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Autobauer dreht Sparschraube

Daimler will Kosten senken

Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche hat den Konzern auf einen Sparkurs eingestimmt. Der Branchenexperte und Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer erwartet jedoch keine gravierenden Einschnitte für die Werke in der Region.

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Effizienter aufstellen will sich der Autobauer Daimler. Wie der Sparkurs aussehen wird, steht noch nicht fest. Die Mitarbeiter müssen sich aber wohl auf kleinere Bonuszahlungen einstellen. Foto: dpa

Die Kosten sollen runter, damit es beim Gewinn wieder rauf geht. Auf diesen simplen Nenner lässt sich die Situation beim Autobauer Daimler herunterbrechen. Vorstandschef Dieter Zetsche kündigte deshalb bei der Bilanzpressekonferenz in der vergangenen Woche ein Sparprogramm an. Details dazu hat der Konzern noch nicht genannt. Branchenkenner sehen allerdings einige Stellschrauben, an denen die Schwaben drehen können und vermeintlich müssen.

Die gute Nachricht für die Mitarbeiter in der Region: Der Großteil der Maßnahmen dürfte die Geschäfte und Standorte in den USA und Asien betreffen. Allerdings liegt auch hierzulande bei der Marke mit dem Stern einiges im Argen. „Der Gürtel muss auf allen Ebenen enger geschnellt werden“, sagt Ferdinand Dudenhöffer im Gespräch mit den BNN.

Vertrieb als Hauptproblem

Der Verkehrswissenschaftler und Leiter des Center Automotive Research in Duisburg sieht ein Hauptproblem bei Daimler: „Vor allem im Vertrieb gibt es größere Ineffizienzen.“ Laut Dudenhöffer muss dort zuerst der Spar-Hebel angesetzt werden. „Rabatte und andere Konditionen müssen zurückgedreht werden“, meint der aus der Region stammende Branchenexperte. Denn obwohl Daimler 2018 erneut einen Absatzrekord erzielte, ging es mit dem Konzerngewinn deutlich nach unten. Dies verdeutliche, dass beim Vertrieb Sand im Getriebe sei.

Mit einem größeren Personalabbau – vor allem in den Werken in der Region – sei indes nicht zu rechnen. In den Werken Wörth und Gaggenau, die zur Lkw-Sparte der Stuttgarter gehören, wurden zuletzt sogar zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Da Konzernchef Zetsche im Segment mit den Nutzfahrzeugen auch 2019 kräftiges Wachstum erwartet, dürfte hier kaum der Rotstift angesetzt werden. Näheres dazu ist bei der Bilanzpressekonferenz der Truck-Sparte am Donnerstag in Gaggenau zu erwarten.

Nicht ganz so gut lief es zuletzt hingegen bei den Pkw.

Neues Prüfverfahren belastet Absatz

Vor allem die Umstellung auf das neue Abgasprüfverfahren WLTP trieb den Managern Sorgenfalten auf die Stirn. Der Absatz entwickelte sich nicht wie gewünscht – auch bei den beispielsweise in Rastatt gefertigten Kompaktwagen. Dort ist jedoch eine Vergrößerung des Standorts geplant. Zuletzt keimten sogar Spekulationen auf, dass eine Batteriefabrik in Rastatt entsteht.

Generell wird der Standort aufwendig umstrukturiert, um auch dort künftig Elektrofahrzeuge zu bauen. Wie der Personalbedarf aussieht, wenn Verbrenner und E-Autos auf einer Linie entstehen, ist nicht genau absehbar. Der Werksausbau spricht aber generell nicht für einen Stellenabbau.

Mitarbeitern drohen kleinere Boni

Dudenhöffer hält eher eine „Neupositionierung“ der Werke in China und den USA für notwendig. Die beiden Märkte werden für den Konzern immer wichtiger. Dort wurden laut Berechnungen des

Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung 2018 mit Abstand die meisten E-Autos verkauft – Tendenz steigend. Und auf den Absatz der Stromer ist die Strategie der Stuttgarter ausgelegt. Die Umstellung verursacht jedoch immense Kosten. Bis mit Elektrofahrzeugen kräftig verdient wird, dürften noch Jahre vergehen. Deshalb geht Dudenhöffer davon aus, dass sich alle Mitarbeiter „auf sinkende Boni einstellen müssen“.

Beim künftigen Sparpaket wird auch der Gesamtbetriebsrat ein Wort mitreden. Dessen Chef Michael Brecht machte bereits deutlich, dass man Maßnahmen, „die nicht gegen die Belegschaft gehen“, unterstützen werde. „Die Effizienz muss erhöht werden“, sagte Brecht mehrfach. Er hält die Verkleinerung der Modellvarianten für einen Ansatzpunkt. Etwa 40 Pkw-Versionen bietet Daimler an. Das macht die Produktion komplex – und somit teuer. Neben der Portfolio-Bereinigung erwartet Dudenhöffer auch neue Verhandlungen mit den Zulieferern. „Zwei Drittel der Kosten entstehen über diese. Da wird Daimler sicher schauen, ob es Einsparpotenziale gibt.“

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