Tom Hoyem klingt entsetzt am Telefon. „Absolut unmöglich, es ist eine totale Beleidigung!“ Der Karlsruher Stadtrat, der neben der deutschen noch die dänische Staatsbürgerschaft besitzt, trat 1982 als Grönlandminister in die dänische Regierung ein und übte dies Amt bis 1987 aus. Der Karlsruher FDP-Politiker ist empört über die neue Idee des US-Präsidenten Donald Trump, dem Königreich die größte Insel der Welt samt ihrer knapp 56.000 Einwohner abzukaufen.
Die Nachricht aus Washington klingt absurd, selbst für manche Trump-Kenner, die haarsträubende Ankündigungen im Weißen Haus gewöhnt sind. Grönland ist sechsmal so groß wie Deutschland und zu 80 Prozent mit Eis bedeckt. Immerhin hat jedoch die im Nordatlantik gelegene Insel neben malerischen Fjorden noch zwei Ampeln, 10.000 Moschusochsen und das „Cafe 3“ zu bieten, welches laut einer Besucherkritik im Internet die „besten Schneekrabben aller Zeiten“ serviert.
Für Trump ist die Insel damit offenbar so interessant, dass der Ex-Immobilienmogul deren Erwerb erwägt. Wobei ein konkretes Kaufangebot beim dänischen Staatsoberhaupt, Ihrer Majestät Königin Margrethe II., wohl noch nicht eingegangen ist.
Idee ist bizarr
Von der bizarren Idee berichtete am Freitag der Wall Street Journal, eine der auflagenstärksten US-Zeitungen, die als solide Quelle bekannt ist. Trump habe seine Berater gefragt, ob ein Ankauf Grönlands durch die Vereinigten Staaten möglich sei, schrieb das Blatt, welches sich auf interne Kreise berief. Der Präsident interessiere sich wegen der Ressourcen und der geostrategischen Bedeutung für den arktischen Erdflecken, hieß es weiter.
Dem „Wall Street Journal“ zufolge hielten einige Trump-Berater einen Kauf der Insel für vorteilhaft für die USA, andere gingen dagegen von einer „flüchtigen Faszination“ des Präsidenten auf. Einen offiziellen Kommentar aus dem Weißen Haus gab es bislang dazu nicht.
Doch alleine die Vorstellung, dass die „Nation innerhalb des Königreichs Dänemark“, wie sich die 3500 Kilometer entfernte Insel seit 1979 politisch nennt, in Besitz Amerikas übergeht, welches dort vielleicht seine Militärstützpunkte einrichten lassen könnte, ist vielen Dänen ein Graus.
Karlsruher FDP-Stadtrat Hoyem nennt Trump "idiotisch"
Auch Tom Hoyem. „Das ist vollkommen idiotisch und rechtlich unmöglich, denn Dänemark und Grönland werden für immer eine Gemeinschaft sein“, sagt den BNN im Telefoninterview der Karlsruher FDP-Politiker, der gerade Urlaub in seiner zweiten Heimat macht. „Stellen Sie sich vor, Trump würde Bayern kaufen wollen“, regt sich Hoyem auf. „Das kann doch wohl nur ein Witz sein!“
Besonders brisant: Der unsensible Amerikaner wird in Dänemark als Staatsgast erwartet. Nach bisherigen Plänen soll Trump das nordeuropäische EU-Land am 2. und 3. September auf der Rückreise vom G7-Gipfel im französischen Biarritz besuchen. Laut Hoyem diskutieren die Dänen nun darüber, ob man den US-Präsidenten nicht wieder ausladen sollte.