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Corona kostet Jobs

Flaute in den Hotels: Die Belegschaft wird wegen Corona in Kurzarbeit geschickt

Der badische Tourismus ist in der Corona-Krise. Die Hoteliers sehen sich einer Flut von Stornierungen ausgesetzt. Tagungen werden abgesagt und aus dem Ausland kommt auch keiner mehr. Jetzt schicken sie große Teile ihrer Belegschaft in die Kurzarbeit.

Auf gepackten Koffern: Nur noch wenig Gäste haben die Hotels in Baden. Die Häuser, wie hier das Parkhotel in Pforzheim, haben mit zahlreichen Stornierungen zu kämpfen. Zum Teil sind nur noch 20 Prozent der Betten belegt.
Auf gepackten Koffern: Nur noch wenig Gäste haben die Hotels in Baden. Die Häuser, wie hier das Parkhotel in Pforzheim, haben mit zahlreichen Stornierungen zu kämpfen. Zum Teil sind nur noch 20 Prozent der Betten belegt. Foto: Ehmann

Für die Hoteliers und Gastwirte kam die Lockerung der Kurzarbeiterregelung keinen Tag zu früh.

„Die Lage ist dramatisch, wir müssen handeln“, sagt Eric Griese, Geschäftsführer der Villa Hammerschmiede in Pfinztal. „Wir haben nur noch Stornierungen.“

Wenn ich nicht reagiere, dann halten wir keine vier Wochen durch.
Eric Griese, Villa Hammerschmiede Pfinztal

Griese hat seine Aushilfen schon nach Hause geschickt. Und für seine Festangestellten meldet er Kurzarbeit an. „Wenn ich nicht reagiere, dann halten wir keine vier Wochen durch.“

Und das ist erst der Anfang: „Wer nicht insolvent geht, der hat bis Ende 2021 an diesem Einbruch zu knabbern“, glaubt Norman Mark, Geschäftsführer des Hotels Maison Messmer in Baden-Baden, das zum Dorint-Konzern gehört.

Auch sein Haus hat mit sehr vielen Stornierungen zu kämpfen. Eigentlich hatte man für die nächsten Wochen vor allem mit amerikanischen Gästen gerechnet.

Belegschaft muss in Kurzarbeit

„Aber die fallen jetzt komplett weg. Unser Haus ist im März und April nur zu 20 bis 30 Prozent belegt.“ Von diesem Schlag, so Mark, werden sich nicht alle erholen.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

Auch er wird Teile seiner Belegschaft in die Kurzarbeit schicken. „Aber das wird vielen Häusern auch nicht helfen.“

Auch die Wiener Philharmoniker haben storniert

Momentan seien fast nur noch Menschen zu Gast, die ihre Familie in Baden-Baden besuchen wollten. „In der Stadt ist ja inzwischen nichts mehr geboten. Selbst das Casino ist zu. Die Osterfestspiele habe ich schon lange abgeschrieben.“

Nach schlimm kommt schlimmer. Jetzt, so Mark, hat die Wiener Philharmonie auch noch ihre Reservierungen storniert.

„Im Moment hagelt es Absagen. Die Leute haben Angst.“ Der Pforzheimer Hotelier, Gastronom und Brauer, Wolfgang Scheidtweiler spricht von einer absoluten Katastrophe für seine Branche.

Rückgang bis zu 80 Prozent

„So etwas haben wir noch nicht gehabt. Einige unserer Häuser haben einen Rückgang bei der Belegung von 80 Prozent.“ Vor allem Scheidtweilers Tagungshotel an der Stuttgarter Messe ist stark betroffen.

Aber auch beim Parkhotel in Pforzheim sind die Buchungen um 40 Prozent eingebrochen. Dabei ist der März gerade im Tagungsgeschäft der stärkste Monat.

Das sind fast Kriegszustände
Wolfgang Scheidtweiler, Hotelier aus Pforzheim

Selbst Rabatte locken keine Gäste ins Hotel. „Wir sind mit dem Preisen schon extrem runter“, sagt Scheidtweiler. „aber das hilft auch nicht mehr. Die Leute reisen einfach nicht.“

An eine ähnliche Situation kann er sich nicht erinnern. „Das sind fast Kriegszustände.“

Alle Informationen gibt es auf bnn.de/coronavirus

Wer dennoch im Hotel absteigt, muss sich an einige Änderungen gewöhnen. So ist beim Buffet keine Selbstbedienung mehr erlaubt.

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Kein Buffet mehr: Die Selbstbedienung ist aufgeboben. Foto: Ehmann

Und das Dampfbad ist auch geschlossen, denn dort fühlen sich die Viren besonders wohl. Wer wie Scheidtweiler mit ausreichend Eigenkapital ausgestattet ist, kann die Durststrecke wohl überstehen.

„Aber in Häusern, die auch noch Zins und Tilgung erwirtschaften müssen, wird es wohl nicht reichen.“

Mit einer schnellen Erhohlung rechnet in der Branche niemand.

Norman Mark glaubt, man könne wohl das ganze Jahr bereits jetzt abschreiben. „Der Sommer wird nicht besser. Die Araber haben bereits ein Ausreiseverbot. Wenn sich daran nichts ändert, dann können wir den Sommer vergessen.“

Aus eigener Kraft können wir das nicht stemmen
Eric Griese, Villa Hammerschmiede

Richtig katastrophal wäre dann noch die Absage des Rückversicherer-Kongresses im Herbst.

„Das ist für Baden-Baden ein ungeheuer wichtiger Event. Wenn der gecancelt wird, wird es schwierig. Dann können wir nur noch auf die Inlandsgäste hoffen. Aber ein wirklicher Ausgleich sind die nicht.“

Dabei ist noch eine Verschlimmerung denkbar. „In Italien und Österreich verordnet inzwischen der Staat die Schließungen zwangsweise“, weiß Hammerschmiede-Wirt Griese.

Er hofft auf unbürokratische Hilfe. „Denn aus eigener Kraft können wir das nicht stemmen.“

Wie wir über die Auswirkungen des Coronavirus berichten Auf bnn.de berichten wir zurzeit verstärkt über die wichtigsten Entwicklungen rund um Corona in der Region rund um Karlsruhe, Bretten, Pforzheim, Rastatt und Bühl. Jeden Tag schränken Kliniken die Besuchszeiten ein, Schulen schließen, Firmen schicken Mitarbeiter nach Hause. Es ist selbst für unsere Redaktion zeitweise schwierig, den Überblick zu behalten. Deshalb filtern wir für unsere Leser aus der Flut an Informationen, welche der vielen Corona-Meldungen wichtig sind – unter anderem in dieser Übersicht .

Alle Informationen prüfen wir, um keine Falschinformationen zu verbreiten. Viele Menschen, auch in unserer Redaktion, machen sich ohnehin Sorgen. Wir möchten sie informieren und nicht verunsichern.

Zwei unserer Kollegen befassen sich ausschließlich mit dem Thema Corona – als unsere internen Experten. Viele weitere BNN-Redakteure recherchieren täglich zu den Auswirkungen von Covid-19 in den Städten und Gemeinden der Region. Unsere Autoren sprechen mit Entscheidern in den Landratsämtern, Krankenhäusern und in Firmen. Gleichzeitig telefonieren sie (Betroffene treffen wir derzeit nicht persönlich) mit Menschen, die Cafés schließen, Veranstaltungen absagen oder zu Hause bleiben müssen.

So möchten wir dazu beitragen, dass Menschen in der Region sich auf dem aktuellsten Stand halten können, um die richtigen Entscheidungen für ihren Alltag und ihre Gesundheit zu treffen.

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