Sie klingt angeschlagen und heiser am Telefon. Elisabeth Müller (Name geändert) aus Bühl ist seit etwa vier Tagen krank, sie glaubt die Symptome einer schweren Erkältung zu haben. Oder einer Coronavirus-Erkrankung. Fragwürdig findet sie, wie in Arztpraxen und beim Gesundheitsamt mit ihr umgegangen wurde.
Die 49-Jährige ist kürzlich aus Köln zurückgekehrt, wo sie nach eigener Darstellung Personen getroffen hat, die Kontakt mit Corona-Infizierten hatten. „Ich habe keine Panik“, sagt Müller. „Ich versuche, mich verantwortungsvoll zu verhalten. Aber ich fühle mich in dieser Sache alleine gelassen“.
Patientin beklagt "Spießrutenlauf"
In einer E-Mail an die BNN hatte die Leserin zuvor beschrieben, wie sie erfolglos versucht hatte, herauszufinden, woran sie erkrankt sei. Müller nennt ihre Erfahrungen bitter einen „Spießrutenlauf“.
Bei einem Telefongespräch mit dem Hausarzt sei sie zunächst gebeten worden, als „Risiko-Patientin“ der Praxis fernzubleiben und einen Coronavirus-Test im Krankenhaus zu machen. In Bühl sei es jedoch nicht möglich gewesen, weil im dortigen Krankenhaus die Räumlichkeiten für Risikopatienten fehlten, so die Frau.
Sie sei deshalb gebeten worden, sich an ein Labor in Baden-Baden zu wenden. Dort erfuhr Müller, dass sie in die Notfallambulanz kommen könne, wenn es ihr ganz schlecht gehe. Weiter hieß es, man könne eine Corona-Ansteckung nicht ausschließen, sie solle aber trotzdem nicht getestet werden, weil kein direkter Kontakt zu Infizierten bestanden habe.
In einem weiteren Telefonat mit dem Gesundheitsamt in Rastatt bekam Müller den Rat, den rund 250 Euro teuren Test in einem Karlsruher Labor zu machen – kostenlos auf Überweisung ihres Hausarztes oder eben auf eigene Kosten.
Keine Corona-Testsets in den Praxen
Die BNN-Leserin findet den Umgang mit den möglichen Virusträgern fragwürdig. Ihr fehlt das Verständnis dafür, dass die Ärzte keine Testsets hätten und speziell für Risikopatienten eingerichtete Praxen fehlen würden.
„Meine Tochter macht sich große Sorgen, zudem weiß ich nicht, ob ich bald den Geburtstag meines krebskranken Vaters mitfeiern kann. Sollte ich besser zwei Wochen lang unter Quarantäne bleiben, solange es keine Gewissheit gibt?“, fragt Müller. Die BNN haben das Gesundheitsamt Karlsruhe zu diesem Fall befragt. Dort bittet man, Ruhe zu bewahren und dem ärztlichen Urteil zu vertrauen.
Es bestehe keine Notwendigkeit, Elisabeth Müller zu testen, sagt Ulrich Wagner, Leiter der Abteilung Gesundheitsschutz. Schließlich habe sich die Leserin nicht in einem Corona-Risikogebiet aufgehalten. Zudem sei ein Kontakt zu symptomfreien Kontaktpersonen von Corona-Infizierten nicht relevant.
„Es gibt gute Gründe, unnötige Tests zu vermeiden“, sagt Wagner. Etwa die Tatsache, dass man mit der für das Testen notwendigen Schutzausrüstung ökonomisch umgehen sollte, weil die Arztpraxen sie für den Fall einer größeren Epidemie bald noch dringend brauchen würden. „Es wird materielle Engpässe geben“, warnt der Abteilungsleiter.