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Nach drittem Wahlsieg in Folge

Analyse der Forschungsgruppe Wahlen: Grüne sind in der politischen Mitte angekommen

Nach einer Analyse der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen sind die Grünen in Baden-Württemberg in der politischen Mitte angekommen. Ihre Stärke beruht auf zwei Säulen, sagen die Experten.

«Sie kennen mich» steht auf einem Winfried Kretschmann-Wahlplakat für die Landtagswahl geschrieben. +++ dpa-Bildfunk +++
Dritter Wahlsieg in Folge: Mit seinen überragenden Popularitätswerten hat der seit zehn Jahren amtierende Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Grünen zum Sieg bei der Landtagswahl geführt. Foto: Christoph Schmidt picture alliance/dpa

Die Grünen haben in Baden-Württemberg bei den Wahlen am Sonntag nicht nur ihre Position als stärkste politische Kraft behaupten und ausbauen können, sondern sind im Südwesten „längst in der politischen Mitte angekommen“. Zu diesem Ergebnis kommt die Mannheimer „Forschungsgruppe Wahlen“ in einer ersten Analyse des Wahlergebnisses.

Die Stärke der Grünen steht dabei aus Sicht der Wahlforscher auf zwei starken Säulen. Zum einen beruhe die Unterstützung aus inzwischen weiten Bevölkerungsteilen auf sehr guten Noten für ihre Regierungsarbeit und ihr Parteiansehen. Und zum anderen komme „als überragender Faktor“ der Spitzenkandidat hinzu: „Winfried Kretschmann, dem 80 Prozent aller Baden-Württemberger/innen eine gute Arbeit bescheinigen, verkörpert wie kaum ein anderer den idealtypischen Landesvater.“

Kretschmann genieße eine „lagerübergreifend hohe Reputation“. Mit einem „beeindruckend hohen Imagewert“ von plus 2,4 auf der Skala von minus fünf bis plus fünf wünschten sich 69 Prozent aller Befragten Kretschmann als Ministerpräsidenten, darunter sogar auch eine Mehrheit der CDU-Anhänger (56 Prozent). Dagegen sprachen sich lediglich 14 Prozent für die CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann als Regierungschefin aus, „die mit minus 0,2 einen der schlechtesten Ansehenswerte von CDU-Kandidat/innen bei Landtagswahlen verzeichnet“.

Landespartei genießt höheres Ansehen als Bundespartei

Nach den Erkenntnissen der Forschungsgruppe steht die seit fünf Jahren amtierende grün-schwarze Landesregierung mit einem Wert von 1,5 im Vergleich mit den Regierungen anderer Länder sehr gut da. Innerhalb der Koalition liegt die CDU mit einem Wert von 0,8 zwar deutlich hinter den Grünen (1,3), aber immer noch weit vor den Oppositionsparteien SPD (0,1), FDP (0,3) oder AfD (minus 3,0).

Als Landespartei genießen die Grünen bei den eigenen Bürgerinnen und Bürgern mit einem Wert von 1,7 ein deutlich höheres Ansehen als die Bundespartei (1,0). Gerade umgekehrt verhält es sich bei der CDU, die in ihrem einstigen Stammland mit 0,7 Punkten deutlich schlechter bewertet wird als die Bundespartei mit 1,1.

Zum Ansehen der Grünen gesellt sich nach Erkenntnissen der „Forschungsgruppe Wahlen“ auch noch eine „untypisch hohe Kompetenzzuschreibung“: „In früheren CDU-Domänen wie Wirtschaft oder Bildung wird den Grünen ähnlich viel zugetraut wie der CDU.“

Neben einem überragenden Zuspruch beim Thema Klimaschutz würden die Grünen auch bei den Themenkomplexen Zukunft oder Ausländer sowie beim dominierenden Problem Corona führen. „Trotz viel Kritik am Krisenmanagement in Baden-Württemberg gerade beim Impffortschritt oder im Bereich Schulen gelten die Grünen in Sachen Corona als kompetenteste Partei.“ Die SPD werde lediglich in den Bereichen Bildung, Verkehr und Ausländer etwas häufiger genannt, ansonsten bleibe sie genau wie FDP oder AfD „sachpolitisch schwach“.

Auch Wählerinnen und Wähler über 65 wählen die Grünen

Die Grünen sind nach den Erkenntnissen der Wahlforscher nicht mehr nur unter den Hochgebildeten und in den Großstädten besonders erfolgreich, sondern mittlerweile in allen Altersgruppen stärkste Partei. Sogar bei den Wählerinnen und Wählern über 65 Jahren, die in der Vergangenheit mehrheitlich der CDU ihre Stimme gegeben haben, kommen die Grünen mit einem Plus von sieben Punkten auf 35 Prozent der Stimmen. Die CDU musste vor allem bei den Unter-45-Jährigen stärkere Einbußen hinnehmen, ebenso verlor die AfD bei den Unter-45-Jährigen an Zustimmung. „Umgekehrt gewinnt die FDP hier klar überdurchschnittlich.“

Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.154 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Baden-Württemberg in der Woche vor der Wahl sowie auf der Befragung von 13.928 Wählerinnen und Wählern am Wahltag.

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