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Planinsolvenz-Szenario

Der KSC braucht in jedem Fall dringend frisches Geld

Beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC berät man über die weiteren Schritte in wirtschaftlich prekärer Lage. Die Betroffenheit des e.V. im Falle der Eröffnung einer Planinsolvenz bei der Tochter, der KGaA, steht im Mittelpunkt der Beiratsitzung an diesem Dienstag. Eventuelle Risiken seien mit den Gremien über Wochen betrachtet worden.

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Fankurve und Gegengeradee werden momentan errichtet. Drohnen-Aufnahme Baustelle Wildparkstadion Karlsruhe. Foto: GES

Beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC berät man über die weiteren Schritte in wirtschaftlich prekärer Lage. Die Betroffenheit des e.V. im Falle der Eröffnung einer Planinsolvenz bei der Tochter, der KGaA, steht im Mittelpunkt der Beiratsitzung beim KSC an diesem Dienstag.

Eventuelle Risiken seien mit den Gremien über Wochen betrachtet worden, so Geschäftsführer Michael Becker, der sagt: „Abschließend gilt es, die Vor- und Nachteile der Optionen inklusive Alternativen sorgfältig zu bewerten und dann gemeinsam eine entsprechende Entscheidung zu treffen.“

Dass der Ball in den Bundesligen im Mai wieder rollen wird, ist Kern der Planspiele der Deutschen Fußball Liga (DFL). Ob es so kommt, weiß keiner. Kaum ein Experte geht aber davon aus, dass im Kalenderjahr 2020 Zuschauer in den Stadien Fußball sehen dürfen. So werden Fortführungsprognosen der Clubs unmöglich, weshalb die DFL ihre Statuten änderte. Vereine, bei denen ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, bekommen keine neun Punkte abgezogen. Auf eine Überprüfung der Liquiditätssituation im Lizenzierungsverfahren für 2020/2021 wird verzichtet.

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Liquiditätsbedarf durch Aktienstopp 4,6 Millionen Euro

Während einige Clubs seither Gedanken zu Insolvenz-Szenarien in Eigenverwaltung im Stillen anstellen, wurden solche beim Karlsruher SC mit seiner Kapitalgesellschaft (GmbH&Co KGaA) am Tag nach der DFL-Entscheidung am 1. April publik. Sie sind eine Weile schon Thema bei den Videokonferenzen, deren Schaltzentrale im Presseraum des Wildparkstadions eingerichtet wurde.

Der Corona-bedingte Schaden des KSC besteht bislang darin, dass der zur Sanierung gedachte Aktienverkauf ausgesetzt wurde. Weil Erlöse daraus aber zur Kostendeckung für dieses Geschäftsjahr eingeplant waren, berührt dies nun die Liquiditätssituation. 4,6 Millionen Euro, so bestätigt Geschäftsführer Michael Becker den BNN, beträgt der Bedarf.

TV-Geld im Mai muss kommen

Dieses Geld sichert Vize-Präsident Günter Pilarsky zwar mit Darlehen ab, doch würde der Rückgriff auf die Reserve die Schulden weiter erhöhen. Der KSC präsentiert der DFL, wie alle Clubs, wöchentlich ein „WorstCase-Szeanrio“. Dieses stellt dar, wie lange er, unter der Annahme, dass keine TV-Gelder kommen und die Saison abgebrochen wird, noch liquide ist. „Beim KSC ist hierbei nach aktuellen Planungen die Auszahlung der TV-Gelder Anfang Mai entscheidend“, erklärt Becker.

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Beirat lässt sich von zweiter Kanzlei beraten

Im Rahmen der Analyse des Szenarios „Insolvenz in Eigenverwaltung“ seien alle Verpflichtungen der Vergangenheit und Zukunft berücksichtigt worden. Becker erwähnt besagten Liquiditätsbedarf (4,6 Millionen). Hinzu komme eine Darlehensverpflichtung von vier Millionen Euro. Der Kölmel-Vertrag wäre per Schlusszahlung von 8,5 Millionen Euro abzulösen, andernfalls sind mindestens zwölf Millionen Euro an Restzahlungen zu leisten.

„Neben diesen bekannten Themen wurden in die Überlegungen auch die Besserungsscheine von knapp zehn Millionen Euro und die für die kommende Saison zusätzlich benötigte Liquidität einbezogen. Dies wären rund 3,5 Millionen Euro in der Zweiten Liga, rund sechs Millionen Euro wären es in der Dritten Liga.“ Die Risiken einer Insolvenzeröffnung bei der KGaA für den e.V., zu dem eine gesetzliche Rückhaftung auf fünf Jahre besteht, sollen bei einer Beiratsitzung am Dienstag deutlicher werden.

Dann erwartet sich der mit dem Präsidium und den Verwaltungsratsvertretern Michael Steidl und Thomas H.Hock besetzte Beirat der KGaA eine Expertise der Kanzlei Wellensiek (Heidelberg). Diese wurde vor Tagen nach Mehrheitsbeschluss im Präsidium „zusätzlich“ zum seit Anfang März auf einstimmiger Basis eingebundene Insolvenzanwalt Götz Lautenbach mandatiert. KSC-Präsident Ingo Wellenreuther, der sich einer Abwahl-Offensive gegenüber sieht, hatte Lautenbachs Wirken als ungenügend bezeichnet.

Stadtpolitik schaut genau hin

„Am Ende des Tages brauchen wir so oder so auch Geld. Wieviel wir brauchen, hängt davon ab, wann man das Verfahren startet, wie schnell man es abschließt und wie Vergleiche mit Gläubigern aussehen. Geld werden wir in der KGaA und im e.V. brauchen, denn beide sind voneinander abhängig“, so Becker.

Hinter den Kulissen geht es um Fragen der Haftung, um Fristen, und auch um Politik. Im Mai wird sich der Gemeinderat mit der Kostensteigerung beim Stadionbau beschäftigen. Die unklare Lage beim Pächter dürfte die Debatten in der Stadtpolitik nicht vereinfachen.

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