Dass es im Herbst auf den Fußballplätzen und Sporthallen der Region wieder richtig zur Sache gehen soll, freut nicht nur Sportler und Vereine, sondern auch die jeweiligen Fachverbände. Auch sie haben unter der Corona-Krise gelitten – die einen mehr, die anderen weniger.
Vor allem bei denjenigen Verbänden, die sich über Veranstaltungen, Aus- und Fortbildungen sowie über den Wettkampfbetrieb finanzieren, klafft wegen des monatelangen Lockdowns ein Loch in der Kasse, wie Michael Titze, Geschäftsführer des Badischen Sportbunds Nord erläutert. „Verbände mit einem klassischen beitragsfinanzierten System hatten dagegen weniger darunter zu leiden”, ergänzt er. Die folgenden ausgewählten Beispiele zeigen: Auch auf Verbandsebene hat Corona Spuren hinterlassen.
Abgesagt Laufveranstaltungen machen Leichtathleten zu schaffen
Einnahmeverluste in sechsstelliger Höhe beklagt der Badische Leichtathletik-Verband (BLV). Vor allem die Absage von Volks- und Cityläufen wie auch von großen Marathons treffen die von Philipp Krämer geführte Organisation hart. Mehr als 100 Veranstaltungen, schätzt der BLV-Präsident, seien Corona zum Opfer gefallen, darunter der Freiburg Marathon im März.
Für den Baden Marathon in Karlsruhe soll es im September immerhin einen Ersatz in abgespeckter Form geben. Für den Verband nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dieser partizipiert an den Startgebühren – mit 50 Cent pro volljährigem Finisher.
Um die Ausfälle zumindest einigermaßen zu kompensieren, hat der BLV seine hauptamtlichen Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, eine Ausgabensperre für nicht unbedingt notwendige Investitionen verhängt und beim Sportbund Soforthilfe beantragt. „Vielleicht kommen wir so mit einem blass-blauen Auge davon”, hofft Krämer.
Rund die Hälfte der Teams verzichtet auf Tennis-Runde
Sechsstellig ist auch das Defizit, von dem der Badische Tennisverband (BTV) ausgeht. Zwar flogen hier in den vergangenen Wochen schon wieder die Bälle übers Netz, doch von Normalität war die diesjährige Medenrunde weit entfernt. Dies wirkte sich auch negativ auf die Verbandsfinanzen aus.
Nur rund die Hälfte der sonst 7.500 Mannschaften schlug diesmal auf, was bei einer Startgebühr von 28 Euro pro Team kräftig zu Buche schlägt, wie BTV-Geschäftsführer Samuel Kainhofer erklärt. Zudem mussten Bezirks- und Landesmeisterschaften sowie zahlreiche Turniere gestrichen werden.
Als Ersatz rief der Verband kurzerhand einen Pokalwettbewerb ins Leben, an dem rund 750 Zweier-Teams teilnahmen. Jede Menge Geld ging dem BTV dennoch flöten, weshalb dieser nun die Chance auf Soforthilfe aus dem Topf des Landes prüft. „Wenn wir einen Anspruch hätten, würden wir das machen”, sagt Kainhofer. In sportlicher Hinsicht, dessen ist sich der Geschäftsführer bewusst, sind die Tenniscracks in diesen Tagen privilegiert: „Kontaktlos, genügend Abstand, frische Luft– Tennis ist momentan der beste Sport.”
Turnern fehlen Einnahmen aus Lehrgängen
Geturnt wird dagegen in den Hallen – und die waren zuletzt geschlossen. Für den Badischen Turner-Bund (BTB) war dies zumindest in finanzieller Hinsicht kein großes Problem. „Der Wettkampfbereich ist eher ein Drauflege-Geschäft”, sagt BTB-Geschäftsführer Henning Paul, dem aber ein anderer Sektor Kopfzerbrechen bereitet: „Bei den Lehrgängen haben wir enorme Ausfälle.” 280 gebe es pro Jahr mit im Schnitt 20 Teilnehmern, rechnet Paul vor.
Zuletzt flossen hier keinerlei Teilnahmegebühren an den Verband, weshalb Paul die Ausfälle auf 200.000 bis 250.000 Euro beziffert.
Liquiditätsengpässe gebe es dennoch keine, sagt Paul und verweist auf freie Rücklagen. „Aber das ist natürlich trotzdem ärgerlich, wenn man die letzten Jahre so gut gewirtschaftet hat und das Geld jetzt weg ist”, erklärt er. Immerhin: Die Zuschüsse und die Mitgliedsbeiträge fließen weiter wie bisher.
Sorgen bei Judoka und Boxern halten sich in Grenzen
Das gilt auch für die meisten anderen Sportarten, so auch für Judo. Knapp 9.000 Athleten gehen in Baden auf die Matte, deren Beitrag in Höhe von 20,50 Euro geht zur Hälfte an den Badischen Judo-Verband (BJV) und zur Hälfte an den Deutschen Judo Bund.
„Finanziell haben wir keine Probleme”, sagt BJV-Präsident Wolfgang Drissler, zumal er bis jetzt noch keinen Mitgliederschwund feststellen konnte. Ein solcher würde freilich ein Loch in die Verbandskasse reißen. Sportlich hatten die Judoka dagegen massiv unter den Corona-Beschränkungen zu leiden, nach den Sommerferien soll nun der Wettkampfbetrieb wieder aufgenommen werden.
Auch bei den Boxern spielen die Mitgliedsbeiträge bei der Finanzierung eine entscheidende Rolle, weshalb sich die monetären Sorgen beim Boxverband Baden-Württemberg (BVBW) noch in Grenzen halten. Doch an einer Stelle könnten auf den Verband bald deutlich höhere Kosten zukommen: durch besondere Hygienevorschriften für Kopfschutz und Handschuhe, die etwa ein Prüfsiegel tragen müssen. „Das kann bei einer größeren Veranstaltung schon mal 2.000 Euro ausmachen”, sagt BVBW-Vizepräsident Dirk Regenscheit.
Sportschützen fürchten Mitgliederschwund
„Weder einfach noch übersichtlich” ist die Lage bei den Sportschützen, wie Elke Sommer, Geschäftsführerin des Badischen Sportschützenverbandes (BSV), berichtet. Zwar sei der BSV in finanzieller Hinsicht nicht so schlimm getroffen, doch auch ihm mache die Absage von Lehrgängen und Wettkämpfen, wie etwa der Landesmeisterschaften, zu schaffen. Immerhin: Die Abgabe der Vereine an den Verband – in Baden gibt es 225 Clubs mit 32.000 Mitgliedern – ist bereits geflossen.
Doch eine Sorge treibt Sommer um: „die Angst, dass einige Athleten nach der Pause nicht zurückkommen.” Die Folgen der Pandemie, sie dürften sich nicht nur bei den Schützen erst im kommenden Jahr vollends offenbaren.