Die Dame trägt Leoprint über Mund und Nase. Nun mag in den Corona-Zeiten der Vermummung beim Betreten eines Ladens selbst so ein tierische Maskenbild schon mal im Dschungel der Großstadt aufgetaucht sein.
Doch was die Karlsruherin Franziska Mergl kreiert hat und nun selbstbewusst vor dem Gesicht trägt, das weist zwei weitere Besonderheiten auf: Die Durlacher Maske ist nicht aus Stoff. Sie ist aus Papier gemacht. Dazu kommt ein überhaupt nicht verbreiteter Kniff: Diese Maske klebt an zwei Stellen auf der Wangenhaut, sie ist also bändellos.
Besonders vorteilhaft beim Friseurbesuch
Keine Halteschnüre muss man als Schlaufen um die Ohren legen. Somit behält man den Kopf frei. Auslöser für diese praktische Papiermaske war für Franziska Mergl der wieder mögliche Friseurbesuch: Dank einer bändellosen Klebemaske aus Papier kann doch die Haarstylistin frei drauflos schnippeln.
Der Mensch auf dem Frisierstuhl muss nicht krampfhaft die Maske mit der Hand festhalten, wenn die Ohren nach den Corona-Wochen wieder frei geschnitten werden.
Das macht die Maske zu einer Aufsehen erregenden Rarität. In zwei Friseursalons werde die Papiermaske schon eingesetzt, berichtet Mergl. Die elterliche Druckerei Holler, in der sie mitarbeitet, hat mit der Maskenproduktion begonnen.
Da die Pandemie wohl noch lange nicht völlig gestoppt sei, sieht ihr Vater, Firmenchef Zdravko Holler, weiter einen großen Bedarf nach Mund- und Nasenschutz . Folglich ist die Durlacher Maskenproduktion ein Versuch, den Umsatzeinbruch bei der Druckbranche im Werbegeschäft aufzufangen.
Wenn schon Pflicht, dann doch wenigstens schön
Papiermasken sind keine Medizinprodukte mit kompletter Atemschutzfunktion. Sie gelten als relativer Schutz vor Infektionen über die Atemwege wie gängige Stoffteile. Sie werden längst über das Internet von vielen Firmen für den Einmalgebrauch vertrieben.
Der Hersteller über das ProduktUnser Angebot ist keine medizinische Schutzmaske
„Unser Angebot ist keine medizinische Schutzmaske“, stellt auch der Karlsruher Maskenhersteller Holler klar. Doch sei die nur ein Zehntel Millimeter dicke Papierschicht ähnlich funktional wie einfacher Vliesstoff vor den Atemwegen, unter dem die Karlsruher derzeit beim Einkauf oder bei der Bahnfahrt schwitzen.
Franziska Mergl kommt es auch auf „ein schönes Design“ an. Wenn man schon eine das Gesicht verdeckende Maske in schwieriger Zeit tragen müsse, dann könne man doch wenigstens ein „schmückendes Accessoire – etwas Spielerisches“ auf der Nase sein.
Lebensfreude auf Papier
Da gehe es doch auch um „Lebensfreude“ bei aller gebotenen Vorsicht. Unter den vier Typen der ersten Serien leuchtet etwa ein roter Kussmund aus der Maske. Da kann sich die Frau mit ihrem wie gemalten Spiegelbild als Gegenüber und vor Viren relativ sicher die Haare schön machen lassen. Selbst die vorangehende Kopfwäsche oder das anschließende Färben fallen Subjekt und Objekt im Salon leichter.
Franziska MerglDie Masken passen zu jedem Gesicht
„Die Masken passen zu jedem Gesicht“, meint ihre Bildnerin. Sie sind zweiflüglig, haben also Schmetterlingsgestalt und die Maße 14,5 Zentimeter lang und zehn Zentimeter breit. Nur zwei Gramm wiegt das Gesichtspapier. Einfach die Flügel auseinandergeklappt und auf den Nasenrücken gesetzt, unterm Kinn angedrückt, an den zwei vorher freigelegten Klebestellen in Höhe der Wangenknochen sanft angedrückt – und die Maske sitzt.
„Der Klebstoff ist hautverträglich“, versichert Firmenchefin Petra Holler. Bei der Masken-Produktion in der Druckerei wird zunächst der Papierbogen mit einem Motiv wie dem Leopardenfell oder der Kussmund-Schönheit bedruckt, danach wird mit der Schmetterling-Form ausgestanzt – und fertig ist das Einwegprodukt.
Maske haftet auch am Drei-Tage-Bart und auf Creme
„Die Maske haftet auch auf Creme und Schminke“, versichert Franziska Mergl. Auch ein Drei-Tage-Bart könne sie nicht von der Männerhaut abstoßen. Regenfest sei die Maske nicht, aber ein paar Tropfen könne sie ohne Ablösungserscheinungen am Waschbecken des Salons schon aushalten.
Doch nicht nur dort kann man das Gesicht mit dem dekorativen Papier verhüllen: Auch beim Bäcker und in der Boutique oder in der Straßenbahn genügen Frau und Mann damit dem aktuellen Maskenzwang.