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Prozess gegen Thunberg

Nach der Schule auf der Anklagebank

Greta Thunberg will ihren Kampf gegen den Klimawandel nicht aufgeben. Dafür ließ sich die junge Schwedin kürzlich auf einen Konflikt mit der Polizei in ihrem Heimatland ein.

Zwei Polizisten tragen bei einem Straßenprotest in Schweden die Klima-Aktivistin Greta Thunberg weg.
Die Klima-Aktivistin Greta Thunberg muss sich in Schweden wegen Ungehorsams gegenüber der Polizei vor Gericht verantworten. Foto: Johan Nilsson / AFP

Das Bild sagt Bände: Zwei Polizisten tragen auf der Straße eine junge Frau weg, die grimmig dreinschaut. Der berühmte Greta-Thunberg-Blick, er vermittelt die Botschaft: Sie sei im Recht und gebe nicht auf, egal auf welchen Widerstand sie stoße. Seit ihrem ersten Schulstreik für Klimaschutz 2018 hat die junge schwedische Aktivistin mit dieser Strategie weltweit bahnbrechenden Erfolg gehabt. Sie bringt sie nun in ihrem Heimatland jedoch auf die Anklagebank.

Die 20-Jährige muss bis Ende Juli vor einem Gericht in Malmö erscheinen, um sich wegen Ungehorsams gegenüber der Polizei zu verantworten. Sie wird wahrscheinlich eine Geldstrafe zahlen müssen. Thunberg hat vor einem knappen Monat gemeinsam mit 18 weiteren Aktivisten an einer Blockade von Tankwagen im Hafen von Malmö teilgenommen.

Polizei schreitet bei Protestaktion ein

Bei dieser Protestaktion unter dem Motto „Holt die Zukunft zurück“ schafften es die Klimaschützer, etwa 30 Laster am Durchfahren zu hindern. Irgendwann forderten die Polizisten die jungen Menschen dazu auf, die Sitzblockade auf der Straße zu beenden. Als Thunberg und drei weitere Mitstreiter dies verweigerten, wurden sie weggetragen. Die zuständige Staatsanwältin Charlotte Ottosen sagte dazu einer schwedischen Zeitung: „Man hat das Recht zu demonstrieren, aber so, dass es andere nicht behindert.“

Der Kampf hat gerade erst begonnen.
Greta Thunberg
Klimaaktivistin

Kurz vor dieser Aktion hatte Greta Thunberg mit der Schule abgeschlossen. Ein letztes Mal ließ sich die Schwedin mit ihrem berühmten weißen Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ fotografieren, es war die 251. Aktion dieser Art. Sie schrieb dazu auf Twitter, dass ihre Freitagsproteste weitergehen würden: „Wir haben keine andere Option. Der Kampf hat gerade erst begonnen.“ Seitdem war die „autistische Klimarecht-Aktivistin“ - so ihre eigene Formulierung im Twitter-Profil - schwer beschäftigt.

Am Rand der UN-Klimaverhandlungen in Bonn bezichtigte sie „die Mächtigen“ der Lüge und rief der Welt zu: „Der Kampf gegen die Erderhitzung ist eine Frage von Leben und Tod!“ Sie kritisierte Frankreich für das Verbot einer Umweltgruppe und prangerte auf einer Reise nach Kiew als Mitglied einer hochkarätig besetzten Arbeitstruppe den „russischen Ökozid“ in der Südukraine an. Bei der Abstimmung über das heiß diskutierte EU-Naturschutzgesetz saß Thunberg im Europaparlament. Sie war mit dem Ergebnis unzufrieden: „Es ist absurd, dass wir für das absolute Minimum kämpfen müssen.“

Was sie nach der Schule machen möchte, behält die von der Zeitschrift „Time“ zur „Person des Jahres 2019“ gekürte Umweltkämpferin für sich. Den britischen Journalisten sagte sie einmal, dass sie auf keinen Fall in die Politik gehen würde: „Das ist zu toxisch.“ Angeblich arbeitet sie gerade an einem Buch mit Essays von Prominenten zum Thema Klimawandel.

Thunberg wirkt oft wütend oder besorgt, doch in einem Interview mit der BBC zeigte sie sich kürzlich von der heiteren Seite. Der Journalist fragte sie, ob ihr die heftigen Twitter-Angriffe von Donald Trump und Wladimir Putin etwas ausmachen würden. Die Schwedin antwortete lächelnd: „Die mächtigsten Männer der Welt fühlen sich durch Teenager bedroht, das finde ich sehr lustig.“

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