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Streit im Mercedes-Werk

Daimler-Betriebsratschef in Rastatt wirft das Handtuch

Es knirscht im Mercedes-Getriebe. Der Betriebsratsvorsitzende des Rastatter Daimler-Werks tritt nach nur einem Jahr zurück. Die Stuttgarter Konzernspitze will die Werkslogistik an eine fremde Firma auslagern. Die Arbeitnehmer sind uneins, wie sie darauf reagieren sollen.

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Reichlich Zoff unter Rastatts Stern: Michael Stößer gibt nach nur einem Jahr den Vorsitz im Betriebsrat auf. Foto: dpa

Bei Daimler brodelt es unter der Haube. Der Betriebsratsvorsitzende am Standort Rastatt, Michael Stößer, trat am vergangenen Donnerstag völlig überraschend zurück.

Stößer führte die Mitarbeitervertretung im badischen Werk des Stuttgarter Autobauers nur ein Jahr. Sein Vorgänger Ulrich Zinnert hatte gesundheitliche Gründe für sein Ausscheiden genannt.

Zoff im Betriebsrat

Doch schon für Zinnerts Abgang machte man hinter vorgehaltener Hand heftige Meinungsverschiedenheiten unter den Arbeitnehmern verantwortlich. Gleiches wird nun auch im Fall Stößer kolportiert.

Michael Stößer wollte sich zu den Gründen seines Rückzuges nicht äußern.

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Zur Unzeit kommt der Streit innerhalb der Arbeitnehmervertretung. Gerade will Daimler sein Rastatter Werk erweitern. Foto: dpa

Stößer war nur ein Jahr im Amt

Er sagte lediglich, er ziehe aus Differenzen innerhalb des Betriebsrates die Konsequenzen. Selbst das Eingreifen des Daimler-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden war vergebens.

Um zu kitten, was noch zu kitten ist, war Michael Brecht vor wenigen Wochen nach Rastatt gekommen. Doch mit dem Rücktritt des Betriebsratsvorsitzenden vor Ort ist klar: Erfolgreich war Brechts Mission nicht.

Rettungsmission gescheitert

Konkret soll es vor allem um den Umgang mit der von Daimler geplanten Vergabe der Werkslogistik gehen. Die Konzernleitung in Untertürkheim will die Logistik, also den Transport von Bauteilen und ganzen Fahrzeugen innerhalb und außerhalb der Werkstore, spätestens ab 2024 an ein externes Unternehmen vergeben.

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Das Rastatter Werk ist ein sogenannten Lead-Werk für die Kompaktfahrzeuge des Konzerns. Es betreut sein Partnerwerk in Ungarn. Foto: dpa

Uneins ist man sich in Betriebsrat und Belegschaft, wie man auf diese Pläne des Konzerns reagieren will. Teile von Belegschaft und Betriebsrat sollen nach BNN-Informationen eher die Konfrontation mit der Konzernleitung suchen.

Erfahrene Gewerkschafter hingegen raten, Konflikte nur einzugehen, wenn man auch gewinnen kann. Im Daimler-Werk in Bremen hatte man bereits vor einigen Monaten den Aufstand gegen die Fremdvergabe der Arbeiten geprobt.

In Bremen versuchte man es mit wilden Streiks

„Teile der Belegschaft haben versucht, sich mit wilden Streiks zu wehren“, erklärt Volker Stahmann, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall Bremen. Die Gewerkschaft hingegen habe keine Möglichkeit gesehen, das Outsourcing zu verhindern.

„Es war eine Grundsatzentscheidung des Konzernvorstands und fiel in seine unternehmerische Freiheit.“ Die Logistik wurde ausgegliedert, 761 Mitarbeiter wurden abgemahnt.

„Wir konnten als IG-Metall die Abmahnungen für die Teilnehmer an wilden Streiks nicht verhindern, aber wir konnten den Ablauf der Ausgliederung gestalten. Alle Beschäftigten blieben im Betrieb und wurden für neue Aufgaben weitergebildet. Für das Unternehmen, das die Logistik übernahm, haben wir Tarife ausgehandelt.“

Nachfolge wird am Mittwoch geregelt

Wie es in Rastatt weitergeht, steht in den Sternen – oder besser gesagt in dem einen Stern über der Daimler-Zentrale.

Dort ist man offenbar nicht gewillt, bei den bundesweit beschlossenen Logistikplänen für Rastatt eine Ausnahme zu machen.

Nach Stößers Worten sind die Verhandlungen mit Stuttgart „auf der Schiene der Moderation“. Stößers Nachfolger soll am Mittwoch gewählt werden.

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