Meister-Torhüter Stefan Ortega und dessen Teamkollege Cédric Brunner saßen auf der Schattenseite des Wildpark-Rasens und schüttelten ungläubig die Köpfe. Die akustische Begleitung dazu lieferte Daniel Gordon, der ein paar Meter weiter gerade nach Worten suchte für das denkwürdige Geschehen, das sich zuvor ereignet hatte.
Mehr zum Thema:„Manchmal“, so formulierte es der Innenverteidiger des Karlsruher SC, „kann man Fußball nicht erklären.“ Warum Ortega, Brunner und Co am Ende nicht die volle Ausbeute eingefahren und dafür Gordon und seine Mitstreiter als Punktgewinner und moralische Sieger das Feld verlassen hatten, so ganz schien es keiner der Protagonisten zu verstehen. „Da war heute natürlich auch mal das Glück auf unserer Seite“, meinte Lukas Fröde.
Eichner sieht Aufholjagd auch als "Botschaft nach draußen"
Wird das 3:3 (1:3) zwischen dem KSC und Arminia Bielefeld für den Bundesliga-Aufsteiger nicht mehr als eine Fußnote unter einer famosen Meistersaison bilden, könnte der eine Punkt für die Karlsruher in der Endabrechnung die Rettung im dramatischen Zweitliga-Abstiegskampf bedeuten.
„Ich glaube, das war die Botschaft der Mannschaft nach draußen, dass sie lebt und dass sie hoffentlich diese Kraft auch endgültig mitnimmt, um diese Liga auf welchem Weg auch immer zu halten“, sagte KSC-Cheftrainer Christian Eichner nach der Partie. Vor dem letzten Spiel am Sonntag bei Greuther Fürth, das Marc Lorenz Gelb-gesperrt verpassen wird, haben die Badener den Relegationsplatz 16 nun so gut wie sicher und können noch den aktuell zwei Punkte besseren 1. FC Nürnberg auf Rang 15 überholen.
Meister Bielefeld macht von Beginn an ernst
Nach einem Happy End hatte es für den KSC, bei dem Christoph Kobald, Marco Thiede und Lorenz für Kapitän David Pisot, Manuel Stiefler und Dominik Kother in die Startelf gerückt waren, lange nicht ausgehen, nach 20 Minuten drohte gar ein Debakel. 0:3 stand es da. Für Arminen-Coach Uwe Neuhaus war es bis dato „ein Spiel wie gemalt“, wie er hinterher wissen ließ.
Auch interessant:Keine zwei Minuten hatte das beste Auswärtsteam der Liga gebraucht, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Brunner durfte von rechts ungestört flanken und Marcel Hartel in der Mitte völlig frei per Volleyabnahme vollenden. Für den KSC ein Nackenschlag, der Wirkung zeigte. Bester Beleg dafür: Dirk Carlsons Blackout in der zehnten Minute. Der Linksverteidiger, den zur Pause Damian Roßbach ersetzte, brachte mit einem für Torhüter Benjamin Uphoff gedachten Rückpass Fabian Klos ins Spiel. Und der beste Liga-Schütze, der kurz zuvor per Kopf noch zu hoch gezielt hatte, schob den Ball mühelos an Uphoff vorbei. Klos’ 20. Saisontreffer.
Nach Kobalds Eigentor droht dem KSC ein Debakel
Und es kam noch dicker für die Blau-Weißen, die die von Eichner geforderte Galligkeit komplett vermissen ließen. Nach 20 Minuten verpasste Klos zunächst noch das 0:3, das nach Nils Seuferts Nachfassen dann aber Christoph Kobald per Eigentor besorgte. Zumindest Philipp Hofmann kämpfte gegen das Debakel an. Nach einer Flanke von Thiede nahm der beste KSC-Schütze den Ball mit der Brust an und drosch ihn aus spitzem Winkel über Arminen-Keeper Stefan Ortega in die Maschen (25.). Es sollte vor der Pause das einzige Lebenszeichen des Abstiegskandidaten bleiben, der in Sachen Körpersprache auf Sparflamme kochte, und Glück hatte, dass Jonathan Clauss bei einem Freilauf auf Uphoff Kollege Voglsammer suchte anstatt selbst zu schießen (32.).
Arminia bei Chancenverwertung nachlässig
Und hätte Seufert nach einem Ballverlust von Jérôme Gondorf konsequenter abgeschlossen (49.), der zweite Durchgang hätte für den KSC auch im Ergebnis so unheilvoll begonnen wie der erste. „Wir haben es versäumt, den Deckel draufzumachen“, kritisierte Neuhaus, „dann wird es gegen Ende immer schwer.“ Tatsächlich sahen sich die Bielefelder bei sonnigen 26 Grad mit zunehmender Spieldauer immer größerer Gegenwehr ausgesetzt. Nach 64 Minuten wäre Gondorf beinahe der Anschluss geglückt, doch nach Vorarbeit von Dominik Kother, der nach gut einer halben Stunde für den angeschlagenen Änis Ben-Hatira gekommen war, verzog der Karlsruher Mittelfeldmann knapp.
KSC wird griffiger und rettet dank Hofmann noch einen Punkt
Der KSC war nun griffiger – und wurde 20 Minuten vor Schluss belohnt: Hofmann war im Strafraum durch Anderson Lucoqui zu Fall gekommen, dieser hatte dabei aber auch den Ball gespielt. Schiedsrichter Benjamin Brand zeigte dennoch auf den Punkt und wurde von Videoreferee Christof Günsch in seiner Entscheidung bestätigt. Hofmann verlud Ortega und brachte mit dem 2:3 den Außenseiter zurück ins Spiel.
Dem Meister schien nun ein wenig die Puste auszugehen, der KSC bekam dagegen die zweite Luft – und einen weiteren Strafstoß. Hofmann war von Tom Schütz mit dem Ellbogen am Kopf getroffen worden. Brand entschied zunächst auf Freistoß, verlegte den Ort des Geschehens nach Rücksprache mit dem Kölner Keller aber in den Strafraum. Erneut trat Hofmann an und blieb abermals gegen Ortega der Sieger (88.).
Karlsruher SC:Arminia Bielefeld:Schiedsrichter: Brand (Unterspiesheim), Tore: 0:1 Hartel (3.), 0:2 Klos (10.), 0:3 Kobald (20., Eigentor), 1:3 Hofmann (25.), 2:3 Hofmann (70., Foulelfmeter), 3:3 Hofmann (88., Foulelfmeter nach Videobeweis).
Gelbe Karten: Lorenz (5), Gondorf (8) – Lucoqui.