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DFB-Pokal-Finale

21 Jahre, kein Titel: Völler will was „in der Hand halten“

Rudi Völler ist das Gesicht von Bayer Leverkusen und hat nach Ansicht seines früheren Ausbilders Reiner Calmund „ein Lebenswerk“ erschaffen. Einen Titel gewonnen hat Völler mit Bayer in mehr als 20 Jahren aber noch nicht. Das soll sich am Samstag ändern.

Der FC Bayern München und Bayer Leverkusen bestreiten am Samstag im Berliner Olympiastadion das DFB-Pokalfinale.
Der FC Bayern München und Bayer Leverkusen bestreiten am Samstag im Berliner Olympiastadion das DFB-Pokalfinale. Foto: Jan Woitas/zb/dpa

Im April ist Rudi Völler 60 geworden. Seine Karriere biegt auf die Zielgerade ein. Bis 2022 steht der Sportchef bei Bayer Leverkusen noch unter Vertrag. Ob er danach weitermacht, ist offen. Denn so mancher witzelt: Bevor Völler keinen Titel mit Bayer holt, kann er nicht aufhören.

Es klingt absurd, ist aber wahr. Als Völler 1994 nach Leverkusen kam, war der Verein im Jahr zuvor Pokalsieger geworden. Nach insgesamt 21 Jahren mit dem Torjäger und Funktionär Völler - unterbrochen von knapp fünf Trainer-Jahren bei der Nationalmannschaft und AS Rom - ist kein weiterer Titel dazugekommen. „Etwas in der Hand zu halten, würde uns gut tun“, sagt Völler vor dem Pokal-Endspiel am Samstag (20.00 Uhr/ARD und Sky) gegen den FC Bayern München: „Das gilt für alle hier.“

Der DFB-Pokal hätte für Völler auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil er ihn schon als Spieler nie gewann. Er beschränke sich eben auf die wichtigen Titel, sagt Völler immer, wenn jemand darauf hinweist, dass er als Profi zwar die Champions League und den WM-Titel gewonnen habe, aber nie deutscher Meister oder eben DFB-Pokalsieger wurde.

Dass es mit Bayer nie klappte, liegt an den Erlebnissen der Jahre 2000 und 2002, glaubt Völler. „Wir leiden noch unter der Vergangenheit“, sagt er: „Da hätte man was gewinnen müssen. Das rennt uns hinterher, das tut auch heute noch ein bisschen weh.“ Im Jahr 2000 verspielte Leverkusen unter anderem durch ein Eigentor von Michael Ballack in Unterhaching den sicher geglaubten Meistertitel. 2002 wurde Leverkusen sogar „Triple-Vize“ in Meisterschaft, Pokal und Champions League. Fünf Leverkusener wurden danach unter dem Trainer Völler auch noch Vize-Weltmeister. Nur während der DFB-Zeit von 2000 bis 2004 und einem kurzen Trainer-Engagement in Rom danach arbeitete er seit 1994 nicht in Leverkusen.

Doch auch ohne Titel ist der frühere Weltklasse-Torjäger seit zweieinhalb Jahrzehnten das Gesicht von Bayer. Nach dem  Karriere-Ende als Profi wurde er quasi der Azubi von Manager Reiner Calmund. Der damalige Vorstandschef der Bayer AG, Manfred Schneider, gratulierte Calmund zum „teuersten Lehrling Europas“. Heute sagt Calmund: „Die wunderbare Entwicklung der gesamten Infrastruktur hat Rudi in erster Linie mit zu verantworten. Das ist ein Lebenswerk!“

Dem aber eben noch die Krönung fehlt. Und deshalb hoffen viele Leverkusener allein schon für ihren Sportchef auf den Sieg am Samstag. „Ich würde jedem im Verein dieses Gefühl gönnen. Natürlich auch und besonders Rudi Völler“, sagt Club-Chef Fernando Carro. Der frühere Bertelsmann-Vorstand arbeitet „sehr gut und vertrauensvoll mit ihm zusammen. Er hat Erfahrungen und Fähigkeiten, die ich nicht habe und umgekehrt.“

Inzwischen ist der einstige Calmund-Lehrling der Lehrmeister, leitet mit Sportdirektor Simon Rolfes seinen eigenen Nachfolger und in Assistent Stefan Kießling auch gleich den potenziellen Rolfes-Nachfolger an. „Ich bin dankbar und nehme diese Erfahrung gerne mit“, sagt Rolfes der Deutschen Presse-Agentur: „Ich glaube, es ist eine gute Mischung mit uns beiden, die Kombination passt.“ Er schätze es sehr, dass Völler ihm vertraue und ihn „Dinge umsetzen und vorantreiben“ lasse: „Das finde ich gut, weil ich das gerne mache. Ich habe meine eigenen Vorstellungen und Ideen für die Zukunft des Vereins.“

Ob und wann Völler Rolfes die erste Position überlässt, könnte durchaus auch mit möglichen Titeln zusammenhängen.

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