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Abfüllung am Coca-Cola Standort

Deutsche trinken mehr aus Dosen - davon profitiert auch Werk in Karlsruhe

Viele Menschen lassen es wieder zischen: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande über 3,9 Milliarden Getränkedosen verkauft. Das ist der höchste Wert seit 17 Jahren. Davon profitiert auch das Dosen-Abfüllwerk von Coca-Cola in Karlsruhe.

Coca-Cola-Dosen werden im Werk Karlsruhe abgefüllt
Runde Sache: 900.000 Hektoliter hat Coca-Cola im vergangenen Jahr in seinem Werk Karlsruhe abgefüllt. Auch dort bekommt man das Comeback der Getränkedose zu spüren. Foto: Jörg Donecker

In der Verpackungsbranche ist man sich weitgehend einig: Red Bull hat die Dose gerettet. Energy-Drinks enthalten Eiweiße, die sich schnell zersetzen, wenn sie mit Licht und Luft in Kontakt kommen. Und die Getränkedose gilt als besonders dicht. Doch auch der Coca-Cola-Standort Karlsruhe setzt auf die Dose. Der amerikanische Brause-Konzern lässt hierzulande in Karlsruhe und in Dorsten in Dosen abfüllen. Zunehmend lassen es Kunden wieder zischen, wenn sie die Dosen öffnen.

„In Deutschland werden inzwischen 99,1 Prozent der Getränkedosen recycelt. Das ist die höchste Rate weltweit.“
Claudia Bierth vom „Forum Getränkedose”

Umstritten bleibt die runde Verpackung aus Alu dennoch: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft vor allem den deutschen Discountern vor, zu viele Dosen in den Markt zu drücken. Die DUH fordert sie auf, die im Verpackungsgesetz als Ziel fixierte Mehrwegquote von 70 Prozent zu erreichen.

DUH fordert höheren Dosenpfand

Fakt ist: Im vergangenen Jahr wurden hierzulande 3,9 Milliarden Dosen verkauft. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr und ist ein Dosen-Rekord seit 17 Jahren. Vor der Einführung des Dosenpfandes im Jahr 2003 wurden allerdings noch 7,5 Milliarden Stück verkauft, dann drohte der Dose das Aus. Nur noch 100 Millionen Stück kamen 2005 auf den Markt. Aufwärts ging es, als im Handel ein Rückgabesystem eingerichtet war.

„In Deutschland werden inzwischen 99,1 Prozent der Getränkedosen recycelt. Das ist die höchste Rate weltweit“, sagt Claudia Bierth vom „Forum Getränkedose“ dieser Zeitung. Einmal leergetrunken und zurückgegeben, gebe es eine Renaissance als neue Dose oder beispielsweise als Bauteil eines Alufahrrads. Der Recyclinganteil bei der Herstellung von Dosen beträgt nach Angaben des Lobbyverbandes mittlerweile 47 Prozent.

Leere Dosen auf einem Laufband des Coca-Cola-Werks Karlsruhe.
Leer-Gut: Diese Dosen im Coca-Cola-Werk in Karlsruhe werden demnächst gefüllt. Foto: Jörg Donecker

Die Deutsche Umwelthilfe kontert: „Getränkedosen weisen eine der schlechtesten Klimabilanzen aller Getränkeverpackungen auf“, sagt ihr Projektmanager Kreislaufwirtschaft, Christian Behrens. Durch einen hohen Schmelzpunkt verbrauchten sie bei der Herstellung besonders viel Energie, legten meist lange Transportstrecken zurück und beinhalteten nur teilweise Recyclingmaterial. „Wir als Deutsche Umwelthilfe fordern, dass auf Einweggetränkeverpackungen eine zusätzliche Abgabe von 20 Cent erhoben wird.“ Bislang ist bereits ein Dosenpfand von 25 Cent für das Leichtgewicht unter den Getränkeverpackungen fällig.

Karlsruhe ist ein reines Dosenwerk

Laut „Forum Getränkedose“ werden in Deutschland am meisten Energy-Drinks in Dosen abgefüllt, gefolgt von Bier- und Biermischgetränken – jeweils mit über 1,2 Milliarden Einheiten.

Der Trend zur Dose sei auch am Coca-Cola-Standort Deutschland spürbar, sagt Pressesprecherin Christina Witt. „Im Jahr 2019 haben wir in Karlsruhe über 900.000 Hektoliter abgefüllt.“ Karlsruhe ist mittlerweile ein reines Dosenwerk.

Eine Hand hält in Schwerin die Pfandgebühr von 25 Cent über einer leeren Getränkedose
Pfand für die Dose: 25 Cent sind fällig. Vor der Einführung des Pfands wurden in Deutschland bis zu 7,5 Milliarden Getränkedosen pro Jahr verkauft. Es folgte ein Rückgang auf 100 Millionen Stück. Mittlerweile liegt die Zahl bei 3,9 Milliarden. Foto: Jens Büttner / dpa

Das Wachstum wird sich nach Witts Einschätzung weiter fortsetzen. Es gebe auch noch freie Kapazitäten. Allerdings werde nach wie vor nur ein „sehr geringer Anteil unseres Produktionsvolumens in Dosen abgefüllt“. Besonders beliebt seien Dosen bei jüngeren Haushalten, vor allem bei jungen Paaren ohne Kinder.

Es ist ein Geschmacks- und Lebensgefühl, das mit der Dose nicht einhergeht
Dagmar Zimmermann, Hoepfner-Brauerei

„Leicht“, „schnell zu kühlen“, „unzerbrechlich“, im Supermarkt eine werbewirksame „Mini-Litfasssäule“ – die Dosen-Lobby nennt viele Argumente fürs Getränk im runden Blech. Mittlerweile seien Getränkedosen dünner als das menschliche Haar. 1935 wurde übrigens erstmals Bier in Dosen verkauft, und zwar welches der US-amerikanischen Marke Krueger.

Regionale Brauereien verzichten auf Dosen

Es sind vor allem die sogenannten Fernsehbiere – in der Branche heißen sie so, weil sie im TV beworben werden –, die in Dosen abgefüllt werden. Die Karlsruher Brauerei Hoepfner, um ein Beispiel zu nennen, verzichtet darauf. „Die Dose ist ein nationales Massengeschäft, das sehr stark preisgetrieben ist”, sagt Hoepfner-Pressesprecherin Dagmar Zimmermann.

In diesem Preissegment fühle man sich nicht wohl. „Das Dosengeschäft ist zudem eine Sparte, die sich mit unserem mehrweggeprägten Geschäft nicht verträgt.” Bierkultur habe etwas mit dem Fassbier-Erlebnis und dem richtigen Glas zu tun. Das schmecke man einfach. „Es ist ein Geschmacks- und Lebensgefühl, das mit der Dose nicht einhergeht”, so die Hoepfner-Sprecherin.

Mittelständisch geprägt ist der Baden-Württembergische Brauerbund. Von den rund 50 Mitgliedsunternehmen fülle so gut wie keines in Dosen ab, so Präsident Matthias Schürer. „Wir wollen Mehrweg”, sagt der in Linkenheim-Hochstetten lebende Schürer. Den Trend zur Dose müsse man allerdings differenziert sehen. Dosenbier habe dem in Plastikflaschen abgefüllten Bier die Marktanteile abgenommen. „Dadurch ist der Anstieg der Dose entstanden.”

Nach jüngsten Zahlen des Umweltbundesamtes wurden im Jahr 2017 rund 42 Prozent (minus 0,7 Prozentpunkte) der Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt. Damit liegt der Mehrweganteil unter dem Ziel des Gesetzgebers von 70 Prozent. Der Marktanteil von Einwegkunststoffflaschen liegt laut Umweltbundesamt bei 52 Prozent. Dosen stellen vier Prozent, Getränkekartons etwa 1,5 Prozent.

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