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Insolvente Biogas-Firma

Déjà-vu für EnBW-Finanzchef Kusterer: bmp-Pleite belastet mit 251 Millionen Euro

EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer kennt Krise. Jetzt gab er bekannt, was die Schieflage der bmp greengas den Konzern kostet.

Troubleshooter – nach der Gas-Tochter VNG im vergangenen Jahr wurde EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer nun durch die Schieflage der bmp greengas herausgefordert.
Troubleshooter – nach den Problemen mit der Gas-Tochter VNG im vergangenen Jahr wurde EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer nun durch die Schieflage der bmp greengas herausgefordert. Foto: Andrea Fabry

EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer musste in den vergangenen Wochen mal wieder häufiger als sonst zum Handy greifen und als Troubleshooter agieren: Der Biogashändler bmp greengas (München) gehört zwar der Erdgas Südwest (Ettlingen) – doch die ist wiederum ein Tochterunternehmen des Karlsruher EnBW-Konzerns. Und da die bmp greengas ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet hat, hat dies auch Auswirkung auf die Bücher von Kusterer. Er muss entkonsolidieren, wie es im Fachjargon heißt, also Anteile der bmp verkaufen. Damit verbunden sind Abschreibungen auf ausstehende Forderungen.

bmp greengas kann nicht ausreichend Biogas liefern

Am Freitag teilte Kusterer Medienvertretern auch konkret mit, wie hoch die Belastung durch die Münchner ist: 251 Millionen Euro, die die EnBW aber gut verschmerzen kann. Europas führender Vermarkter von Biogas, bmp, kann Kunden wie Stadtwerken die vereinbarten Mengen nicht mehr liefern und will sich nun per Insolvenzverfahren sanieren.

Unser Hauptziel ist im Insolvenzverfahren, die bmp zu stabilisieren.
Thomas Kusterer
EnBW-Finanzvorstand

Auf die Frage, ob der Fall bmp Auswirkungen auf das Beteiligungsmanagement der EnBW, konkret auch auf das Ausmaß der Kontrolle hat, sagte Kusterer: „Unser Hauptziel ist im Insolvenzverfahren, die bmp zu stabilisieren.“ Es solle wieder zu stabilen Lieferantenbeziehungen kommen. Alles Weitere werde man sich danach anschauen.

Bei der EnBW-Tochter VNG unterstützte auch die Bundesregierung

Kusterer hatte mit bmp ein Déjà-vu. Der routinierte Manager – er ist am längsten als EnBW-Vorstand an Bord – musste im vergangenen Jahr die Mega-Krise des EnBW-eigenen Gaslieferanten VNG meistern. Das war freilich eine ganz andere Dimension als jetzt bei der bmp. Die VNG belastete die EnBW im vergangenen Jahr mit 1,1 Milliarden Euro, weil russische Gaslieferungen ausfielen. Die Bundesregierung griff unterstützend mit einem „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ ein, wie Kusterer erinnerte. Als drittgrößter deutscher Gasimporteur und Speicherbetreiber ist die VNG systemrelevant für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Die VNG versorgte Stand Oktober vergangenen Jahres rund 400 Stadtwerke und Industriebetriebe mit Gas.

Klimawandel, Versorgungssicherheit sowie Energiepreise, die Industrie und Privatverbraucher bezahlen können, sind Herausforderungen der Energiewirtschaft. Die EnBW sehen sich hier im Vorteil und in einer besonderen Verantwortung. Unter den deutschen Energie-Riesen ist der Karlsruher Konzern der einzige, der die komplette Wertschöpfungkette abdeckt: von der Erzeugung von Strom in eigenen Kraftwerken, über den Transport via Netze bis hin zum Stromzähler bei den Kunden. EnBW investiere gleichzeitig in erneuerbare Energien, in flexible Gaskraftwerke – die wasserstofffähig sind – und in die Netze. Die jüngsten 1,58 Milliarden Euro Bruttoinvestitionen hätten um 48 Prozent über den Investitionen im ersten Halbjahr 2022 gelegen.

In einer Börsenpflichtmitteilung hatte die EnBW bereits vor einer Woche berichtet, dass das erste Halbjahr besser als erwartet lief. Kusterer behält aber seine bisherige Prognose fürs Gesamtjahr bei und rechnet mit einem operativen Ergebnis (adjusted Ebitda) von 4,7 bis 5,2 Milliarden Euro – nun aber eher am oberen Ende der Prognosebandbreite.

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