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Umbruch bei Gazprom-Firma

Nord Stream 2: Matthias Warnig ist raus – Gerhard Schröder bleibt

Matthias Warnig ist bei Nord Stream 2 ausgeschieden. Der Abgang des Geschäftsführers der Ostsee-Pipeline-Firma markiert das Ende einer langjährigen Doppelspitze zweier Putin-Vertrauter.

Matthias Warnig, Geschäftsführer der Nord Stream 2 AG, spricht nach einem Gespräch mit der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern vor der Staatskanzlei mit Medienvertretern.
Matthias Warnig, hier nach einem Gespräch mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig 2020 in Mecklenburg-Vorpommern, gilt als langjähriger Vertrauter von Wladimir Putin. Foto: Jens Büttner/dpa

Der Chef ist von Bord: Matthias Warnig ist nach BNN-Informationen als Geschäftsführer der Nord Stream 2 AG ausgeschieden. Das vermeldete auch das Schweizerische Handelsamtsblatt (SHAB) am Dienstag.

Im SHAB heißt es wörtlich: „Ausgeschiedene Personen und erloschene Unterschriften: Warnig, Artur Matthias, deutscher Staatsangehöriger, in Staufen (DE), Geschäftsführer, mit Einzelunterschrift.“ Der Tagesregister-Eintrag zu der Firma, die im Kanton Zug ansässig ist, datiert auf den 20. Juli.

Damit hat der in Staufen bei Freiburg lebende Manager und langjährige Putin-Vertraute einen Schritt vollzogen, den er Medienberichten zufolge eigentlich schon Ende März tun wollte: die Abkehr von seiner rund 18-jährigen Tätigkeit für die Ostsee-Pipelines.

Die Motive für den Rückzug des 68-jährigen Managers sind letztlich unklar. Warnig war auf Anfrage nicht erreichbar.

Der frühere Stasi-Major gilt als enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin, mit dem er schon in dessen Zeit als stellvertretender Bürgermeister von St. Petersburg Geschäfte gemacht haben soll. Aufgrund seiner besonderen Nähe zu Putin steht Warnig als einziger Deutscher auf einer Oligarchen-Sanktionsliste der USA. Gegenüber der „Zeit“ hatte er im Januar über eingefrorene Privatkonten geklagt.

Sanierungsmöglichkeiten von Nord Stream 2 werden geprüft

Nicht nur Warnig privat, auch die Nord Stream 2 AG hat massive Finanzprobleme aufgrund von Sanktionen. Kurz nach dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 wurde in der Schweiz ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Bis heute ist unklar, ob das Unternehmen, das im Eigentum des Gazprom-Konzerns steht, abgewickelt wird. Zuletzt wurde von einem Gericht in Zug die sogenannte Nachlassstundung bis zum 10. Januar 2024 verlängert. Während dieser Zeit kann das Unternehmen mit einem externen Sachwalter Sanierungsmöglichkeiten prüfen und realisieren.

Gerhard Schröder und Matthias Warnig arbeiten seit vielen Jahren für russische Energie-Unternehmen. Hier feiern sie den Baustart zur ersten Nord-Stream-Pipeline 2010.
Ex-Kanzler Schröder und Putin-Intimus Matthias Warnig (beim Baustart der ersten Pipeline) waren viele Jahre das Führungsduo von Nord Stream 2. Foto: Nord Stream AG/Archiv

Im Januar soll sich demnach entscheiden, ob die Pipeline-Firma womöglich doch noch eine Zukunft hat. Ein wichtiger Ansprechpartner für die Behörden könnte dann immer noch Gerhard Schröder (SPD) heißen.

Ex-Kanzler Schröder weiterhin bei Nord Stream 2

Der Ex-Bundeskanzler wird aktuellen Eintragungen beim Handelsregisteramt Zug zufolge weiterhin als Präsident des Verwaltungsrates, also als Aufsichtsratsvorsitzender, geführt. Daran ändert offenbar auch das Ausscheiden seines Weggefährten nichts. Schröder und Warnig hatten zusammen bereits ab 2005 die erste Nord-Stream-Pipeline vorangetrieben.

Dass die Nord Stream 2 AG noch eine Zukunft hat, ist derzeit kaum vorstellbar. Die Doppelpipeline gilt wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine als politisch tot. Sie hat keine Betriebsgenehmigung und ist seit den mysteriösen Sprengstoffanschlägen im September 2022 bei Bornholm stark beschädigt.

Dass die Nord Stream 2 AG trotz der Sanktionen nicht völlig mittellos sein dürfte, ergibt sich aus einem lukrativen Geschäft, das vor einigen Monaten stattfand. Die deutsche Bundesregierung kaufte eine größere Menge Pipeline-Rohre aus dem Besitz der Nord Stream 2 AG. Etwa 70 Millionen Euro sollen „Business Insider“ zufolge geflossen sein.

Mit rund 3.000 Rohren aus Spezialstahl soll eine Anbindungspipeline von Rügen zum Nord-Stream-Endpunkt in Lubmin gebaut werden. Als Ersatz für das Nord-Stream-Gas soll dann Flüssiggas (LNG) von Gastankern an schwimmende Regasifizierungsterminals übergeben und in das deutsche Gasnetz eingespeist werden.

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