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Schwartz angezählt: Beim KSC berät am Montag der Beirat über die Krise

Alois Schwartz stand am Sonntagmittag im Wildpark-Regen und wiederholte im Interview seine Sicht auf die Dinge. Er wähne sich beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC weiter „auf einem guten Weg, aber jetzt ist er steinig geworden. Dass man als Aufsteiger mal in so eine Situation kommen kann, wussten wir“. Wenige Stunden später beschrieb sich diese mit dem Abrutschen der Badener auf einen direkten Abstiegsplatz.

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Trainer Alois Schwartz (KSC) und Co-Trainer Dimitros Moutas (KSC), (von links). GES/ Fussball/ 2. Bundesliga: Karlsruher SC - Holstein Kiel, 01.02.2020 Football/Soccer: 2. Bundesliga: KSC vs Holstein Kiel, Karlsruhe, February 1, 2020 Foto: GES

Alois Schwartz stand am Sonntagmittag im Wildpark-Regen und wiederholte im Interview seine Sicht auf die Dinge. Er wähne sich beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC weiter „auf einem guten Weg, aber jetzt ist er steinig geworden. Dass man als Aufsteiger mal in so eine Situation kommen kann, wussten wir“. Wenige Stunden später beschrieb sich diese mit dem Abrutschen der Badener auf einen direkten Abstiegsplatz. Gesorgt hatte dafür der eine vorige Schwartz-Club 1. FC Nürnberg durch ein 2:0 über den anderen, den SV Sandhausen. Was kommt? „Morgen Training, Dienstag Training, Mittwoch Spiel. Was dann ist, weiß ich nicht. Das müssen Sie andere fragen“, so Schwartz.

Andere hatten sich nach der 0:2(0:2)-Niederlage vom Samstag gegen Holstein Kiel, der vierten in Reihe, vordergründig klar positioniert. Sportchef Oliver Kreuzer: „Wir sind jetzt abgerutscht auf den Relegationsplatz, aber was soll’s? Die anderen sind in Reichweite.“ Er könne nicht sagen, „nächste Woche mit einem anderen Trainer läuft das besser. Davon bin ich weit entfernt“.

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Ob Kreuzer das gegenüber dem Beirat, der sich von ihm am Montag eine belastbare Analyse der sportlichen Lage erwartet, wiederholen wird? Das Gremium, dem neben den Präsidiumsmitgliedern die Verwaltungsräte Michael Steidl und Thomas H. Hock angehören, muss entscheiden, was zu tun ist. Ob es hinter den Kulissen bereits Gespräche mit anderen Fußballlehrern gegeben hat, so halten sich eine Weile schon Gerüchte um Kontakte zwischen Kreuzer und Daniel Bierofka (früher 1860 München), ist unbekannt.

Wir können nicht zuschauen, wie auch die nächsten vier Spiele verloren gehen.
Ingo Wellenreuther, KSC-Präsident

Wellenreuther: So selbstkritisch muss das Trainerteam sein

Dass das Achtelfinalmatch im DFB-Pokal am Mittwoch in Völklingen gegen den 1. FC Saarbrücken keine Fehler erlaubt, betonte Clubchef Ingo Wellenreuther nicht extra.

„Wir können nicht zuschauen, wie auch die nächsten vier Spiele verloren gehen“, meinte er und forderte: „So selbstkritisch muss das Trainerteam sein, zu erkennen, dass die Maßnahmen der letzten Wochen nicht zu einem positiven Ergebnis kamen. Da werden sie sich etwas überlegen müssen. Ob die richtige Mannschaft spielt, ob die richtige Taktik gewählt ist. Dass wir heute zweimal Pech hatten, weil der Ball nicht rein ist und ansonsten alles super war, das sagen wir im Beirat sicher nicht.“

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Gondorf bleibt als Anführer noch überfordert

Nach der Pleite gegen Kiel sah sich Schwartz beim Gang in die Katakomben wüst beschimpft. Ein Journalist erkundigte sich dort bald bei Jérôme Gondorf: „Was macht Ihnen hier noch Hoffnung?“

Der Winter-Zugang gab genervt zurück: „Ihr Pessimismus nicht. Ich verstehe die Frage gar nicht. Wir sind Aufsteiger, wir sind in der Zweiten Liga. Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht, nur haben wir uns wieder selbst in Rückstand gebracht.“ Der Mittelfeldspieler war auf dem Feld in so einige Rollen geschlüpft, zuletzt gab der als Anführer noch überforderte Karlsruher den zentralen Verteidiger in der Dreierkette.

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Thiede: Von Helden zu Deppen

Das sagte vieles über die Dramaturgie eines wirren Fußball-Nachmittags, an dem KSC-Linksverteidiger Damian Roßbach (90.+2) wegen groben Foulspiels gegen Lee Jae-Sung die Rote Karte sah und an den der Rechtsverteidiger Marco Thiede zurückdenken wird.

Beim 0:1 durch Fabian Reese (26.), der nach Alexander Mühlings Flanke den Ball am zweiten Pfosten volley zwischen Benjamin Uphoffs Beine hindurch ins KSC-Tor beförderte, war auch Thiede nicht im Bilde. Vor dem 0:2 durch Finn Porath (31.) hatte Vorbereiter Reese ihm Knoten in die Beine gedribbelt. „Vor zwei, drei Monaten sind wir die Helden. Jetzt sind wir die Deppen. Wir selber haben es in der Hand, es wieder zu ändern“, meinte Thiede.

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Neuzugang Babacar Gueye (KSC) Foto: GES

Hofmann hätte Match in andere Bahn lenken können

Zur Wahrheit gehört, dass der früh an Kiels Torwart Ioannis Gelios gescheiterte Philipp Hofmann (4.) nach Hauke Wahls Riesenpatzer die Riesenchance zum 1:0 verpasst hatte.

Nach vertanen Anschlusschancen von Marvin Wanitzek (35.) und Hofmann (36.) reagierte Schwartz unorthodox, indem er vier Minuten vor der Pause doppelt wechselte, in Anton Fink und Marco Djuricin Offensive für den verwarnten Daniel Gordon (fehlt gegen den HSV) und Thiede brachte. Die Heimelf fand im zweiten Abschnitt in einen besseren Flow, doch vor und nach der Einwechslung von Debütant Babacar Gueye (78.) keinen Lohn.

Kommentar: Teufelskreis

Etwas ironisch ist es schon: Ausgerechnet die aktuelle Mannschaft seines vorigen Arbeitgebers 1. FC Nürnberg, dem er nie nachsah, im Frühjahr 2017 nicht geduldiger mit ihm gewesen zu sein, hat Alois Schwartz mit dem KSC auf einen Abstiegsplatz befördert. Natürlich: Im engen Zweitliga-Feld noch kein Beinbruch. Dennoch: Die Frage, wie geduldig der KSC sein sollte, wird intern erörtert. Zurecht.

Nach zwei Spieltagen des neuen Jahres wechselt für gewöhnlich keiner seinen Trainer. Woran aber bemisst sich stimmiges Timing? Kriterien gibt’s: Kommen die Resultate länger nicht. Mangelt es dem Spiel der Mannschaft dabei andauernd an taktischer Flexibilität. Klingen Erklärungen des Trainers längst eher nach Durchhalteparolen denn nach Krisenkompetenz. Und: Ist eine Anschlusslösung vorbereitet? Der KSC spielt am Mittwoch im Pokal beim 1. FC Saarbrücken, drei Tage später als Außenseiter beim HSV. Jede Entscheidung kann jetzt falsch sein. Ein Teufelskreis.

Schwartz verweist darauf, dass der KSC „nicht auf Rosen gebettet“ ist und Krisen wie die jetzige Begleitrisiken solcher Aufsteiger seien. Sechs Punkte aus den jüngsten neun Partien, dazu eine Spielanlage, die mehr auf den Erfolg des Zufalls denn auf die Wucht eingeschliffener Automatismen setzt – dieser Wahrnehmung entgegnen Schwartz und Sportchef Oliver Kreuzer mit Hinweisen darauf, in einem Umfeld zu arbeiten, das zu viel erwartet. Würde einer wie Daniel Bierofka, den der KSC gerüchteweise schon kontaktierte, mehr rausholen?

Im Beirat laufen Chancen-Risiken-Bewertungen. Präsident Ingo Wellenreuther fehlen „Mut, Tempo, Entschlossenheit“ in der Mannschaft. Unüberhörbar nach dem 0:2 gegen Kiel: Mit dem Krisenmanagement des Clubs ergeht es einem Teil der Zahlkundschaft inzwischen ähnlich.

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