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Baden-Württemberg

Baukredite werden wohl teurer: Sparkassenpräsident Schneider kritisiert Finanzaufsicht

Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken muss ein Häuslebauer üblicherweise 20 Prozent Eigenkapital mitbringen. Wettbewerber gehen mehr ins Risiko. Sparkassenpräsident Peter Schneider kritisiert, dass dafür jetzt auch die Sparkassen bestraft werden sollen – zumal die Kredite für Kunden dadurch teurer werden.

Keine gute Nachricht für Häuslebauer: Die Baupreise sind auf einem sehr  hohen Niveau. Nun dürften auch noch die Zinsen für künftige Baukredite anziehen.
Keine gute Nachricht für Häuslebauer: Die Baupreise sind auf einem sehr hohen Niveau. Nun dürften auch noch die Zinsen für künftige Baukredite anziehen. Foto: Oliver Berg/dpa

Künftige Häuslebauer müssen wohl höhere Zinsen bezahlen. Davon geht der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider aus. Ein Grund dafür ist aus seiner Sicht, dass die Aufsichtsbehörde BaFin den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent aktiviert. Die Finanzaufseher planen zudem einen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilien – sie sorgen sich wegen der stark steigenden Immobilienpreise und wollen daher die Baukreditvergabe bremsen.

„Kredite werden dadurch knapper und teurer“, sagte Schneider am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz seines Verbands in Stuttgart. Diese Risikopuffer kommen aus seiner Sicht „zur Unzeit“, weil die Wirtschaft nach Corona wieder in Fahrt kommen müsse. Außerdem differenzierten die Finanzaufseher nicht. „Wieso brauche ich den Holzhammer über alle?“, fragte Schneider.

Es gebe in der Tat Wettbewerber, die Baufinanzierungen über 20 bis 30 Jahre anbieten und bei denen die Kunden teilweise kein Eigenkapital bereitstellen müssen. „Diese Risiken sehe ich auch“, unterstrich Schneider. Die Sparkassen agierten aber nicht so. „Wir haben praktisch keine Ausfälle bei Krediten.“

In welchem Ausmaß die steigenden Kapitalpuffer sich auswirken, lasse sich noch nicht sagen. Man müsse sehen, was am Markt durchsetzbar sei, so Schneider.

Nach Kenntnis des Baufinanzierungsvermittlers Interhyp AG ist die Zinswende beim Baugeld bereits angekommen. Interhyp begründet diese mit den höheren Inflationserwartungen und dem Ausblick auf eine straffere Zinspolitik anderer Notenbanken. Gleichwohl bleiben Zinsen für Baufinanzierungen im historischen Vergleich niedrig.

Rekord bei Zusage an neuen Krediten

Zurück zu den 50 Südwest-Sparkassen: Diese haben im vergangenen Jahr 34 Milliarden Euro an neuen Krediten zugesagt – das ist so viel wie noch nie in ihrer Geschichte. Fast 19 Milliarden Euro davon waren für den Wohnungsbau bestimmt. Mittlerweile steht bei den Sparkassen ein Kreditbestand von 151,5 Milliarden Euro (plus 5,9 Prozent) in den Büchern.

Von einer „Einlagenschwemme“, wie noch vor zwei Jahren, redet Schneider hingegen nicht mehr. Denn die Kundeneinlagen stiegen nur noch um relativ moderate 4,4 Prozent auf 166,0 Milliarden Euro. In Niedrigzinszeiten kommt den Sparkassen diese Entwicklung zupass.

Die Immobilienpreise sind, gerade in der Technologieregion Karlsruhe, sehr teuer. Für Tages- und Spargeldanlagen verlangen etliche Banken von ihren Kunden mittlerweile Zinsen. Die suchen sich daher andere Anlageformen. „Mittlerweile hat jeder fünfte Kunde bei uns ein Wertpapierdepot“, so Schneider. Der Wertpapierumsatz – also Käufe plus Verkäufe – erhöhte sich um elf Prozent auf 26,5 Milliarden Euro. Schneider sprach von einem absoluten Spitzenwert.

Schneider: Realitätsverweigerung der EZB

Der Zinsüberschuss bleibt trotz Wertpapierprovisionen die Hauptertragsquelle der Sparkassen. Der ist zuletzt auf 3,07 (2020: 3,09) Milliarden Euro gesunken – Grund sei der „marktverzerrende Eingriff“ der EZB in die Zinsbildung. Unter dem Strich steht bei den 50 Sparkassen ein Jahresüberschuss von 873 (2020: 899) Millionen Euro. Mit diesem werde das Eigenkapital gestärkt.

Die EZB kritisierte Schneider auch wegen deren Inflationsprognosen („unter aller Kanone“). Die Preissteigerungen seien da, die Notenbank reagiere aber ungenügend. Schneider sieht in diesem Punkt bei der EZB „Realitätsverweigerung“.

Mit Sorge blicken die Sparkassen auch auf die Taxonomie-Verordnung der EU-Kommission – darin geht es, vereinfacht gesagt, um Nachhaltigkeitskriterien. Schneider: „Die Finanzwirtschaft kann und will nicht von Brüssel die Aufgabe des Schiedsrichters übertragen bekommen, der bei der Kreditvergabe und bei Anlagewünschen in Zukunft darüber befindet, welche Unternehmen und Investitionen der Taxonomie entsprechen und welche nicht.“

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