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Meinung

von Richard Gutjahr

Profit statt Gemeinwohl

Facebooks Übermacht muss endlich gestoppt werden

Nach den jüngsten Enthüllungen einer Ex-Mitarbeiterin haben wir es nun schwarz auf weiß: Facebook schert sich einen Dreck um das Gemeinwohl, solange es einen schnellen Dollar machen kann. Die Langzeitschäden muss die Allgemeinheit ausbaden.

Eine Frau, die ihr Telefon unter einem Facebook-Logo benutzt.
Facebook steht erneut in der Kritik. Eine ehemalige Mitarbeiterin wirft dem Unternehmen vor, Profit systematisch über Sicherheit zu stellen. Foto: Niall Carson/dpa/PA Wire

Das Schlimme: Wir wussten das schon vorher und sind dennoch alle mit Schuld an Facebooks Übermacht. Mit jeder Nachricht, die wir über WhatsApp verschicken, mit jedem Like, das wir auf Facebook oder Instagram vergeben, verbessern wir Facebooks Empfehlungsalgorithmus. 

Ein Supercomputer, der unsere Schwächen und Sehnsüchte kennt und nach Belieben gegen uns einsetzen kann. Das Ziel: Die Nutzer durch manipulative Inhalte möglichst lange auf der Plattform zu halten und dadurch noch mehr Werbung zu verkaufen.

Google steht Facebook in nichts nach

Bei allem Wirbel um den Facebook-Konzern, der am Montag mit erheblichen technischen Problemen zu kämpfen hatte, sollten wir ein anderes Internet-Unternehmen nicht vergessen, das Facebook in nichts nachsteht: Google. 

Der Suchmaschinen-Gigant hat mit seiner Videoplattform YouTube Rassisten, Nazis und Verschwörungstheoretiker zu Popstars gemacht. Kein Versehen etwa, sondern System. 

Wie bei Facebook wusste die Führungsspitze von Google stets ganz genau, was auf ihrer Plattform gespielt wird. Hinweise auf gefährliche oder gar volksverhetzende Inhalte wurden auch hier über Jahre hinweg kategorisch ignoriert. 

Profit über Allgemeinwohl, Lobbyismus statt Aufklärung. So sehr Facebook auch Besserung gelobt, das Unternehmen wird sich nicht von allein ändern. 

Profit statt Allgemeinwohl: Facebook wird sich von allein nicht ändern

Wieso sollte es auch? Die Werbeeinnahmen sprudeln höher als je zuvor. Facebook hat 2020 86 Milliarden Dollar Umsatz gemacht, Google 182 Milliarden. Das entspricht dem Bruttoinlandsprodukt mittelgroßer Staaten.

Es ist wie damals bei der Bankenkrise, nur krasser: Facebook und Google kassieren über Jahre hinweg astronomische Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit. 

Die Langzeitschäden, die ihre Plattformen erzeugen, muss die Gesellschaft ausbaden. Menschenleben, ganze Demokratien - nicht mehr als bedauerliche Kollateralschäden? Was muss sich Facebook eigentlich noch leisten, bis Gesetzgeber und Behörden aus ihrem Hyperschlaf aufwachen und durchgreifen?

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