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Hanfmann und Kraus siegen

Spektakulärer Tennis-Akrobat Brown begeistert bei Team Challenge in Rüppurr

Nach der Absage der Liqui Moly Open bekamen die Zuschauer in Rüppurr nun doch noch großes Tennis geboten. Für die spektakulärsten Ballwechsel sorgten ein Lokalmatador und ein Mann mit ganz feinem Händchen.

Dustin Brown.

GES/ Tennis/ Team Challenge Rueppurr, 16.09.2020

Tennis: Team Challenge TCR, Rueppurr, September 16, 2020
Der Mann mit dem besonderen Touch: Dustin Brown begeisterte mit seinem spektakulären Spiel die Zuschauer bei der Team Challenge in Rüppurr. Foto: Helge Prang/GES

Yannick Hanfmann stemmt die Hände auf die Oberschenkel, beugt sich nach vorne und pustet zwei-, dreimal kräftig durch. Er hatte gewusst, was kommt. Ein Stopp. Was auch sonst. Machtlos war er dennoch. Auf der anderen Seite jenes Tenniscourts, den der heute 28-Jährige bereits seit Kindertagen kennt, steht der Mann mit dem ganz besonderen Touch: Dustin Brown. „Oh Mann, das werden heute so viele Stopps“, stöhnt Hanfmann schon früh.

Der Gegner bei der Team Challenge in Rüppurr, für Hanfmann ein echtes Heimspiel, ist kein normaler Vertreter des Weißen Sports. Allein schon optisch sticht Brown aus der Masse der Tennis-Cracks heraus: Die Beine des 1,96-Meter-Schlaks sind kaum dicker als die Netzpfosten, seine Dreadlocks stecken unter einer schwarzen Oversize-Haube.

Österreicherin Kraus springt kurzfristig ein

Und auch das Spiel des 35-Jährigen, der gerne als Paradiesvogel oder auch Tennis-Akrobat tituliert wird, ist ziemlich unorthodox. Zur Vorhand holt Brown teilweise gar nicht aus, die Rückhand spielt er meist beid-, manchmal aber auch nur einhändig. Und immer wieder zwirbelt der Sohn eines Jamaikaners und einer Deutschen die gelbe Filzkugel so knapp über die Netzkante, dass sein Kumpel Hanfmann im Höchsttempo über die rote Asche wetzen muss. Trotzdem triumphiert Hanfmann mit 6:4 und 6:4 und gleicht in der Team Challenge zum 1:1 aus. Am Ende geht Hanfmann, Kitzbühel-Finalist aus der Vorwoche, gemeinsam mit Sinja Kraus als Sieger des Wettbewerbs hervor.

Zuvor hatte Sabine Lisicki, Browns spätere Mixed-Partnerin, die in Mainz lebende Österreicherin Kraus knapp mit 6:0, 2:6 und 11:9 bezwungen. Dass Kraus am Mittwochnachmittag gegen die einstige Wimbledon-Finalistin aufschlagen würde, hatte die 18-Jährige tags zuvor selbst noch nicht gewusst. Ursprünglich sollte die frühere TCR-Bundesligaspielerin Laura Siegemund bei dem Ersatz-Wettbewerb für die abgesagten Liqui Moly Open antreten, doch die frisch gebackene US-Open-Siegerin im Doppel stand statt in Rüppurr beim WTA-Turnier in Rom auf dem Platz – genau wie die als Nachrückerin vorgesehene Anna-Lena Friedsam.

So habe ich schon immer gespielt. Für mich ist das normal.
Tennisprofi Dustin Brown

Und da sich am Dienstagabend auch noch Antonio Lottner bei Organisator Markus Schur abgemeldet hatte, sprang kurzerhand Kraus ein und machte ihre Sache nach holprigem Start gut. Lisicki musste kämpfen, um den Matchtiebreak nach 2:8-Rückstand noch für sich zu entscheiden. Das Wichtigste sei aber, ließ Lisicki die gut 200 Zuschauer wissen, dass sie wieder gesund sei. Im Vorjahr war bei ihr Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert worden.

Auch Brown hatte in der Vergangenheit immer wieder kürzertreten müssen: Rückenprobleme. „Mein bestes Tennis habe ich vor ein paar Jahren gespielt. Und jetzt spiele ich wieder sehr gut und bin auch körperlich fit“, erzählt Brown, während er sich im TCR-Clubhaus bei Cola und Brezel für das Mixed bereit macht. „Das ist Teil meines Spiels, so habe ich schon immer gespielt. Für mich ist das normal“, sagt der in Celle geborene Brown. Und auch da wird er wieder so manchen Ball sanft übers Netz streicheln. Mit dessen Repertoire, das krachende Aufschläge, gefühlvolle Lobs und überraschende Stoppbälle beinhaltet, hat manch einer so seine Schwierigkeiten.

Hanfmann und Brown versuchen in Paris ihr Glück

Der große Rafael Nadal etwa musste sich 2015 zweimal innerhalb weniger Wochen Brown geschlagen geben, einmal davon in Wimbledon. „Klar ist das eine schöne Erinnerung, aber in meinem nächsten Match hilft mir das nicht“, sagt die Nummer 244 der Weltrangliste und schnappt sich seine Tasche.

Spektakulär agiert Brown auch an der Seite von Lisicki, an diesem Tag bleibt er aber sieglos. 9:7 heißt es am Ende eines langes Satzes für Hanfmann und Kraus. Kommende Woche wird Brown wie Hanfmann in Paris sein Glück versuchen – in der Quali für die French Open. Dort sind im Gegensatz zu den US Open Zuschauer zugelassen. Zumindest bei den Matches von Brown dürften sie auf ihre Kosten kommen.

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