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Kurzarbeit bis Ende kommender Woche beantragt

Die Chip-Krise trifft erneut das Rastatter Benzwerk

Autos sind mittlerweile fahrende Computer – und wenn die wichtigen elektronischen Baukomponenten nicht rechtzeitig nachkommen, werden Autofabriken lahm gelegt. Das zeigt erneut das Beispiel Mercedes-Benz-Werk Rastatt.

Das Mercedes-Benz Werk Rastatt verantwortet die Produktion der Mercedes-Benz Kompaktwagen. Seit diesem Jahr laufen in Rastatt die Plug-in-Hybrid-Varianten der A- und B-Klasse vom Band.
Das war’s erst mal: Im Rastatter Kompaktwagenwerk stehen derzeit Bänder still - es liegt an einem weltweiten Lieferengpass an bestimmten Halbleiterkomponenten. Foto: Mercedes-Benz AG

Die weltweite Chip-Krise macht den Stuttgarter Autobauer Daimler zunehmend nervös. Jetzt stehen erneut die Bänder im Mercedes-Benz-Werk Rastatt still. Entsprechende BNN-Informationen vom frühen Dienstagabend hat das Unternehmen erst am Mittwochmittag bestätigt – das ist ein ungewöhnlich langer Zeitraum für den Konzern mit dem Stern.

Dabei treffen die weltweiten Lieferengpässe bei bestimmten Halbleiterkomponenten beileibe nicht nur den Stuttgarter Autobauer. Auch beispielsweise bei Volkswagen und Audi waren bereits Schichten ausgefallen. Und in Rastatt standen schon im Januar die Bänder wegen der Lieferengpässe still. Aktuell ist Kurzarbeit von Freitag bis Ende der kommenden Woche beantragt.

Auch das Werk Bremen ist betroffen

„Wir fahren weiterhin auf Sicht. Die Situation ist volatil, es ist daher nicht möglich, eine Prognose zum Impact abzugeben“, so eine Daimler-Sprecherin zur aktuellen Situation, von der das Kompaktwagen-Leitwerk in Mittelbaden betroffen ist. Daimler passe „falls nötig unsere Fahrweise in einzelnen Werken an“. Betroffen ist derzeit nach dpa-Informationen übrigens auch das Werk in Bremen.

Wir fahren weiterhin auf Sicht. Die Situation ist volatil.
Eine Pressesprecherin des Daimler-Konzerns

Moderne Autos sind längst fahrende Computer – und Halbleiter-Module das Herzstück aller elektronischen Systeme. Sie werden vor allem in Asien produziert. Die Ware ist rar – dies, weil sie beispielsweise auch Hersteller von Unterhaltungselektronik und Medizintechnik benötigen.

Vor wenigen Jahren hatte E.G.O. über den Chip-Mangel geklagt. Der Oberderdinger Konzern braucht diese für seine Produkte. Die Chips werden in Waschmaschinen, Geschirrspülern und Herden eingebaut. Die Halbleiterindustrie ist global eng verflochten, die Zulieferer und Endabnehmer brauchen sie just in time. Deshalb war die Sorge auch groß, als unlängst der Suez-Kanal wegen einer Havarie blockiert war und Containerfrachter mit Verspätung an ihrem Ziel ankamen.

Zu den Top-Großhändlern für elektronische Bauelemente zählt das weltweit präsente Familienunternehmen Rutronic aus Ispringen im Enzkreis. Es hat 82 Niederlassungen in Europa, Asien und Amerika. Aber auch dieses kann Engpässe seiner Lieferanten nicht wegzaubern. Auf seiner Homepage informiert Rutronic daher seine Kunden über die konkrete Situation bei einzelnen Herstellern. Lieferschwierigkeiten gibt es demnach auch durch das Coronavirus.

Daimler ist direkt mit Halbleiter-Lieferanten im Gespräch

Zurück zu den Autokonzernen, die im Chip-Krisenmodus sind: Daimler teilte mit, man sei nicht nur mit den direkten Lieferanten „in engem Austausch“ – sie verbauen die Elektronikkomponenten in die Zulieferteile. Darüber hinaus spreche man aber mit den Halbleiter-Lieferanten selbst, so die Daimler-Pressesprecherin weiter.

Mit 6.500 Mitarbeitern ist das Mercedes-Benz-Werk Rastatt einer der größten Arbeitgeber in der Region. Zahlreiche Zulieferer sind von der Abnahme in Rastatt abhängig.

Von der aktuellen Kurzarbeit im Mercedes-Benz-Werk Rastatt sind nach Konzernangaben strategische Projekte und sogenannte Grundfunktionen ausgenommen. Außerdem liefen nun verstärkt Umbau- und Wartungsarbeiten.

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