Die Nummer 211 ist in Berlin etabliert. Das wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei der anstehenden Bundestagswahl Ende September nicht verändern.
Drei Direktkandidaten aus dem Wahlkreis Südpfalz sind im Bundestag bereits seit Jahren vertreten, fast alle stehen auf den Landeslisten ihrer Partei auf den vordersten Plätzen. Der Stimmzettel beinhaltet bekannte Namen und ist männlich dominiert.
Das Bundesland Rheinland-Pfalz teilt sich in 15 Wahlkreise auf. Die Südpfalz ist einer davon – mit einer besonderen Lage. In dem Wahlkreis sind die Landkreise Germersheim, Südliche Weinstraße und die Stadt Landau zusammengefasst. Er grenzt nicht nur an Stadt- und Landkreis Karlsruhe im benachbarten Baden-Württemberg, sondern auch an das Elsass.
CDU gewinnt den Wahlkreis Südpfalz seit Jahren für sich
Bleibt der Wahlkreis seiner Ausrichtung der vergangenen Jahre auch im September treu, geht die CDU höchstwahrscheinlich als Sieger hervor. Dass die Partei 2017 ein paar Prozentpunkte an Zweitstimmen eingebüßt hat, spielt dann keine große Rolle.
Seit 2009 geht das Direktmandat unangefochten an Thomas Gebhart. Der CDU-Politiker sitzt im Bundestag und steht auf der Landesliste auf Platz drei. Selbst ohne Direktmandat würde er sein Amt behalten.
Die Direktkandidaten der Wahlkreise sind wichtig. Sie nehmen die Interessen der jeweiligen Region, aus der sie entsandt werden, mit nach Berlin in den Bundestag. Die Südpfalz hat dort nicht nur durch Gebhart eine Stimme.
Thomas Hitschler, diesjähriger SPD-Spitzenkandidat auf der Landesliste und Bundestagsabgeordneter, vertritt die Südpfalz seit nunmehr acht Jahren. Große Chancen auf das Direktmandat werden ihm nicht zugerechnet: 2017 unterlag er Gebhart mit rund 14 Prozentpunkten Differenz.
Der Einzug in den Bundestag ist für Hitschler durch Platz eins auf der Landesliste jedoch gesichert. Die SPD kam bei der vergangenen Wahl auf 21,9 Prozent Zweitstimmen im Wahlkreis Südpfalz. Verluste würden Hitschlers Amt nicht gefährden.
FDP entsendet Spitzenkandidaten aus der Südpfalz
Ein weiterer Spitzenkandidat auf Landesebene kommt aus den Reihen der FDP: Volker Wissing. Er ist Landesvorsitzender der Partei, seit 2020 FDP-Generalsekretär und blickt auf fünf Jahre im rheinland-pfälzischen Landtag zurück. Dort war er stellvertretender Ministerpräsident sowie Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau.
Bei der Bundestagswahl erreichte seine Partei 2017 in der Südpfalz einen Anteil der Zweitstimmen von 10,3 Prozent, bei den Erststimmen waren es sechs Prozent. Wissing gilt durch seinen Listenplatz aber als gesetzt.
Ähnlich weit vorne steht Tobias Lindner für Bündnis 90/Die Grünen. Platz zwei auf der Landesliste wird auch ihm reichen, um zum vierten Mal in Folge in den Bundestag einzuziehen. Ob er von dem Aufstieg seiner Partei auch bei den Erststimmen profitiert, bleibt abzuwarten.
Bei den Landtagswahlen im Frühjahr 2021 war Rheinland-Pfalz weiterhin in der Hand von SPD und nachfolgend der CDU. Weit abgeschlagen traten die Grünen als drittstärkste Kraft hervor.
Wahlkreis Südpfalz: Zweitstimmen reichen vermutlich auch für AfD
Eine Position, die auch die AfD im Wahlkreis Südpfalz bei der vergangenen Bundestagswahl annahm. 12,3 Prozent Erststimmen und 13,6 Prozent Zweitstimmen waren das Ergebnis.
Mit Bernd Schattner geht für die Region ein Bundestagskandidat ins Rennen, der sich bereits auf Landesebene bewiesen hat. Er ist stellvertretender Vorsitzender der AfD Rheinland-Pfalz. Listenplatz vier könnte für Schattner das Ticket nach Berlin sein.
Die Linke setzt auf Tobias Schreiner, um für den Wahlkreis künftig eine parteipolitische Stimme im Bundestag zu sein. Auf der Landesliste ist er nicht zu finden. Seine Chancen, das Mandat im September zu erhalten, sind eher gering. Rund sechs Prozent Zweitstimmen wie 2017 reichen für ihn nicht aus.
Südpfalz hat große Themen: Umweltschutz, Bauvorhaben und Tourismus
Wer letztlich die Interessen der Südpfalz nach Berlin trägt, entscheidet sich in wenigen Wochen. Die wahlentscheidenden Themen sind geprägt von der Tourismusregion, ihrem Schwerpunkt in Landwirtschaft und Weinbau, einer Vielzahl mittelständischer Unternehmen und den Beziehungen zu Frankreich.
Doch auch Großprojekte im Straßenbau wie die zweite Rheinbrücke sowie Klima- und Umweltschutz stehen im Fokus, nicht zuletzt bestärkt durch die landesweiten Hochwasserereignisse im Juli.