Susanne Schied steht auf dem Aussichtssteg der Produktionshalle und blickt auf die Bäckerinnen und Bäcker, die am Werk sind: Die Badische Backstub‘ stellt ihre Waren also weiterhin ausschließlich in Ettlingen her – obwohl das Familienunternehmen seit einem guten Jahr zur „Haus der Bäcker GmbH“ (Frankfurt/Main) gehört.
Daran werde sich nichts ändern, versichert Badische Backstub’-Geschäftsführerin Schied. „Wir sind komplett regional verortet und kaufen in der Region unsere Zutaten ein. Auch das bleibt so.“ Im Zuge des Verkaufs seien keine Arbeitsplätze abgebaut worden. „Im Gegenteil“, sagt Schied.
Weniger Kunden in den Innenstädten
Die Chefin des badischen Traditionsbetriebs zieht im Gespräch mit dieser Zeitung nach dem Corona-Jahr 2020 Bilanz. Schied spricht von „der größten Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte“ für das Unternehmen. Nach wie vor gebe es Kurzarbeit.
Während sich nach ihren Worten die Filialen in den Dörfern und Stadtteilen behauptet haben, leiden die Standorte in den Innenstädten unter dem Lockdown. Wenn fast alle Einzelhändler geschlossen haben und viele Menschen im Home Office arbeiten, werden auch die City-Filialen der Bäckerei weniger frequentiert.
Dort habe man daher die Sortimentsvielfalt reduzieren müssen. Ein Vorteil sei, dass man kein ausgeprägtes Gastronomie-Geschäft hat – denn dieses fällt auch für die Bäckereien während des Lockdowns aus. Aus der Not habe man übrigens eine Tugend gemacht: Ein standardisiertes „Grundversorgerpaket“ mit Backwaren werde an Freitagen und Samstagen kostenlos an Haushalte geliefert – für Kunden, die nicht in die Filiale kommen können.
Schied spricht mit Anerkennung von ihrem Team, das sich während der Pandemie erneut bewiesen habe. „Der Kunde hat gemerkt, dass wir kein Maschinenbauer sind, sondern Handwerk mit vielen Menschen.“ Für das Unternehmen arbeiten rund 300 Mitarbeiter - etwa 20 mehr als Ende 2019.
Umsatzrückgang hält sich noch im Rahmen
Insgesamt sei man 2020 beim Umsatz „mit einem blauen Auge“ davongekommen. Schied gibt den entsprechenden Rückgang der Erlöse gegenüber dem Jahr 2019 mit rund zehn Prozent an. Die Badische Backstub‘ hatte 2019 rund 18,3 Millionen Euro erlöst.
Allerdings ging das klassische Lieferkundengeschäft – etwa für Firmenkantinen – nahezu komplett verloren. Auch Vereine orderten nicht, da ihre Feste wegen der Pandemie ausfielen. Das Unternehmen sei profitabel, sagt Schied, die nun auf den Durchbruch der Impfkampagne setzt.
Ende vergangenen Jahres kam Malsch als 29. Filiale hinzu – das Unternehmen ist nun zwischen Weingarten und Durmersheim präsent. Betriebswirtin Schied blickt nach vorne, kann sich weitere Filialen vorstellen, „wenn die Standorte passen“. Selbst den Sprung über den Rhein in die Pfalz peilt sie an. „Wir müssen aber nicht expandieren“, sagt sie. „Das ist der Vorteil an unserem handwerklichen Konzept: Wir können mehr machen, müssen aber nicht.“
Brezelschlinger löst monotone Handarbeit ab
Einen maschinellen Brezelschlinger gibt es allerdings mittlerweile auch bei der Badische Backstub‘. Ausschlaggebender Grund für die Investition sei gewesen, die entsprechende monotone Arbeit für die Mitarbeiter zu vermeiden.
„Der Fokus auf die Mitarbeiter ist mir wichtig“, sagt Schied. So gebe es demnächst Zuschüsse für Fahrten per ÖPNV und ein Angebot an Diensträdern. Teil der Strategie sei zudem die Nachhaltigkeit. Ein Unternehmen habe eine soziale und eine ökologische Verantwortung. Man werde komplett auf grünen Strom umstellen, plane Stromtankstellen und den Kauf von E-Autos. „Wir haben das Ziel, bis Ende 2021 klimaneutral zu werden.“
Holding will regionale Identität der Bäckereien erhalten
Synergieeffekte gebe es dadurch, dass die Firma Badische Backstub‘ F u. E. Weber GmbH mit bislang drei weiteren Bäckerei-Filialisten unter dem Dach der „Haus der Bäcker GmbH“ ist. Schied spricht exemplarisch den Energieeinkauf, Marketing und IT an. Philosophie sei, dass die einzelnen regionalen Unternehmen ihre Identität und somit auch ihr Sortiment beibehalten.
Ziel der Holding sei es, deutschlandweit insgesamt acht bis zehn Bäckerei-Filialisten unter dem gemeinsamen Dach zu vereinen. Investor der „Haus der Bäcker GmbH“ ist eine Unternehmerfamilie, der auch ein Konzern für Heizungstechnik gehört.