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Veranstaltung des Freundeskreis

Wahlkampfabend: Müller setzt auf Siegmund-Schultze und auf die Hilfe von „Euro Eddie”

Im Konferenzsaal eines Karlsruher Hotels trafen sich die Präsidentschaftskandidaten des Karlsruher SC am Donnerstag ein erstes Mal. Es wurde ein sachlicher Wahlkampfabend vor betuchten Multiplikatoren. Eingeladen hatte der Freundeskreis. 

Die Mitglieder des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC wählen am nächsten Donnerstag während einer Online-Versammlung den Nachfolger oder die Nachfolgerin des Mitte Mai zurückgetretenen Ingo Wellenreuther. Dabei geht es nur vordergründig um die Frage, wer den Verein an der Spitze repräsentiert. Auf dem Podium KSC-Vize-Kandidat Martin Müller.
Auf dem Podium KSC-Vize-Kandidat Martin Müller. Müller bewirbt sich mit Siegmund-Schultzes Hilfe um Stimmrecht im Beirat und erntet Widerspruch von Steidl. Foto: Markus Gilliar/GES-Sportfoto

Die nach der Jahrtausendwende vom damaligen Not-Präsidenten Gerhard Seiler als „Logenbrüder“ bezeichneten Geldgeber hatten Fragen – auch kritische.

Rechtfertigung mit Willen zur Transparenz

So musste der kandidierende Vize Holger Siegmund-Schultze erklären, dass es sich bei der von ihm als Geschäftsführer vertretenen Firma „Nummer 12“ (Digitalisierung von Profivereinen) um eine „Non-Profit-Organisation“ handele und Interessenskonflikte ausgeschlossen seien.

Schließlich hatte sich auch der am kommenden Donnerstag vorsorglich als Vizepräsident kandidierende Martin Müller zu rechtfertigen. Er verteidigte es als „legitim“, mit dem „Bündnis KSC“ den bis 2022 gewählten Präsidenten Ingo Wellenreuther zum Rücktritt gedrängt zu haben.

Wir reden immer von Transparenz und Offenheit. Ich hätte auch sagen können: `Es geht Sie nichts an.
Martin Müller

Es habe sich nicht um „Erpressung”, sondern um ein „Angebot“ an den bis Mitte Mai von der Insolvenz bedrohten Verein gehandelt. Auch auf ein aktuelles Interview kam die Sprache. Darin hatte Müller auf Nachfrage zugegeben, dass der Verwaltungsratsvorsitzende Michael Steidl ihm ein privates Darlehen noch nicht zurückgezahlt hatte. „Wir reden immer von Transparenz und Offenheit. Ich hätte auch sagen können: `Es geht Sie nichts an.` Es gibt aber Hintergründe, die Sie wissen müssen, wenn Sie wählen. Wie soll das nachher funktionieren, wenn ein Verwaltungsrat, der das Präsidium kontrollieren soll, auch nur eine kleine wirtschaftliche Abhängigkeit hat von einem der Vizepräsidenten?“

Die Zusatzfrage, ob Steidl also „noch tragbar“ sei im Amt, bejahte Müller aber.

Steidl erklärte gegenüber dieser Zeitung am Freitag, nicht an Rücktritt zu denken und über Müllers Vorgehen irritiert zu sein. „Herr Müllers Behauptung ist falsch. Der Corona-bedingte Aufschub der Rückzahlung war mit ihm jederzeit abgestimmt und von ihm zugesagt worden. Im Übrigen ist das Darlehen inzwischen komplett zurückgezahlt. Ich bin jedem dankbar, der mir in Folge meiner Leukämieerkrankung geholfen hat.“

„Euro Eddie” an Müllers Seite

Müller verspricht dem KSC einen neuen Stil. Den Aufbruch. Wie alle anderen Mitbewerber: mehr Wirtschaftlichkeit.

Edgar Schmitt weiß er beim beabsichtigten Prozess an seiner Seite. „Euro Eddie“, der Müller zum Freundeskreis begleitete und der sich dementsprechend für Siegmund-Schultze als Präsidenten aussprach, könnte ein Kandidat für den Sportbeirat sein, für dessen Einrichtung das „Bündnis“ plädiert.

Podium: Bei einer Veranstaltung des KSC-Freundeskreises praesentieren sich die Bewerber um das Amt des KSC-Praesidenten.
Podium: Bei einer Veranstaltung des KSC-Freundeskreises praesentieren sich die Bewerber um das Amt des KSC-Praesidenten. Foto: Markus Gilliar/GES-Sportfoto

Müller, früherer Taekwondo-Kämpfer mit internationaler Erfahrung, will aufräumen, den KSC voranbringen. Dass er dabei „programmatisch eng abgestimmt“ sei mit Vize Holger Siegmund-Schultze, hatte er gesagt. Müller und Siegmund-Schultze kennen sich, stammen aus der Immobilienbranche. Projektentwicklung. Den einen, Siegmund-Schultze (Vize seit 2016), brachte Wellenreuther vor sieben Jahren in den Verwaltungsrat. Der andere, Müller, trat darin ab 2016 in Erscheinung – bis zum Wahlabend am 12. Oktober 2019, als er versucht hatte, Wellenreuther als Präsidenten abzulösen. Diesmal kandidiert er nicht als Präsident. Dennoch ist er eine zentrale Figur dieser Wahl.

Ich muss nicht Präsident sein, ich will Beirat sein, denn da spielt die Musik.
Martin Müller

Nur wenn Siegmund-Schultze zum Chef des e.V. gewählt werden würde, würde Müller gegen Rolf Dohmen und Dorothée Springmann um dessen freigewordenen Vize-Platz konkurrieren. Kai Gruber und Axel Kahn verzichten auf diesen Wettbewerb. Den zur Einordnung entscheidenden Satz sprach Müller offen an: „Ich muss nicht Präsident sein, ich will Beirat sein, denn da spielt die Musik.“

Der Beirat setzt die Geschäftsführer ein, berät sie und setzt alle strategischen Leitplanken beim KSC. Müller ist Aktionär, Darlehensgeber, mit seiner GEM Ingenieursgesellschaft Ärmelsponsor und im Board der CG Gruppe, die ab der Saison 2021/2022 Hauptsponsor bei den Badenern wird.

Mehrheitsverhältnisse im Beirat

Für Mitglieder und sogar für Geschäftspartner ist die neue Struktur des Vereins immer noch ungewohnt. Sie ist das Ergebnis der im Oktober 2019 vollzogenen Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs aus dem e.V. in eine GmbH & Co KGaA. Geschäftsführer Michael Becker brachte dem Freundeskreis die Veränderungen. Der fünfköpfige Beirat setzt sich aus den drei Präsidiumsmitgliedern des e.V. sowie dem Vorsitzenden und den Stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrats zusammen.

Wichtig zum Verständnis, auch das sprach Becker an: Jeder hat darin eine Stimme. „Bei Abstimmungen erhält bei Stimmengleichheit der Beiratsvorsitzende quasi das Zuschlagsrecht. Der Beiratsvorsitzende ist wiederum der Präsident des KSC e.V.“, erklärte Becker. Ein neues Mitglied wird am Donnerstag also bestimmt. Mit Müller wäre das „Bündnis“-Interesse gestärkt, daneben blieben Siegmund-Schultze, Günter Pilarsky, Thomas H. Hock und Steidl vertreten. Würde Siegmund-Schultze nicht Präsident, landet nur der oder die Gewählte neu im Machtzentrum.

An diesem Sonntag (19 Uhr) präsentieren sich alle Kandidaten bei einer „Supporters“-Veranstaltung im Autokino auf Karlsruhes Messplatz. Dorothée Springmann wird für diesen Anlass ihre Hochzeitsfeierlichkeiten unterbrechen. Den Auftritt in Karlsruhe wird sie schon unter ihrem neuen Namen Augustin bestreiten.

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