Skip to main content

Ausgabeverhalten in Corona-Zeiten

Bilanz der Südwest-Sparkassen: die Renaissance des Sparschweins

In der Corona-Krise stunden die Sparkassen nicht nur Kreditraten und vergeben deutlich mehr Darlehen. Ein Effekt der Pandemie ist auch, dass mehr gespart wird – in den Geschäften geben die Menschen mit Mundschutz eben weniger von ihrem Geld aus. Auch sind viele Theater und Kinos nach wie vor geschlossen.

 Ein Sparschwein steht auf einem Tisch.
Sparschweine werden wieder gefüttert: Zwar nehmen während der Corona-Krise viele Menschen neue Kredite auf. Bei den Südwest-Sparkassen wurden aber auch 5,4 Prozent mehr gespart. 150,7 Milliarden Euro standen Ende Juni an Einlagen in deren Büchern. Foto: Fredrik von Erichsen / dpa

Wenn Geschäfte, Theater, Kinos und Gaststätten zu sind - oder es während des Lockdowns waren -, wird weniger Geld ausgegeben. Die Menschen legen es stattdessen auf die hohe Kante. Das hat sich auf die 51 baden-württembergischen Sparkassen ausgewirkt. Die Kundeneinlagen sind zum 30. Juni im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent auf 150,7 Milliarden Euro gestiegen. „Da war ordentlich was los“, sagt der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider in Stuttgart. Nur Gemeinden und Städte haben bei den Sparkassen kräftig Geld abgezogen (minus 10,8 Prozent).

Über 25 Journalisten sind zu Schneiders Halbjahres-Pressekonferenz gekommen, bis hin zu Vertretern des ZDF - in Corona-Zeiten stößt die größte Bankengruppen eben auf ein noch größeres Interesse als sonst.

Zuversicht bei Wertpapieren

Nach der Achterbahnfahrt an den Börsen sind offenbar die Magenverstimmungen der Teilnehmer verschwunden: Die Wertpapierkäufe (6,9 Milliarden Euro) haben im ersten Halbjahr gegenüber den Verkäufen (5,4 Milliarden Euro) überwogen.

Die Corona-Pandemie führte auf der anderen Seite zur Rekordzusagen für neue Darlehen. 15,1 Milliarden Euro sagten die Südwest-Sparkassen zu, davon 8,0 Milliarden Euro an Unternehmen – letzteres ist ein Anstieg um fast 20 Prozent. Seit Beginn der Krise setzen übrigens 51.000 Privat- und Firmenkunden ihre Kreditraten für bis zu neun Monate aus. 1,14 Milliarden Euro werden so gestundet.

Die Sparkassen haben in den vergangenen Jahren kräftig Eigenkapital aufgebaut. Das bewähre sich in der Krise, in der die Risikovorsorge für Kreditausfälle steigt. 2019 lag diese bei 127 Millionen Euro; für 2020 werden 382 Millionen Euro erwartet. Das Betriebsergebnis vor Bewertung wird laut Prognose von 1,6 auf 1,4 Milliarden Euro sinken.

Wie sich die Pandemie wirtschaftlich auswirkt, werde erst später sichtbar. Schneider: „Ich glaube, dass sich die Wahrheit 2021 zeigt und 2022.“

Sparkassenpräsident Schneider ist verärgert über die EZB

Verärgert ist Schneider, weil die Europäische Zentralbank Druck ausübt, damit auch die größte deutsche Landesbank LBBW ihre Dividende für 2019 in diesem Jahr nicht mehr auszahlt. Zwar sei das streng genommen nur eine Empfehlung der EZB, aber sie drohe „mit dem Knüppel aus dem Sack“, falls man sich nicht daranhalte. Der Sparkassenverband habe die LBBW – sie hat einen Hauptsitz in Karlsruhe – mit Kapital ausgestattet und dafür Kredite aufgenommen. Zinszahlungen seien fällig. „In dem Moment, in dem ich die Dividende – die liegt bei der LBBW auf dem Tisch – nicht bekomme, muss ich bei den Sparkassen das Geld holen“, zeigt Schneider unerwünschte Konsequenzen auf.

Peter Schneider, der Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg.
Repräsentiert den Marktführer: Peter Schneider spricht als baden-württembergischer Sparkassenpräsident für die 51 Südwest-Sparkassen. Foto: Bernd Weissbrod /dpa

Noch ein weiteres Problem beschäftigt die LBBW: Sie hat laut Medienberichten dem Skandal-Konzern Wirecard bis zu 200 Millionen Euro als Kredit zur Verfügung gestellt. Die Folgen würden sich auf den Gewinn auswirken. Schneider kritisierte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die Wirecards Bilanzen prüfte. Auf deren Prüfvermerke müssten sich Banken verlassen können.

Generell fordert der Sparkassenpräsident, dass die Bankenaufsicht künftig alle Unternehmen, die Finanzdienstleistungen bieten, gleichermaßen durchleuchtet. Dies müsse auch für Internetanbieter wie Fintechs gelten. Schneider pointiert: „Für die hat man einen regulatorischen Sandkasten geschaffen. Wie lange gilt der? So lange, wie ich Pampers habe?“





nach oben Zurück zum Seitenanfang