Noch am Donnerstag vorvergangener Woche saß ich mit Freunden in einem gemütlichen Karlsruher Restaurant, habe von meinem wunderschönen Israel-Urlaub im September erzählt, Videos und viele Fotos aus einem unglaublich vielfältigen Land mit herzlichen Menschen gezeigt und unvergessliche Anekdoten erzählt.
Einen Tag in diesem Urlaub war ich auch in den Palästinensergebieten. Im Westjordanland, in Ramallah, in Bethlehem und in Jericho. Ich wollte unbedingt dorthin, wollte mir selbst ein – zumindest oberflächliches – Bild davon machen, wie die Palästinenser leben, wie sie denken, was sie fühlen. Ich wollte einen Einblick gewinnen, um zu verstehen, wo dieser Hass herkommt, der den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern seit Jahrzehnten prägt.
Lange Unterhaltung
Ich konnte mich lange mit meinem palästinensischen Tourguide unterhalten und auch mit dem Taxifahrer mit palästinensischen Wurzeln, der mich am letzten Morgen – exakt zwei Wochen vor dem barbarischen Angriff der Hamas auf Israel – zum Flughafen gebracht hat.
Es war wichtig für mich, zumindest in Ansätzen zu verstehen, warum dieser Konflikt die Welt seit Jahrzehnten in Atem hält, sich beide Seiten so unversöhnlich gegenüberstehen, eine Lösung praktisch unmöglich erscheint und das Potenzial hat, den kompletten Nahen Osten in Brand zu setzen.
Brutaler Akt des Terrors
Um es ganz klar zu sagen: Nichts kann diesen brutalen Überfall der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am vergangenen Sonnabend rechtfertigen. Es kann keine Erklärung oder Entschuldigung für das hemmungslose Abschlachten und Entführen von unschuldigen Menschen geben.
Aber als Badische Neueste Nachrichten ist es unsere Pflicht und unser journalistischer Auftrag, allumfassend über solche Konflikte zu berichten. So wie wir es auch am Montag in der Zeitung auf der Titelseite sowie den Seiten 3 und 4 gemacht haben.
Aber es gehört eben auch dazu, die zweite Seite in diesem Konflikt, die Seite der Palästinenser, zu beleuchten. In dem direkt darunter platzierten Beitrag „Das musste ja explodieren“ dokumentiert unsere Autorin Aussagen eines Palästinensers, der in Karlsruhe wohnt, wie er den Alltag seiner Landsleute im Gazastreifen erlebt.
Das hat uns in mehreren Leserbriefen Kritik und den Vorwurf mangelnder Solidarität mit Israel eingebracht. Das respektieren wir selbstverständlich. Doch die BNN bekennt sich ganz klar zum Pressekodex: „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“
Und ich ganz persönlich halte es mit dem bekannten Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs, der in einem seiner letzten Interviews kurz vor seinem Tod im Jahr 1995 zum Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sagte: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“