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Investitionen und Altlasten

Daimler-Mitarbeiterprämie sinkt nach Gewinneinbruch von 5.000 Euro auf 600 Euro

Zum ersten Mal legt Ola Källenius als Daimler-Chef die Bilanz des Autobauers vor. Der Schwede spart an allen Ecken und Enden, um den Konzern wieder profitabler zu machen. Die Effekte lassen aber noch auf sich warten. Der Gewinn sinkt in diesem Jahr und die Mitarbeiter erhalten nur noch eine kleine Prämie im Verhältnis zu den Vorjahren.

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Daimler musss 2020 Sparprogramm forcieren. Foto: N/A

Der Autobauer Daimler ächzt unter Milliardenkosten und muss erneut einen drastischen Gewinneinbruch verkraften. Unter dem Strich blieben für 2019 gerade noch 2,4 Milliarden Euro übrig, wie der Konzern am Dienstag in Stuttgart mitteilte.

2018 war es noch dreimal so viel – und selbst da war das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis schon heftig eingebrochen. Zwar konnte Daimler den Umsatz mit 172,7 Milliarden Euro noch leicht ausbauen – auch weil die Kernmarke Mercedes-Benz das Jahr erneut mit einem Absatzrekord abschloss. Hohe Kosten fressen aber einen Großteil gleich wieder auf.

Elektro-Zukunft und Diesel-Affäre sind teuer für Daimler

So muss Daimler nicht nur die Investitionen in den Anlauf der Elektroauto-Produktion und in die Entwicklung teurer Zukunftstechnologien schultern. Auch die Rechnung für die Altlasten aus der Dieselaffäre ist im vergangenen Jahr immer länger geworden. „Während unsere Ergebnisse im Jahr 2019 die weiterhin starke Nachfrage nach unseren attraktiven Produkten widerspiegeln, können wir mit dem Gewinn nicht zufrieden sein”, räumte Vorstandschef Ola Källenius ein.

Mitarbeiterprämie sinkt – Weniger Dividende für Aktionäre

Auch für die Mitarbeiter des Auto- und Lastwagenbauers sowie für die Aktionäre hat der Gewinneinbruch Folgen: Für die rund 130.000 Tarifbeschäftigten gibt es 2020 nur noch 597 Euro Ergebnisbeteiligung und eine einmalige Anerkennungsprämie von bis zu 500 Euro. 2017 lag die Prämie noch bei 5.700 Euro. Im Vorjahr hatte die Prämie noch bei 4965 Euro gelegen.

Außerdem kürzte Daimler seine Dividende drastischer als erwartet. Die Aktionäre sollen je Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr nur noch 90 Cent erhalten - nach 3,25 Euro das Jahr zuvor.

Sparpaket soll 2020 Effekte zeigen

„Vor allem erhebliche Sonderbelastungen beeinträchtigten unsere Finanzergebnisse im vergangenen Jahr”, betonte Källenius. Seit seinem Amtsantritt im Mai hatte der Schwede deshalb die Erwartungen schon mehrfach nach unten korrigiert und zudem im November ein Sparpaket auf den Weg gebracht, das unter anderem die Streichung Tausender Arbeitsplätze vorsieht und 2020 erste Effekte zeigen soll. So erwartet Daimler zwar kaum Veränderungen beim Umsatz, dafür aber eine deutliche Steigerung des operativen Ergebnisses. Von seinen langfristigen Renditezielen bleibt der Konzern aber weit entfernt.

Nachlassende Konjunktur im Lastwagengeschäft

Einem Absatzrekord im Pkw-Geschäft bei Mercedes-Benz mit rund 2,34 Millionen verkauften Autos im vergangenen Jahr steht bei Daimler nicht nur eine nachlassende Konjunktur im Lastwagengeschäft gegenüber. Der Konzern muss Milliarden investieren, um seine Elektroflotte auf die Straße zu bringen – vor allem, um die verschärften CO2-Grenzwerte einhalten und Strafzahlungen vermeiden zu können. Gleich beim ersten Modell EQC sorgten Probleme mit einem Bauteil aber dafür, dass zum Start nicht so viele Fahrzeuge ausgeliefert werden konnten wie geplant.

Teure Vision „Robotaxi”

Auch die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie dem automatisierten Fahren kostet trotz Partnerschaften mit anderen Branchenriesen wie BMW und Bosch Milliarden. Källenius hält an den Projekten fest. Besonders teure Visionen wie das „Robotaxi” , die seiner Ansicht nach auf absehbare Zeit deutlich mehr Geld verschlingen werden, als sie einbringen können, hat der Schwede auf der Prioritätenliste aber weit nach hinten geschoben.

Altlasten der Dieselaffäre

Und dann sind da noch die Altlasten aus der Dieselaffäre. Für Rückrufe und Verfahren weltweit hatte Daimler schon im vergangenen Sommer rund 1,6 Milliarden Euro auf die Seite gelegt. Erst vor knapp drei Wochen hatte der Konzern dann aber einräumen müssen, dass die Rechnung noch mal länger wird – um knapp 1,4 Milliarden Euro. Betroffen sind vor allem die Autosparte und die Van-Abteilung. Bei Mercedes-Benz Pkw brach das operative Ergebnis um die Hälfte ein, die Vans häuften gar drei Milliarden Euro Verlust an.

Die Behörden werfen Daimler vor, in diversen Diesel-Modellen eine unzulässige Abschalteinrichtung in die Steuerung der Abgasreinigung eingebaut zu haben. Der Konzern bestreitet das, hält sich aber an die Rückrufe und hat schon bei Hunderttausenden Fahrzeugen Software-Updates installiert.

Källenius will Personal- und Materialkosten senken

Außer den Personalkosten will Källenius auch die Materialkosten deutlich senken und zudem die Investitionen deckeln, die teure Modellpalette ausdünnen und sich in den einzelnen Segmenten stärker auf die Fahrzeuge mit den höchsten Gewinnspannen konzentrieren. Das Aus der X-Klasse etwa, eines erst 2017 auf den Markt gebrachten, aber hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Pick-up-Modells, ist schon beschlossen.

Werke in der Region

Der Gewinn-Einbruch des Daimler-Konzerns betrifft auch die Mercedes-Benz-Werke in Gaggenau und Wörth. Thomas Twork, Standortverantwortlicher des Werk Gaggenau, verweist auf einen deutlichen Rückgang des Lastwagen-Absatzes im vergangenen Jahr. „Wichtige Märkte wie Europa und Nordamerika haben sich in der zweiten Jahreshälfte schneller abgeschwächt als erwartet“, sagt Twork. Insgesamt habe Daimler Trucks 2019 mit 488.500 Fahrzeugen rund sechs Prozent weniger Lkw verkauft als 2018. „Auch die Auslastung des Mercedes-Benz Werks Gaggenau lag bei Lkw-Komponenten unter der des Vorjahres.“ Da in Gaggenau auch Komponenten für Pkw produziert, habe die Auslastung des Werkes insgesamt „auf einem stabilen Niveau“ gelegen.

In der Lkw-Fabrik in Wörth war der Nachfrage-Rückgang hingegen stärker zu spüren. „Die Auslastung lag unter der des Vorjahres“, sagt der Standortverantwortliche Matthias Jurytko. „Umso wichtiger ist es für uns, dass wir mit den richtigen Produkten bei unseren Kunden punkten können. Etwa mit unserem neuen Actros, den wir seit Mitte des vergangenen Jahres in Wörth fertigen“, so Jurytko.

Im Mercedes-Benz Werk Rastatt wird die Jahresbilanz so kommentiert: „Neben dem erfolgreichen Anlauf der A-Klasse Limousine feierte unser Werk Rastatt auch Produktionsjubiläum mit dem fünfmillionsten Mercedes-Benz Kompaktfahrzeug“, sagt der Standortverantwortliche Thomas Geier. „2019 war jedes vierte verkaufte Fahrzeug von Mercedes-Benz ein Kompaktwagen.“ Der Produktionsstandort Rastatt habe damit zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. dg



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