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Formel 1

„Wurm drin“: Vettel-Frust bei Neustart - Bottas gewinnt

Die Ferrari-Abschiedstour von Vettel beginnt frustrierend. Der Deutsche fährt beim Formel-1-Neustart in Österreich chancenlos hinterher - und patzt auch noch. Es gewinnt mal wieder ein Mercedes-Pilot.

Der Finne Valtteri Bottas gewann im Mercedes in Spielberg.
Der Finne Valtteri Bottas gewann im Mercedes in Spielberg. Foto: Mark Thompson/pool Getty/AP/dpa

Hinter dem Ferrari-Mundschutz suchte Sebastian Vettel verbittert nach Erklärungen für seinen desaströsen Fehlstart in die Formel-1-Notsaison.

Weit abgehängt hatte sich der 33-Jährige mit einem Anfängerfehler in Österreich das Rennen komplett zerstört und war gerade noch als Zehnter von elf Fahrern ins Ziel gerollt. „Es war irgendwo der Wurm drin“, klagte Vettel - und das war noch eine Untertreibung. Beim überlegenen Sieg von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas im am Ende spektakulären Geister-Grand-Prix in Spielberg glich Vettels Auftritt einem Debakel.

„Ich hatte unheimlich Probleme auf der Strecke zu bleiben. Ich habe das Auto nicht wiedererkannt, es war ganz schwer zu fahren“, sagte der Hesse zum missratenen Beginn seiner Abschiedstour bei Ferrari. Am Saisonende muss Vettel die Scuderia verlassen. Dass seinem peinlichen Dreher ein Kontakt mit seinem Ferrari-Nachfolger Carlos Sainz im McLaren vorangegangen war, machte das Desaster perfekt. Was möglich gewesen wäre, zeigte Teamkollege Charles Leclerc. Der Monegasse trieb den lahmenden Ferrari noch auf Rang zwei. „Für mich eins meiner besten Rennen, seit ich in der Formel 1 bin“, schwärmte Leclerc.

Dabei profitierten der 22-Jährige und der Überraschungs-Dritte Lando Norris im McLaren aber von einer Strafe gegen Titelverteidiger Lewis Hamilton. Der Silberpfeil-Star war nach der zweiten Safety-Car-Phase mit dem anstürmenden Red-Bull-Mann Alexander Albon kollidiert, die Fünf-Sekunden-Sanktion der Rennrichter spülte ihn zurück auf Platz vier. „Es hat sich angefühlt wie ein Rennunfall. Aber die Strafe muss man akzeptieren, ich schaue nach vorn“, befand Hamilton.

Lange hatte es so ausgesehen, als wenn nur die Getriebeprobleme an beiden Mercedes einen Doppelerfolg des Weltmeister-Teams verhindern könnten. Doch durch die vielen Ausfälle wurde es am Ende noch einmal dramatisch. „Ich bin froh, das Auto ins Ziel gebracht zu haben“, sagte Bottas nach dem achten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere.

Feiern durfte der Finne wegen der strengen Hygienerichtlinien beim Neustart der Formel 1 nur vor leeren Tribünen in der Steiermark. Immerhin eine kleine Champagner-Sause war den drei Erstplatzierten auf der Zielgeraden erlaubt.

Noch größer als bei Bottas war die Begeisterung bei Leclerc und Norris, die kaum jemand für einen Podiumsplatz auf der Rechnung gehabt hatte. Eigentlich war Red Bull als zweite Kraft erwartet worden, doch der Niederländer Max Verstappen und später auch Albon mussten mit technischen Problemen aufgeben. „Sehr erschütternd“ sei das, urteilte Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko. Dabei hatte sich das Team des Getränke-Giganten bei seinen beiden Heimspielen zum Saisonbeginn erhofft, gleich die Mercedes-Dominanz zu brechen.

Sieben Monate seit dem Saisonfinale in Abu Dhabi und vier Monate seit dem abgesagten Australien-Auftakt hatte die Formel 1 auf ihren nächsten Grand Prix warten müssen. Dem Neuanfang in der Corona-Krise ging dann ein symbolischer Akt voraus: 14 der 20 Piloten gingen als Zeichen des Protests gegen Rassismus auf ein Knie. Neben Hamilton, dem stärksten Befürworter dieser Geste, schloss sich unter anderen auch Vettel der Aktion an. Zudem trugen alle Fahrer schwarze T-Shirts, die meisten mit der Aufschrift „End Racism“. Hamiltons Shirt trug die Botschaft „Black lives matter“.

Der Brite, der Michael Schumachers Rekord von sieben WM-Titeln in dieser Saison egalisieren will, musste kurz vor dem Start einen Rückschlag hinnehmen. Statt von Platz zwei durfte er nur von Rang fünf starten, weil er in der Qualifikation bei seiner schnellsten Runde regelwidrig Gelbe Warnflaggen missachtet hatte. Die Rennkommissare gaben einem Protest des Red-Bull-Teams statt. „Das muss man sportlich nehmen“, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

So konnte Hamiltons Teamkollege Bottas das Rennen von vorn bestimmen und ließ sich zu keiner Zeit von Rang eins verdrängen. Hamilton kam dem Finnen zwar mehrfach sehr nah, konnte aber nie ernsthaft attackieren. Wie bei vielen Teams schlichen sich auch bei Mercedes im Rennverlauf technische Sorgen ein. Gleich neun Fahrer erreichten in Spielberg nicht das Ziel.

Schon in einer Woche ist auf dem Red-Bull-Ring der zweite Saisonlauf angesetzt, sieben Tage später folgt dann der Große Preis von Ungarn. In Budapest will Ferrari dann eine komplett überholte Version seines Autos an den Start bringen. Sebastian Vettel kann den Radikal-Umbau seines störrischen F1000 sicher kaum erwarten.

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