Wasser strömt auch in Corona-Zeiten aus immer mehr Armaturen und Duschbrausen von Hansgrohe. Allein in Deutschland erlöste der Schiltacher Traditionskonzern im vergangenen Jahr mit 291 Millionen Euro 11,8 Prozent mehr als 2019.
Davon profitiert auch das große Werk in Offenburg, wie Hansgrohe-Vorstandschef Hans Jürgen Kalmbach bei der digitalen Bilanzpressekonferenz sagt: „Wir haben im zweiten Halbjahr einen super Lauf gehabt. Das hat die Auslastung in Offenburg vorangetrieben.“
Ende vergangenen Jahres arbeiteten am Standort Offenburg/Willstätt 1.097 Mitarbeiter – und es wird weiter eingestellt. In Offenburg hat Hansgrohe neben dem Werk ein Logistikzentrum, von dem aus täglich rund 6.500 Pakete in 146 Länder gehen.
Umsatztreiber bei Hansgrohe war das Geschäft mit Handwerkern
Umsatztreiber war das Geschäft mit den Profi-Handwerkern. Doch auch mit Heimwerkern, die vor allem in Baumärkten Hansgrohe-Produkte einkaufen, sei das vergangene Geschäftsjahr „gut gelaufen“, so Kalmbach.
Dank des starken Heimatmarktes ist der Auslandsanteil des Konzernumsatzes von 76 Prozent im Vorjahr auf 73 Prozent gesunken. Insgesamt erlöste Hansgrohe 1,074 (2019: 1,088) Milliarden Euro.
Das Betriebsergebnis stieg um 9 Prozent auf 197,0 Millionen Euro. Das Schwarzwälder Unternehmen – es ist nicht mit den Wettbewerbern Hansa sowie Grohe zu verwechseln – führt dies auch auf geringere Marketing-Ausgaben zurück. So fielen im Corona-Jahr klassische Messeauftritte aus.
Die Umsatz-Ergebnisquote liegt mittlerweile bei 18,3 (zuvor: 16,6) Prozent. Fremdkapital brauche man nach wie vor nicht, unterstreicht Finanzvorstand Reinhard Mayer.
Das Engagement der Mitarbeiter weltweit honorierte Hansgrohe mit einer Corona-Prämie von insgesamt drei Millionen Euro. In Deutschland seien dies pro Vollzeitkraft 850 Euro, so Personalvorstand Frank Semling.
Neu ist, dass Hansgrohe seit Ende vergangenen Jahres auch Duschrinnen anbieten kann: Der Konzern hat die Mehrheit am niederländischen Familienunternehmen Easy Sanitary Solutions (ESS) erworben, teilt Kalmbach mit.
ESS hat die Duschrinne „Easy Drain“ erfunden und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter. Nun könne Hansgrohe den Kunden auch Duschrinnen anbieten, die von der Optik und Oberfläche zu den Armaturen und Brausestangen passen.
Wir sehen eine höhere Nachfrage nach berührungslosen Armaturen in öffentlichen Bauten.Hans Jürgen Kalmbach, Hansgrohe-Vorstandschef
„Wir wollen uns stärken im Bereich der Dusche“, sagt Kalmbach. Zudem könne der Global Player das Produkt der Tochter ESS weltweit vertreiben. Der Hansgrohe-Chef schließt weitere Zukäufe nicht aus.
Zu den Trends: „Wir sehen eine höhere Nachfrage nach berührungslosen Armaturen in öffentlichen Bauten“, sagt Kalmbach. Durch Corona seien die Hygieneansprüche dort größer geworden.
Auffallend sei zudem, dass das Thema Smart Living im Bad Einzug hält – gemeint sind beispielsweise per Smartphone-App gesteuerte, individuelle Dusch-Szenarien.
Weniger Umsatz mit Hotels und Kreuzfahrtschiffen wegen Corona
„Wir sind da in einen neuen blauen Ozean eingetaucht und überzeugt, dass das ein Geschäft der Zukunft ist“, erläutert Mayer. Wegen der höheren Preise für Kupfer und Zink werde es Preiserhöhungen geben – nähere Angaben macht Mayer hierzu noch nicht.
Hansgrohe-Produkte werden in normalen Jahren auch vielerorts in Bädern von Top-Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen montiert. Beides war wegen der Pandemie rückläufig.
Auch die Märkte hätten sich extrem unterschiedlich entwickelt, sagt Vertriebsvorstand Christophe Gourlan. Nur zwei Beispiele: In China stieg der Umsatz um 6,6 Prozent – in Nordamerika fielen die Erlöse hingegen um 21,1 Prozent.