Die Unternehmen des Landes unterschätzen möglicherweise die Folgen der Pandemie. Nach Auskunft der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rufen viele die zugesagten und bereits bewilligten Corona-Hilfskredite nicht oder nicht in voller Höhe ab.
„Wir registrieren, dass viele Unternehmen bewilligte Hilfskredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gar nicht abrufen. Das ist ein bundesweites Phänomen“, sagt Bernd Wagner, Sprecher der LBBW in Stuttgart.
Im Geschäftsbereich der Landesbank, die als Zentralbank der Sparkassen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen auch für diese Institute das Förderkreditgeschäft betreut, hat die KfW bislang 8.720 von der LBBW kommende Corona-Hilfskredit-Anträge genehmigt.
Nur 37 Prozent der zugesagten Kredite wurde abgerufenBernd Wagner, Sprecher der LBBW
„Dahinter steht ein Volumen von 3,95 Milliarden Euro“, erläutert Wagner. Bis Ende September waren von diesen Kreditzusagen aber nur 37 Prozent, also rund 1,5 Milliarden Euro, abgerufen.
Auch die Kunden der Deutschen Bank haben nach Recherchen der Wirtschaftswoche weniger als 50 Prozent nachgefragt; bei den von der Nord/LB zugesagten Krediten sind es rund die Hälfte.
Unternehmen wollen wohl Bereitstellungszinsen sparen
„Wir führen diese Entwicklung darauf zurück, dass viele Unternehmen bisher besser als erwartet durch die Krise gekommen sind und deshalb die Mittel noch nicht abgerufen haben“, sagt der Banksprecher.
Möglicherweise um die Bereitstellungszinsen zu sparen, so vermutet Wagner, würden zahlreiche Unternehmen die Kreditzusagen nun zurück geben. Damit aber geben sie den Anspruch auf, auf das Geld bei einer weiteren Zuspitzung der Krise zurück greifen zu können.
Es ist möglicherweise zu früh für EntwarnungBernd Wagner, Sprecher der LBBW
„Wir fordern die Unternehmen auf, den Ball möglichst flach zu halten“, so Wagner. Noch sei die Pandemie nicht vorbei und niemand wisse, was noch komme. „Wer jetzt den Kreditanspruch vorzeitig aufgibt, gibt für sein Unternehmen möglicherweise zu früh Entwarnung.“