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Meinung

von Daniel Streib

Wahlkampfauftritte abgesagt

Vorfälle um Weidel und Chrupalla: AfD übertreibt mal wieder schamlos

Beim Wirbel um die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla sind vorschnelle Urteile unangebracht. Klar ist aber schon jetzt: Für die eigene Propaganda übertreibt die AfD wieder mal schamlos.

Die Vorsitzenden der AfD Alice Weidel und Tino Chrupalla.
Die Vorsitzenden der AfD Alice Weidel und Tino Chrupalla. Foto: Bodo Schackow/dpa

Wenige Tage vor den Landtagswahlen in Hessen und Bayern macht die AfD mit obskuren Vorfällen um ihre beiden Bundessprecher Alice Weidel und Tino Chrupalla auf sich aufmerksam.

Noch ist die Sachlage nicht vollständig geklärt, deshalb sind vorschnelle Urteile unangemessen. Schon jetzt lässt sich aber feststellen: AfD-Politiker übertreiben wieder einmal schamlos. Wenn es der eigenen Sache dient, nimmt man es dort offensichtlich mit der Wahrheit nicht so genau.

Weidel führt vor, wie Rechtspopulismus funktioniert

Am Beispiel der jüngsten mutmaßlichen Opferinszenierungen um Weidel und Chrupalla lässt sich immerhin schön beobachten, wie Rechtspopulismus funktioniert: Ein wahrer Kern wird aufgebauscht und für Propaganda instrumentalisiert. Gerne auch in höchstpersönlicher Angelegenheit.

Gerade in Bayern, wo die Flugblatt-Affäre um Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger viel Aufmerksamkeit abzog, könnte der Wirbel die AfD-Klientel zur Wahl am Sonntag mobilisieren.

Die Geschehnisse um den Schwächeanfall von Tino Chrupalla am Mittwoch in Ingolstadt müssen aufgeklärt werden, keine Frage. Das sollte die AfD aber den zuständigen Ermittlern überlassen. Stattdessen werden unverantwortlich Spekulationen geschürt.

Vor allem Weidels Fall ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Sie sagte einen Wahlkampfauftritt am Tag der Deutschen Einheit in Bayern ab. Offizielle Begründung eines AfD-Sprechers bei der Veranstaltung im Dorf Mödlareuth: Weidel halte sich in einem „Safehouse“ versteckt, weil die Polizei mit einem Anschlag rechne.

In Wahrheit weilte AfD-Politikerin Alice Weidel auf Mallorca

Mittlerweile ist erwiesen, dass der AfD-Sprecher gelogen hat oder eben ziemlich schlecht darüber informiert war, wo seine Parteichefin tatsächlich war.

In Wahrheit weilte Weidel seit Anfang Oktober im Urlaub auf Mallorca. Andere Reisende erkannten sie dort ganz unbefangen mit ihrer Lebensgefährtin in einem öffentlichen Restaurant – was sicherlich alles andere als ein Safehouse ist.

Mag sein, dass die AfD-Politikerin im September an ihrem Wohnsitz in der Schweiz einer Bedrohungssituation ausgesetzt war. Fakt ist aber: Hinsichtlich des Auftritts in Bayern hatte das Bundeskriminalamt keine Bedenken. Die Absage jetzt mit dem unklaren Vorfall in der Schweiz zu begründen, ist dreist.

Tatsächliche Gefahr für Politiker wird instrumentalisiert

Instrumentalisiert wird zudem das tatsächliche Bedrohungspotenzial, dem sich Spitzenpolitiker jedweder Couleur leider grundsätzlich ausgesetzt sehen. Allein die Geschichte der Bundesrepublik verzeichnet mehrere folgenschwere Attentate.

Etwa der Paketbombenanschlag auf Konrad Adenauer 1952, bei dem der Kanzler unverletzt blieb, aber ein Sprengmeister starb. Oder die Angriffe im Jahr 1990 auf Oskar Lafontaine und Wolfgang Schäuble. Der Ortenauer Bundestagsabgeordnete sitzt seither im Rollstuhl.

Ein psychisch Kranker schoss damals bei einer Wahlkampfveranstaltung in Oppenau mit dem Revolver auf den damaligen Bundesinnenminister, der nur knapp überlebte. Man fragt unweigerlich, was Schäuble sich bei dem Wirbel um das AfD-Spitzenpersonal denkt.

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