Die „zentrale Impfwoche“ läuft, an deren Ende soll ein landesweiter Impftag am 27. November stehen: Ärztinnen und Ärzte im Land wollen dem großen Andrang gerecht werden. Vor den Praxen gibt es teils Schlangen, doch es stellt sich auch die Frage: Reicht der Impfstoff für solche Großprojekte aus?
Sehr gefragt ist weiterhin der Biontech-Stoff. Und die Liefermengen für Biontech hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum Ärger vieler Mediziner begrenzt - zunächst auf 30 Dosen pro Arzt, mittlerweile auf 48.
Marianne Difflipp-Eppele, Karlsruher Hausärztin und Pandemiebeauftragte, kann die Rationierung immer noch nicht fassen. „Das ist doch nicht vermittelbar!“
„Moderna ist der wirksamste Impfstoff“
Die Karlsruher Ärztin schafft es, aus jedem Biontech-Fläschchen sieben statt sechs Impfdosen herauszuziehen. Das reicht aber nicht aus, um alle Biontech-Wünsche zu erfüllen. Die Impfwilligen rennen ihr die Bude ein, berichtet Difflipp-Eppele.
Einen Überblick über Impfpraxen und mobile Impfaktionen im Großraum Karlsruhe und in Baden-Württemberg gibt es im Internet unter: https://www.impfen-ka.de und https://www.dranbleiben-bw.de
„Wir Ärzte fahren alle unsere Kapazitäten hoch, ich bin zum Beispiel von 20 auf 150 Impfungen pro Woche hochgegangen. Da muss der Minister doch rechtzeitig den Impfstoff bestellen“, meint die Karlsruher Pandemiebeauftragte Marianne Difflipp-Eppele. Biontech sei nun einmal der beliebteste und weit verbreitetste Covid-Impfstoff in Deutschland.
Spahn hat jedoch auch großzügig beim Hersteller Moderna bestellt. Er bewirbt diesen Impfstoff namens Spikevax nun als „Rolls Royce“ unter den Impfstoffen – die Mediziner sollen ihn verimpfen, bevor er ungenutzt verfällt.
Grundsätzlich hat Difflipp-Eppele auch keine Einwände gegen den mRNA-Impfstoff und bestellt ihn regelmäßig: „Moderna ist wirklich der wirksamste Impfstoff – weil er höher konzentriert ist.“ Deshalb sollten die Ärzte bei der dritten Impfung auch nur die halbe Ration benutzen. „Die Zulassung bezieht sich auf die halbe Dosis“, erklärt Difflipp-Eppele zur Auffrischungs- oder „Booster“-Impfung.
Hausärztin reserviert Biontech-Impfstoff
Das Problem ist ein anderes, wenn Moderna zum Einsatz kommt: „Damit sind alle Unter-30-Jährigen raus“, sagt die Pandemiebeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verärgert. Denn wegen seltener Herzmuskelentzündungen bei jungen Impfpatienten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) das Moderna-Vakzin nur noch für Menschen im Alter ab 30 Jahren.
Gleichzeitig soll nach dem Willen von Politikern und Wissenschaftlern aber die Kinder-Impfkampagne in Schwung kommen. Für die niedergelassenen Ärzte wird es nun knifflig: Wie verteilen sie den raren Biontech-Impfstoff auf die Jüngeren? Und wie bekommt ihr Praxisteam die vielen Nachfragen verunsicherter Menschen bewältigt?
„Die Patienten sollen nicht alle anrufen“, bittet Difflipp-Eppele die Impfwilligen und verweist auf die Online-Buchungsseite ihrer Praxis. Sie fügt hinzu: „Die Unter-30-Jährigen habe ich auf meiner Homepage gebeten, sie sollen mir eine Mail schreiben, damit ich den Biontech-Impfstoff reservieren kann.“ Wichtig sei es ihr, genügend Termine für ihre Stammpatienten zu reservieren, da aktuell sehr viele Menschen großräumig nach Impfmöglichkeiten suchen.
Zumindest eine beruhigende Nachricht hat die Medizinerin für ihre Patienten: „Diese Woche ist alles gut, diese Woche bekomme ich den Impfstoff, den ich bestellt habe“, betont die Hausärztin. Darunter sind 18 Fläschchen des Herstellers Biontech. Macht bei Difflipp-Eppele 126 Impfungen – für Anfänger oder Auffrischer.
Maximal 48 Biontech-Dosen bestellbar
Die Ärzte bestellen ihre Impfstoffe wöchentlich bei den Apotheken. Der Bund steuert übergeordnet die Verteilung an die Apotheken. Der Landesapothekerverband rät den Ärztinnen und Ärzten, die maximale Biontech-Menge von 48 Dosen zu ordern. Ob dann auch wirklich 48 geliefert werden, hängt von der Gesamt-Bestellmenge ab.
Impfzentren und mobile Impfteams können auch direkt beim Bund bestellen, hier liegt die Höchstmenge für Biontech-Impfstoff bei 1.020 Dosen.
Überblick über Impfaktionen im Netz
Wichtig sei, betont Frank Eickmann, Sprecher des Landesapothekerverbands: Für den Moderna-Impfstoff gibt es keine Höchstbestellmenge. „Insofern kann die jeweilige Arztpraxis durchaus in beliebiger Menge Impfstoffe ordern – also insgesamt ist ausreichend Impfstoff im Markt.“ Nur sei eben die Wahl der einzelnen Produkte eingeschränkt. Große Impfaktionen lassen sich aber weiterhin stemmen.
Die Gründe für die Einschränkung beim Biontech-Impfstoff seien dem Landesapothekerverband nicht genannt worden, erklärt Eickmann. „Wir haben derzeit auch keine Informationen über eventuelle weitere Kontingentierungen in den Folgewochen.“ Er rechnet mit kurzfristigen Informationen von Woche zu Woche.
Manche Ärzte bieten eine samstägliche Impfaktion nicht diese Woche, sondern am 4. Dezember an, darunter auch die Karlsruher Ärztin Sema Uslu. „Ich habe schon vor Wochen eine Impfaktion 4. Dezember im Bürgerzentrum Mühlburg organisiert“, erklärt sie. Für neue Termine müssen sich Impfwillige noch ein wenig gedulden: „Da ich bis zu 150 Leute in der Woche impfe, habe ich aktuell freie Impftermine ab dem 15. Dezember.“
Einen Überblick über Impfpraxen und mobile Impfaktionen im Landkreis Karlsruhe gibt es hier. Für das Stadtgebiet bietet die Webseite https://www.impfen-ka.de eine Übersicht, für Baden-Württemberg die Webseite https://www.dranbleiben-bw.de.
