Die vom Land Ende Juli angekündigte Corona-Teststation an der Autobahn bei Achern wird es nicht geben. „Die Verordnung wurde gemacht ohne zu prüfen, ob die Kapazitäten ausreichen“, sagt Doris Reinhardt. Sprecherin der kassenärztlichen Vereinigung im Ortenaukreis. Auch von drei weiteren Abstrichzentren an den Autobahnen 81, 7 und 8 ist nicht mehr die Rede. Das Land hatte diese Ende Juli angekündigt. Nun aber wird deutlich: Die Ärzte kommen, in der Urlaubszeit an Grenzen – nicht zuletzt, weil die Testzahlen in den kommenden Wochen weiter steigen werden.
Es fehle an Personal, aber auch an Infrastruktur, sagt Reinhardt. So müssten zum Beispiel alle Tests mit einem Rechner in einer Arztpraxis verknüpft sein, um auch von den Laboren abgearbeitet zu werden: „Wir hätten eine enorme Nachbereitungszeit“.
Es sei schlicht unrealistisch, Abstrichstationen an den Autobahnen einzurichten, während gerade 50 Prozent der Ärzte im Urlaub seien. Die Kassenärzte aus dem Ortenaukreis wollen dennoch eine Lösung suchen – an diesem Dienstag beginnen erste Gespräche.
Die Teststationen seien nur ein zusätzliches Angebot, betonte das Stuttgarter Sozialministerium am Montag. Derzeit sei „angedacht“, für den Straßenverkehr eine solche Einrichtung an der Autobahn 5 im Bereich der Raststätte Neuenburg Ost zu schaffen. Diese soll voraussichtlich noch in dieser Woche in Betrieb gehen.
Untersuchung auch beim Hausarzt
Man könne sich aber auch beim Hausarzt, in den Schwerpunktpraxen oder an Corona-Abstrichzentren untersuchen lassen, so Ministeriums-Sprecher Pascal Murmann. Das Land habe zunächst das Augenmerk auf die Flughäfen gelegt, weil dort die meistern Reiserückkehrer aus Risikogebieten eintreffen.
Die Hausärzte stellen sich unterdessen auf viel Arbeit ein: Die eigenen Patienten müssten ebenso betreut werde wie die aus Praxen, die wegen der Ferien geschlossen sind, ferner Reiserückkehrer sowie von Mitte des Monats an Lehrer und Erzieher. Das setzt die Ärzte unter Druck: „Wir können die Abstrichstellen an den Autobahnen nicht leisten. Das weiß auch das Land“. Man könne so etwas nicht am Freitag verkünden und erwarten, dass es am Montag umgesetzt ist. Vorwürfe werde man dem Land wegen solch kurzfristiger Entscheidungen aber nicht machen: „Das hat eine Pandemie so an sich“.