Die Frage, ob die Weihnachtsgottesdienste im Land dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie stattfinden, wird von der Erzdiözese Freiburg oder der Evangelischen Landeskirche in Karlsruhe oder Stuttgart nicht zentral beantwortet. Sie geben nur Empfehlungen und die Kirchengemeinden bestimmen selbst, ob Gläubige zum Präsenzgottesdienst kommen dürfen.
Im katholischen Dekanat Acher-Renchtal beispielsweise finden in Achern Gottesdienste unter Wahrung der Abstands- und Hygieneregeln statt, also mit einer stark begrenzten Teilnehmerzahl.
Im benachbarten Oberkirch und im Oberen Renchtal werden bis zum 26. Dezember, also an Weihnachten, Gläubige die Gottesdienste besuchen können, danach bis zum 10. Januar nicht mehr. In Baden-Baden werden alle Weihnachtsmessen vor Ort und online gefeiert, für den Präsenz-Gottesdienst ist eine Anmeldung erforderlich. Die protestantische Kirche in Bruchsal hat alle Festgottesdienste in Präsenzform abgesagt, die Katholiken entscheiden von Fall zu Fall.
In Karlsruhe finden die Weihnachtsgottesdienste der katholischen Kirche statt, auch das evangelische Dekanat hat sich dazu entschlossen, die Feiern größtenteils stattfinden zu lassen.
Ausschlaggebend war laut Dekanat die Entwicklung der Corona-Inzidenzen in der Stadt Karlsruhe: „Diese halten sich seit Tagen auf einem Niveau deutlich unter 200 pro 100.000 Einwohner pro Woche. Unter diesen Bedingungen können Weihnachtsgottesdienste in Präsenz verantwortbar gefeiert werden.“, teilt das Dekanat mit. Auch hier ist wegen der begrenzten Plätze eine Anmeldung nötig.
Keine Gottesdienste in der Karlsruher Stadtkirche
Für die Protestanten in Karlsruhe gibt es allerdings eine Ausnahme: Die Weihnachtsgottesdienste in der Stadtkirche werden in diesem Jahr nicht stattfinden, weil sich der Ältestenkreis der evangelischen Kirche Alt- und Mittelstadt aufgrund der hohen Inzidenzwerte dagegen entschied, teilte Daniel Meier mit, Pressesprecher der evangelischen Landeskirche Baden.
„Die Kirchengemeinden sind rechtlich eigenständige Institutionen“, sagt Meier, „die Landeskirche gibt deshalb nur Empfehlungen heraus. Diese sind mit der württembergischen Landeskirche und der Erzdiözese abgesprochen.“ Eine grundlegende Empfehlung der Landeskirche ist es, die Gottesdienste ab einem Inzidenzwert von 300 abzusagen.
Pforzheim verzichtet auf Gottesdienste vor Ort
In Pforzheim hingegen liegt der Inzidenzwert seit Längerem bei über 300. „Bei diesen hohen Zahlen mussten wir als Gemeinde Verantwortung übernehmen und die Gottesdienste ausfallen lassen“, sagt Claudia Becker von der evangelischen Kirche in Pforzheim.
„Wir hatten die Gottesdienste zweigleisig online und vor Ort vorbereitet, jetzt findet nur das Online-Angebot statt,“ erklärt sie. Claudia Becker fand die Empfehlungen der evangelischen Landeskirche Baden sehr hilfreich. „Trotzdem war es eine schwere Entscheidung. Es gibt viele Menschen, denen der Gottesdienst fehlen wird,“ sagt sie.
Dass Gläubige von außerhalb die Gottesdienste besuchen, schloss Daniel Meier nicht aus: „Es erfolgt ohnehin eine Anmeldung. Und wenn noch Plätze frei sind, ist das eine schöne Sache.“ Der Pressesprecher sieht zur Verkündigung der Weihnachtsbotschaft jedoch den Gottesdienst nicht als unbedingt notwendig. „Das kann auch durch andere Medien geschehen oder durch Zeit mit der Familie.“
Pfarrer können selbst entscheiden
Michael Kasiske, Pressesprecher der Erzdiözese Freiburg, erklärt, dass die Verantwortlichen im Bistum ebenfalls eine Empfehlung herausgegeben haben, die eine Absage des Gottesdienstes vorsieht, wenn der 7-Tage-Inzidenzwert von 300 in einem Bereich überschritten ist.
Der Pfarrer vor Ort entscheidet.Michael Kasiske, Erzdiözese Freiburg
Das gilt zum Beispiel in Pforzheim, wo neben den evangelischen auch die katholischen Gottesdienste abgesagt sind. Kasiske erklärt jedoch, dass das Prinzip der Subsidiarität gelte: „Der Pfarrer vor Ort entscheidet“, sagt Kasiske.
Die Weihnachtsbotschaft könne auch anders vermittelt werden: „Das alles ist ein Abwägen von Tradition und Möglichkeiten.“