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Tarifverhandlungen im Herbst

Hohe Inflation: IG-Metall-Chef fordert deutliches Lohnplus

Ende September läuft der Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie aus. IG-Metall-Chef Hofmann skizziert in einem Interview Grundzüge der Forderungen für die anstehende Tarifrunde.

Angesichts der Rekordinflation fordert IG-Metall-Chef Jörg Hofmann ein deutliches Lohnplus von mindesntens sieben Prozent für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie.
Angesichts der Rekordinflation fordert IG-Metall-Chef Jörg Hofmann ein deutliches Lohnplus von mindesntens sieben Prozent für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Angesichts der Rekordinflation fordert IG-Metall-Chef Jörg Hofmann eine deutliche Lohnerhöhung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Einschließlich einer Umverteilungskomponente könnten es mindestens sieben Prozent sein.

„Wir brauchen eine kräftige Lohnerhöhung“, sagte Hofmann der „Süddeutschen Zeitung“. „Der Tarifabschluss muss zwei Jahre abdecken, 2022 und 2023. Laufen die Verhandlungen gut, haben wir im November ein Ergebnis.“

Hofmann: Sieben Prozent „oder darüber“

Die Forderung kommt zustande, indem man für zwei Jahre die Zielinflation der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent zu der Steigerung der Produktivität von 1,1 Prozent, addiere, erläuterte Hofmann. Allein auf dieser Basis ergebe sich mehr als sechs Prozent mehr Lohn. „Hinzu kommt zwingend eine Umverteilungskomponente, weil die Firmen derzeit so hohe Gewinne erzielen.“ Zum Einwurf des Journalisten in dem Interview, dass dies addiert mindestens sieben Prozent Lohnplus ergäbe, sagte Hofmann: „Oder darüber... schauen wir mal.“

Die Verträge für rund 3,7 Millionen Beschäftigte in den Kernbranchen der deutschen Industrie laufen Ende September aus. Bei bundesweiten Sitzungen der regionalen Tarifkommissionen zeichnete sich vergangene Woche bereits ab, dass die IG Metall für ihre Mitglieder bei den anstehenden Tarifverhandlungen angesichts der hohen Inflation ein deutliches Lohnplus herausholen will.

Abschließende Forderung steht erst Mitte Juli fest

Der IG-Metall-Vorstand will am 20. Juni seine Forderungsempfehlung beschließen. Die Empfehlung ist noch nicht die endgültige Forderung. Diese wird am 30. Juni in den regionalen Tarifkommissionen und noch einmal am 11. Juli vom Vorstand abschließend beschlossen. In separaten Tarifverhandlungen in der nordwestdeutschen Stahlindustrie fordert die Gewerkschaft für die 68.000 Beschäftigten unter anderem 8,2 Prozent mehr Lohn.

Hofmann widersprach der Darstellung, deutliche Lohnsteigerungen könnten eine Lohn-Preis-Spirale auslösen. „Das sehen Sie schon daran, dass wir die zwei Prozent EZB-Zielinflation zum Maßstab nehmen und nicht die aktuelle Inflation von fast acht Prozent. Denn dann wäre unsere Forderung zweistellig“, sagte der Chef der größten deutschen Einzelgewerkschaft. „Uns geht es nur darum, angesichts der Inflation mit einer Lohnerhöhung plus staatlicher Entlastung die Kaufkraft der Haushalte zur erhalten.“

Die Deutsche Bundesbank rechnet in ihrer jüngsten Prognose im Gesamtjahr mit einer Teuerungsrate von 7,1 Prozent in Europas größter Volkswirtschaft gemessen am sogenannten harmonisierten Verbraucherpreisindex, den die EZB für ihre Geldpolitik heranzieht.

Hofmann befürwortet Übergewinnsteuer

Der IG-Metall-Chef bezog auch Stellung in der Debatte über eine Übergewinnsteuer für Unternehmen, die durch die Inflation Sondergewinne erzielen. „Ich bin dafür, die zusätzlichen Gewinne in allen Branchen abzuschöpfen, die aufgrund der Krise mehr verdienen als im Schnitt der vergangenen Jahre. Das sind nicht nur die Ölmultis“, sagte Hofmann. „Auch Chemiekonzerne, Autohersteller und Maschinenbauer freuen sich über Sonderprofite.“ Unter Ökonomen und in der Ampel-Koalition gehen die Meinungen über den Nutzen einer solchen Extra-Steuer für Mineralölkonzerne auseinander.

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