
Er hat so berühmte Vorgänger wie einen gewissen Joseph Ratzinger. Früher hieß die Einrichtung Heilige Römische Inquisition und war auf der ganzen Welt auch wegen brutaler Verfolgungsmethoden gefürchtet. Heute kommt die Vatikan-Behörde vergleichsweise harmlos daher, nennt sich Diskaterium für die Glaubenslehre. Nun übernimmt ein enger Vertrauter von Papst Franziskus dieses Amt: Der argentinische Erzbischof Victor Manuel Fernandez.
Im Prinzip bleibt es bei der alten Aufgabe: Er muss darüber wachen, dass die katholische Lehre nicht verunreinigt wird. Früher ging man gegen Ketzer vor, heute entzieht man unbequemen Theologen die Lehrerlaubnis.
Theologie, die auf Menschen zugeht
Fernandez und Papst Franziskus kennen sich aus ihrer Zeit in Argentinien. Beobachter werten die Personalie als Versuch von Franziskus, seine menschenzugewandte Theologie an der Spitze der Weltkirche zu verankern.
Mit 61 Jahren ist Fernandez für katholische Verhältnisse noch relativ jung. Er stieg in der katholischen Hierarchie schnell auf. Zunächst war er Pfarrer einer Gemeinde, dann Rektor der Katholischen Universität von Argentinien und schließlich Erzbischof von La Plata in Argentinien. Jetzt wird er Chef der Glaubens-Behörde, Ende September wird er auch noch zum Kardinal erhoben.
Ghostwriter des Papstes
Bisher wirkte er eher im Hintergrund, schrieb Bücher, soll auch als Ghostwriter an wichtigen Texten von Franziskus mitgewirkt haben, unter anderem an der wegweisenden Enzyklika „Laudato Si“. Nun rückt er selbst ins Rampenlicht.
In einem Interview deutete er an, dass es in der Glaubenslehre künftig weniger um das Verbieten und Bestrafen geht. Die Instrumente sollen weniger Macht und Kontrolle, sondern mehr der Dialog sein. Das ist ganz im Sinne von Franziskus, der dem neuen Behördenchef in einem Brief seine Aufgabe mitgibt: Er möge über die Lehre wachen, „um Gründe für unsere Hoffnung zu geben, aber nicht als Feind, der kritisiert und verurteilt.“
Das Thema sexueller Missbrauch verfolgt Fernandez aber ebenfalls. Ihm wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Erzbischof zu lasch mit einem Missbrauchstäter umgegangen zu sein, der später Suizid beging. Heute gibt er zu, Fehler gemacht zu haben. Er hätte viel früher und drastischer reagieren müssen, sagt er.
Hoffnung für deutsche Katholiken
Deutschen Katholiken macht Hoffnung, dass Fernandez offenbar Ausdrucksformen von Kirche vor Ort schätzt und nicht alles von Rom aus steuern will. Anderseits sagt er, er habe sich mit innerkirchlichen Streitthemen bisher wenig beschäftigt. Das dürfte sich in seinem neuen Amt schnell ändern.