die Stärken der beiden anderen Songs und vermischt den Rocksound aus „Hiraeth“ mit den balladesken Elementen aus „Superheroes“.

Was sich durch alle Titel zieht, ist eine gewisse Sehnsucht. Genau die Art von Sehnsucht, die gerade in der Coronazeit vermutlich viele verspüren. Whitepaper treffen den Zeitgeist und machen mit diesen drei Songs Lust auf mehr von ihrer Musik. Markus Volk

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