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Selbst Sportchef rückt ab

Spiel der Wahrheit für Schalke-Coach Wagner

Es wird eng für Schalkes Trainer David Wagner. Und das schon am zweiten Spieltag. Sollten die Königsblauen nach dem 0:8 von München am Samstag auch gegen die ebenfalls geplagten Bremer verlieren, wäre der Trainer wohl kaum noch im Amt zu halten.

Schalke-Trainer David Wagner steht gegen den SV Werder Bremen gewaltig untrer Erfolgsdruck.
Schalke-Trainer David Wagner steht gegen den SV Werder Bremen gewaltig untrer Erfolgsdruck. Foto: Matthias Balk/dpa

Wie so mancher Fußball-Club hat der FC Schalke 04 einen Wettanbieter als Sponsor. Vor jeder Saison bietet er die Wette an, welcher Bundesliga-Trainer als Erster gehen muss. Ausgerechnet Schalke-Coach David Wagner führt diese potenzielle Rauswurf-Liste von Schalkes Sponsor an.

„Quoten richten sich nach Einsatzverhalten und Wahrscheinlichkeiten - leider nicht nach Wünschen“, erklärte das Unternehmen: „Wünschen tun wir uns eine erfolgreiche Saison mit David Wagner.“

Zwischen der Ausgabe der Wette und dem Krisen-Duell am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen lag ein 0:8 beim FC Bayern zum Liga-Auftakt, das Jochen Schneider „bitter, enttäuschend und desaströs“ nannte. Infolgedessen sind sogar beim Sportchef zumindest leichte Tendenzen des Abrückens vom Trainer erkennbar. Dabei war Schneider immer Wagners Verbündeter, er stützte ihn nach den 16 Rückrunden-Spielen ohne Sieg bisher auch gegen interne Widerstände.

Doch nachdem unter der Woche schon Namen von potenziellen Nachfolge-Kandidaten fielen - wie dem Ex-Mainzer Sandro Schwarz, dem früheren Stuttgarter Alexander Zorniger oder der Schalker Spieler-Ikone Marc Wilmots - wich Schneider der Frage aus, ob es einen Plan B für den Trainerposten gebe. „Diese Frage möchte ich nicht beantworten“, antwortete der 50-Jährige vielsagend nichtssagend.

Klar scheint: Schneider will nach einem erneuten Frust-Erlebnis gegen Bremen Spielraum haben. Es ist die Erkenntnis der Erfahrung. Rund anderthalb Wochen nach seinem Amtsantritt im März 2019 hatte Schneider dem damaligen Trainer Domenico Tedesco vor dem Champions-League-Spiel bei Manchester City versprochen, dass er auch am kommenden Wochenende auf der Bank sitzen würde. Als das Spiel 0:7 endete, verlor Tedesco sofort seinen Job.

„Zu heftig“ sei das Spiel in Manchester gewesen, sagte Schneider damals. Und zu heftig war auch das Erlebnis am vergangenen Freitag in München mit der zweithöchsten Niederlage der Schalker Bundesliga-Historie. Ja, zu heftig war vielleicht schon das Erlebte mit der längsten Niederlagenserie der Schalke-Geschichte. „Die Rückrunde der vergangenen Saison ist ein Rucksack, den alle - auch David Wagner - mitschleppen“, sagte Schneider: „Das kann ich definitiv nicht beiseite wischen. Die Kernfrage ist, ob wir den Turnaround schaffen. Ob es uns gelingt, den Karren, der ein Stück im Dreck steckt, wieder rauszuziehen.“ In jedem Fall erwarte er „eine deutliche Leistungssteigerung, die sich auch im Ergebnis widerspiegelt“.

Heißt wohl übersetzt: Das Spiel gegen Bremen wird für Wagner das Spiel der Wahrheit. Im Falle einer Niederlage wird es eng für den 48-Jährigen. Im Falle einer Niederlage mit enttäuschender Leistung dürfte es trotz eines bis 2022 laufenden Vertrages und finanziell angespannter Lage sein letztes Spiel als Schalke-Coach sein. Er wäre in der 58. Saison erst der vierte Trainer in der Geschichte der Bundesliga nach Rinus Michels (Köln 1983), Morten Olsen (Köln 1995) und Dieter Hecking (Hannover 2009), der schon nach dem zweiten Spieltag sein Amt verlöre.

Kleiner Trost für Wagner: Auch in der Rauswurf-Liste der vergangenen Saison war er - gerade aus Huddersfield gekommen - beim Premiumpartner des Vereins Favorit auf die erste Entlassung. Am Ende trennten sich die 18 Clubs während der Saison neunmal von ihren Cheftrainern. Wagner blieb. Noch.

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