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Corona treibt das Börsenbarometer

Finanzexperten sehen auch Impfstoff-Euphorie als Grund für den Höhenflug des Dax

Der Deutsche Aktienindex steigt und steigt und steigt – als gäbe es keinen Lockdown und keine Politik-Krise in den USA. Von dieser Zeitung befragte Finanzexperten gehen davon aus, dass es an den Börsen erfreulich weitergeht.

Bulle und Bär stehen als Bronzeskulpturen vor der Frankfurter Wertpapierbörse im Regen.
Da geht der Bär in Deckung: An den Wertpapierbörsen dominieren derzeit die Bullen. Von den BNN befragte Experten gehen davon aus, dass das so weitergeht. Foto: Arne Dedert /dpa

Und wieder ein frisches Rekordhoch: Nachdem der Deutsche Aktienindex am Donnerstag erstmals in seiner Geschichte zeitweise die 14.000-er-Marke übersprungen hatte, setzte der Leitindex am Freitag seinen Rekordlauf fort. Die BNN haben Experten zu den Gründen befragt und wollten auch wissen, wie es weitergeht.

Finanzexperten sehen kein Ende des Bullenmarktes

„Ein Ende des Bullenmarktes ist nicht in Sicht“, meint Christian Kahler, Leiter Aktienstrategie der DZ-Bank. Er sieht viele Gründe, die die Märkte beflügeln und auf noch höhere Kurse hoffen ließen: Das Ende der Corona-Pandemie scheint in Sicht, Donald Trump steht vor dem Abgang, ein harter Brexit wurde vermieden.

Bei der DZ-Bank, dem Spitzeninstitut der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, weist man aber auch auf die Rolle der Zentralbanken hin. Kahler: „Die Geldvermehrung der Notenbanken wirkt wie eine riesige Marketingkampagne für alle Vermögensklassen.“

„Bis zum Sommer könnte der Dax im Zuge der Impfstoff-Euphorie sogar vorübergehend die 15.000-Punkte-Marke knacken“, sagt Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank. Nach einem ruckeligen Jahresstart werde die Konjunktur ab dem zweiten Quartal deutlich an Fahrt aufnehmen. „Die Aussicht auf eine in der Breite verfügbare Covid-19-Impfung dürfte die Pandemie sukzessive in den Hintergrund treten lassen.“

„Der Dax bleibt auf Rekordkurs“, zeigt sich Ulrich Stephan zuversichtlich. Für den Chefanlagestrategen für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank sind dabei mittelfristig zwei Dinge von zentraler Bedeutung: die Hoffnungen auf Impfungen und eine Wirtschaftserholung. Besonders profitiert hätten zyklische Werte wie Finanzen und Energie. Auch für Aktienkonzerne aus der Reise- und Freizeitbranche komme Hoffnung auf.

„Anleger sollten gezielt in Aktien investieren“, sagt Stephan, „aber ein Auge auf den Zinssatz haben, denn der Konjunkturoptimismus spiegelt sich auch in steigenden Renditen wider.“

Die Börse schaut immer voraus – meist sechs bis neun Monate. Dann ist die Corona-Krise im Griff.
Thomas Knapp, Finanzexperte aus Ettlingen

Für den Finanzexperten Thomas Knapp aus Ettlingen kommt der Dax-Höhenflug nicht überraschend: „Die Börse schaut immer voraus – meist sechs bis neun Monate. Dann ist die Corona-Krise im Griff, die USA haben den Machtwechsel zu einem neuen Präsidenten hinter sich, der Brexit hat sich eingespielt, viel Kaufkraft, die derzeit nicht ausgegeben werden kann, wird dann für Waren und Dienstleistungen investiert.“

Der Börse könnten rumpelige Wochen bevorstehen

Für den Chef der Fiduka-Depotverwaltung GmbH in München – gegründet von Börsen-Altmeister André Kostolany – fehlen zudem schlichtweg Anlage-Alternativen. Immobilien sind laut Knapp oft extrem teuer, „gute Anleihen bringen nur Null- oder Minuszinsen, also nix“.

Die nächsten Wochen könnten an den Börsen etwas rumpelig werden, einige schlechte Nachrichten würden dann verdaut. Das könnten aus Knapps Sicht Kaufgelegenheiten sein, denn die mittel- und langfristige Aussicht für Aktien sei gut.

Dem pflichtet Dana Raabe, Leiterin der BW-Bank Filialen in Karlsruhe, Pforzheim und Calw, bei – die BW-Bank ist Teil des LBBW-Konzerns, der zur Sparkassen-Finanzgruppe gehört. „An den Aktienbörsen dürften 2021 die Pluszeichen die Kurszettel dominieren“, sagt sie. Der aktuelle Rekordkurs möge auf den ersten Blick hoch erscheinen. „Dennoch wird derzeit, sowohl in Europa wie auch an den US-Börsen, das höhere Risiko einer Aktie gegenüber einer Anleihe weit überdurchschnittlich entlohnt.

Hinzu kommt laut Raabe die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität, nachdem die Impfkampagnen allmählich an Fahrt gewinnen.

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