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„I hätt do mol e Frog“

Für Pendler nach Baden wichtig: Wieso ist die B9 im Bienwald nicht vierspurig?

Die Bienwald-B9 zwischen Kandel und Frankreich ist ein Politikum. Die Strecke ist einspurig und schmal. BNN-Leser Thomas Mayer wollte wissen, warum wird der Abschnitt nicht ausgebaut?

Für die Autofahrer gibt es auf der schmalen Straße nur wenig Chancen, um die Laster zu überholen.
Für die Autofahrer gibt es auf der schmalen Straße nur wenig Chancen, um die Laster zu überholen. Foto: Tobias Törkott

Laster aus Künzelsau oder Worms, aus Polen oder der Schweiz – dazu Pendler, Wohnmobile und Motorradfahrer. Es geht eng zu auf der sogenannten Bienwald-B9 im Süden der Pfalz. Und dabei ist es keine Hauptverkehrszeit, sondern mitten am Tag, 13 Uhr.

Die Bienwald-B9 ist der Abschnitt der Bundesstraße 9 zwischen der Anschlussstelle Kandel-Süd und Neulauterburg, die Verbindung zwischen der Autobahn 65 und der französischen A35. Eine Route, die Fernfahrer und Pendler wählen, wenn sich der Verkehr auf der A5 oder der Rheinbrücke bei Karlsruhe staut. Wer bei Südpfälzer Speditionsunternehmen nachfragt, bekommt gesagt: „Die Route ist die einzige Alternative.“ Es gibt nur ein Problem. Die 11,5 Kilometer durch den Wald sind großteils einspurig und schmal gebaut. Überholen? Heikel! Kolonne fahren ist angesagt.

Warum ist die B9 nicht zweispurig bis zur A35 in Frankreich ausgebaut?
Thomas Mayer, BNN-Leser

Und das stört auch BNN-Leser Thomas Mayer aus Oberhausen-Rheinhausen. Er will wissen: „Warum ist die B9 nicht zweispurig bis zur A35 in Frankreich ausgebaut?“ Die Franzosen hätten mit der A35 eine tadellose Autobahn bis zur Grenze gebaut. Warum die Deutschen das nicht genauso gemacht hätten, erschließt sich Mayer nicht.

Martin Schafft kennt die B9. Er leitet das Speyerer Büro des Landesbetriebs Mobilität (LBM). Planungen über einen mehrspurigen Ausbau der Trasse habe es schon in früheren Jahren gegeben. Es gab mehrere Varianten: Mal sollte die B9 zur Autobahn ausgebaut werden, um so beide Autobahnen zu verbinden. Mal sollte es eine neue Route vorbei am östlichen Rand des Bienwaldes vorbei an Hagenbach hoch zum Wörther Kreuz geben. Damals, zwischen 2011 und 2016, votierten SPD und Grüne dagegen. „Die Regierungskoalition hatte beschlossen, dass die Planung nicht weiter verfolgt werden würde“, erklärt Schafft bei einem Besuch vor Ort. Ein Ausbau sei nicht geplant. Im Bundesverkehrswegeplan wurde ein solcher auch nicht aufgeführt.

Das sieht auch Thomas Gebhart, CDU-Abgeordneter aus der Südpfalz, kritisch: „Ich würde mir wünschen, dass man die bestehende Straße verbreitert“, so seine Forderung. Nicht vierspurig, aber verkehrssicherer. „Es ist logisch, dass der Bienwald wichtig ist“, führt er den Naturschutz an, dennoch: Eine Verbreiterung würde zur Entspannung beitragen.

BNN-Leser Thomas Mayer hatte eine Leserfrage zur Bundesstraße 9 zwischen der Autobahn 65 und der französischen Grenze. Diese wird von vielen Pendlern nach Karlsruhe genutzt.
BNN-Leser Thomas Mayer hatte eine Leserfrage zur Bundesstraße 9 zwischen der Autobahn 65 und der französischen Grenze. Diese wird von vielen Pendlern nach Karlsruhe genutzt. Foto: Thomas Mayer / Privat

Hauptgrund für eine Entscheidung gegen einen Ausbau war der Umweltschutz - auch Wildkatzen leben in dem Gebiet: Schafft weiß um die Bedeutung des Bienwaldes für Tiere, Pflanzen und Vögel. Während Schafft spricht, donnern Laster über den Asphalt. Es ist laut. Umweltschutz und der Verkehr auf der Bienwald-B9 – das klingt kurios.

Überall Laster. Ist die Belastungsgrenze schon erreicht?

Wer am Straßenrand steht, könnte meinen, hier fahren nur Laster. Und tatsächlich steigt der Anteil der Lkw auf der B9, die Richtung Frankreich fahren, je weiter man nach Süden kommt. Viele Autos biegen zuvor in die umliegenden Ortschaften ab. Doch ist die B9 an ihrer Kapazitätsgrenze? Das Fassungsvermögen einer Straße wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst: Durchschnittsgeschwindigkeit, Kreuzungen, Steigungen oder Kurvenradien. Laut überschlägigen Berechnungen des LBM seien demnach 17.200 Fahrzeuge pro Tag - davon 5.100 Laster - auf dem Abschnitt möglich. Tatsächlich zählt die Messstelle Neulauterburg 11.600 Fahrzeuge und 3.400 Laster für das Jahr 2018 pro Tag. Die B9 ist zwar gut, aber eben nicht extrem stark befahren.

Dennoch: Wer, wie BNN-Leser Mayer, mit dem Auto durch den Bienwald fährt, stellt fest, wie lange knapp zwölf Kilometer Strecke sein können. „Es geht im Schneckentempo voran“, so Mayer. Bei Verkehrsteilnehmern, die hier fahren, entsteht im Kopf schnell die Idee, eine wechselnde Überholspur wäre die Lösung. „Technisch wäre das nicht besonders aufwendig“, macht Schafft Hoffnung. „Aber das wäre ein großer Eingriff, der erhebliche Auswirkungen auf die europäisch bedeutsamen Schutzgebiete hätte und mittels aufwendiger Planverfahren geprüft werden müsste“, zerschlägt er diese schnell. Hinzu komme: „Es gibt viel Widerstand von Seiten der Naturschützer.“

Bedarf sieht man beim LBM hingegen dabei, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Dazu gehört auch eine Entschärfung des Straßenverlaufs in manchen Kurven. Maßnahmen werden geprüft. Auch der Fahrbahnrand, die Bankette, werde immer wieder erneuert.

Quote

Denn nach Angaben der Polizei in Wörth ist die Strecke durch den Bienwald kein Unfall-Hotspot. Der letzte tödliche Unfall datiert auf das Jahr 2012. Im vergangenen Jahr krachte es insgesamt 63 Mal. Laut einem Sprecher der Polizei in Wörth sei das wenig im Vergleich zum Verkehrsaufkommen. Bei einem Drittel der Unfälle seien Lastwagen involviert gewesen. Auch „Spiegel gegen Spiegel“, also kleinere Kontakte mit dem Gegenverkehr, zählen dazu. Dennoch sagt Schafft: „Die Strecke ist potenziell gefährlich wegen des starken Lkw-Verkehrs und der geringen Breite.“ Nach heutiger Bauweise müsste die B9 zwei Meter breiter gebaut werden.

Zumindest an einem Abschnitt soll in naher Zukunft etwas geschehen. Der Knotenpunkte Langenberg, kurz nach der Abfahrt Kandel-Süd, wird wohl mit einer Brücke überbaut. Wer dort die Bundesstraße queren will, muss derzeit eine gute Reaktion im Gasfuß haben, um eine Lücke zu erwischen. In den Morgen- und Abendstunden sind viele Pendler in Richtung Wörth oder Schweigen-Rechtenbach unterwegs und kreuzen hier die B9. Bei dem in der Region aufgewachsenen Bundestagsabgeordneten Tobias Lindner (Grüne) sorgt die Option Brücke für Bauchschmerzen. Etwas zu ändern, sei richtig, aber: „Ich kann keine Gründe erkennen, wieso eine Brücke gebaut werden soll.“ Eine Bürgerinitiative habe gute Ideen vorgestellt, zudem sei ein Kreisel effektiver und es werde weniger in die Natur eingegriffen. Von einer Verbreiterung oder einem gar „autobahnähnlichem Ausbau“ hält Lindner nichts.

Ärger um Kreiselbau auf der Bienwald-B9

Polizei und LBM sehen das anders, Kreisel würden für Staus sorgen - womöglich bis zurück auf die A65. Bereits 2021 sollen die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren eingereicht werden. Das letzte Wort scheint dennoch nicht gesprochen.

Für BNN-Leser Mayer sind die Umweltschutz-Gründe für den ausbleibenden Ausbau nachvollziehbar. Zufrieden stimmt ihn das aber nicht, aber: „Viele Spezialisten waren in den letzten Jahrzehnten in dieser Problematik aktiv. Das muss man respektieren.“

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