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Von Kaderplanung bis Scouting

Was beim Karlsruher SC der technische Leiter Aygün für Kreuzer tut

Necat Aygün behauptet, dass er als Spieler bei ganz vielen Trainern etwas für seine heutige Arbeit im Profifußballgewerbe mitgenommen habe. Wolfgang Frank, der ihm bei der Spvgg Unterhaching das 4-4-2 eintrichterte, habe ihn beispielsweise „sehr geprägt“.

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Necat Aygün, Oliver Kreuzer und Lothar Strehlau. Foto: GES Foto: GES

Necat Aygün beteuert, aus seiner Zeit als Spieler bei ganz vielen Trainern etwas für seine heutige Arbeit im Profifußballgewerbe mitgenommen zu haben. Wolfgang Frank, der ihm bei der Spvgg Unterhaching das 4-4-2 eintrichterte, habe ihn beispielsweise „sehr geprägt“. Von Christoph Daum bei Besiktas Istanbul blieb ihm dessen „emotionale, motivierende Art“ besonders in Erinnerung. Und von Werner Lorant bei 1860 München, „dass man den inneren Schweinehund überwinden muss“. Noch kurz bevor er Anfang des Monats beim Verein als „technischer Leiter Sport“ anfing, war Aygün dem Karlsruher SC noch bei der Vermittlung des Spielers Änis Ben-Hatira behilflich gewesen. Das weiß man, weil sich der Deutsch-Tunesier via Instagram dafür bedankte.

Die von Aygün danach angetretene Stelle hat es beim KSC bislang noch nie gegeben. Sie sei eine Facette des eingeschlagenen Wegs der Professionalisierung im Verein, wie Oliver Kreuzer, Geschäftsführer Sport, erklärt.

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Scouting, Kaderplanung, Schnittstellenmanagement

Was macht ein „technischer Leiter Sport“ beim KSC künftig also? Kreuzer sieht im alten Bekannten aus gemeinsamen Tagen bei 1860 München einen Fachmann, der „kurz- bis mittelfristig in die Rolle hineinwachsen soll, mich zu unterstützen und zu entlasten“, sagt der Sportchef des abstiegsgefährdeten Zweitligisten. Und: „Necat soll als Schnittstelle zum Nachwuchsleistungszentrum regen Austausch mit Ede Becker pflegen, sich um die Jugendspieler kümmern.

Auch wird er in die Kaderplanung für die kommende Saison eingebunden.“ Wie das praktisch aussieht? „Ich will, dass Necat Vorgespräche führt, mit Beratern telefoniert. Ich will wissen, ob ein Spieler finanzierbar für uns ist und wie man das darstellen kann.“ Dem KSC wird im Frühjahr nicht erspart bleiben, zweigleisig zu planen: für die Zweite und die Dritte Liga.

Aygün soll neben alldem die Scouting-Abteilung stärken. Der 75 Jahre alte Chefscout Lothar Strehlau ist nach eigener Schätzung jährlich mehr als 60.000 Kilometer mit dem Auto und dem ICE im KSC-Auftrag unterwegs. „Ich hatte vorher keinen Ansprechpartner“, sagt er, so habe er „Oliver 100 Prozent wichtige Zeit genommen. Jetzt habe ich mit Necat einen Mann als Zwischenstation, damit er nicht immer sofort eingebunden werden muss“.

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Upgrade kostet den KSC jährlich 180.000 Euro

Kreuzer hatte sich gegenüber dem Beirat dafür stark gemacht, sich an den für die sportliche Zukunftsplanung relevanten Nahtstellen zeitgemäßer aufzustellen, wie er betont. Jährlich rund 180.000 Euro lässt sich der KSC das Upgrade kosten. Mittelfristig sollen zu Strehlau und Marco Grimm noch drei, vier weitere Experten für Aufgaben in der Sichtung eingebunden werden. Jeder der Scouts führt fortan Schattenteams. Diese digital abgelegten Teams sollen bei einem Jour-fixe der Gruppe übereinandergelegt und besprochen werden, verrät Kreuzer.

„Am Ende gibt es daraus für jede Position drei, vier Kandidaten, die für uns erschwinglich sind und die sich als Verstärkung erweisen“, glaubt er. Strehlau und Aygün, dessen Frau samt Sohn in München blieb, sollen sich auf Augenhöhe begegnen. „Die Abteilung muss dann logischerweise auch geführt werden. Es muss organisiert und viel dokumentiert werden. Das sind alles Dinge, die die beiden ergänzend machen können“, erklärt Kreuzer.

Der Umgang mit diversen Datenbanken, in die gesammelte Informationen zu Spielern eingepflegt werden, gehört zum Alltag der Scouting-Spezialisten. Auch der frühere Realschullehrer Strehlau, ein Mann aus dem Zeitalter der Pappordner, hat sich gegenüber der digitalen Welt geöffnet. Seine Leidenschaft fürs Spiel ist ungebrochen. Für ihn gebe es „immer dritte Halbzeiten“, sagt er. Er könne nicht nur zuhause sitzen, müsse wissen, „wie die Jugend heute tickt, nicht nur auf dem Sportplatz“.

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Aygün: Berater, TV-Experte, Sportmanager

Wer aber ist dieser Aygün, der über Strehlau sagt, dass dessen Auge „Gold wert“ für den Verein sei? Nach seiner 2012 bei 1860 beendeten Laufbahn als Berufsfußballer, die ihn unter anderem zum MSV Duisburg (2006/2007), zum FC Ingolstadt (2008/2009) und zum SV Sandhausen (2010) geführt hatte, gründete der gebürtige Münchner eine Beratungsagentur. Er schloss ein Sportmanagementstudium ab.

Für den Spartensender DAZN arbeitet er als Experte für Europa Legue, Champions League sowie Italiens Serie A. „Für mich war wichtig, wo und mit wem ich zusammenarbeite. Es gab vorher Anfragen auch aus dem Ausland, aber da hat teilweise das Gesamtpaket nicht gepasst“, sagt Aygün zur Entscheidung für den KSC. Ende des Monats wird er 40 Jahre alt. Kreuzer und Aygün hatten zwischen November 2015 und Juni 2016 dort bei 1860 eng miteinander zu tun.

Aygün war vor Kreuzers Ankunft vier Monate lang kommissarisch als Sportdirektor eingesetzt gewesen, blieb anschließend an dessen Seite. Als jüngst das Gerücht die Runde machte, in Daniel Bierofka könnte beim KSC demnächst als Cheftrainer ein weiterer Ex-Löwe hinzustoßen, war es Aygün, der das gegenüber der Münchner tz dementierte.

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