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Elektromobilität

Hybrid-Fahrzeuge sind nicht so umweltfreundlich wie behauptet

Benziner oder Diesel mit einem zusätzlichen Elektromotor werden staatlich gefördert, weil sie als klimafreundlich gelten. Doch die sogenannten Plug-in-Hybride stellen sich nun als Mogelpackung heraus.

ARCHIV - 11.03.2014, Bernau: Ein Auto mit Plug-in-Hybridtechnik steht an einer E-Ladesäule. (zu dpa «Umweltschützer: Kaufprämie für Verbrenner «durch die Hintertür»») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
ARCHIV - 11.03.2014, Bernau: Ein Auto mit Plug-in-Hybridtechnik steht an einer E-Ladesäule. (zu dpa «Umweltschützer: Kaufprämie für Verbrenner «durch die Hintertür»») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Außendienstler des Mannheimer Autoteilehändlers Carat sind in ganz Deutschland unterwegs. Bei den knapp 50 Firmenwagen setzte Thomas Vollmar daher bislang auf den sparsamen Diesel. Doch der Carat-Geschäftsführer sagt: „Jetzt stellen wir nach und nach auf Hybridautos um – weil das die Mitarbeiter so wollen.“

Sogenannte Plug-in-Hybride liegen im Trend. Bei keiner anderen Antriebsart sind die Zulassungszahlen laut Kraftfahrt-Bundesamt aktuell so rasant gestiegen.

Es sind Zwitterfahrzeuge: Unter ihrer Kühlerhaube steckt ein herkömmlicher Verbrennungsmotor, aber zusätzlich haben sie einen Elektroantrieb. Sein Akku – deshalb die Bezeichnung „Plug in“ (Einstecken) – kann an der Steckdose aufgeladen werden.

Kaufprämie und Steuervorteil für Firmenwagen

Die Idee ist, dass diese Autos auf Kurzstrecken elektrisch unterwegs sind. Dadurch sparen sie Kraftstoff und CO2-Emissionen. Wer einen Plug-in-Hybrid kauft oder least, bekommt deshalb bis zu 6.750 Euro Umweltbonus. Wer ihn als Firmenwagen nutzt, profitiert von kräftigen Steuervorteilen.

Doch inzwischen häufen sich Zweifel und Kritik an dieser staatlichen Förderung. Der Grund ist eine klaffende Lücke zwischen Idee und Wirklichkeit: Im Realbetrieb schlucken die angeblich klimafreundlichen Zwitter zum Teil sogar mehr Benzin oder Diesel als reine Verbrenner.

Carat-Geschäftsführer Vollmar sagt: „So wie es jetzt läuft, ist das ein reines Steuerspar-Modell. Es gibt keinen ökologischen Vorteil. Im Gegenteil: Der Kraftstoff-Verbrauch ist sogar höher.“ Fünf Plug-in-Hybride habe er bereits im Fuhrpark, darunter sein eigener, ein 7er BMW. „Ich lade den jede Nacht zuhause auf“, sagt Vollmar. „Aber bei meinen Mitarbeitern sehe ich an den Tankabrechnungen, dass sie das nicht tun.“

Deutsche Autohersteller setzen auf Plug-in-Hybride

Sind Plug-in-Hybride eine Mogelpackung? Vor allem die deutschen Autohersteller setzen auf die Mischantriebe. Sie hoffen, dadurch die strengen Klimaschutzvorgaben der Europäischen Union erfüllen zu können und Strafzahlungen zu vermeiden. Wenn die CO2-Grenzwerte allerdings nur auf dem Papier eingehalten werden und nicht auf der Straße, stellt sich die Frage, ob dieser Weg der richtige ist.

Welches Ausmaß das Problem hat, erforscht Patrick Plötz vom Karlsruher Fraunhofer-Institut ISI in Karlsruhe. Der Physiker hat Verbrauchsdaten von Plug-in-Hybriden in mehreren Ländern ausgewertet. Die Studie soll Ende September veröffentlicht werden. Details nennt Plötz daher noch nicht. Der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ verriet der Wissenschaftler allerdings schon, wie er auf die Ergebnisse reagiert hat: „Sie haben mich schockiert.“ Die Fahrzeuge verbrauchten rund drei Mal so viel Kraftstoff wie von den Herstellern ausgewiesen.

Auftraggeber der groß angelegten Untersuchung ist das International Council on Clean Transportation (ICCT). Das ist just jene Organisation, die gemeinsam mit der US-Umweltbehörde ETA den Diesel-Schummel aufgedeckt hat. Auch deshalb herrscht innerhalb der deutschen Autoindustrie Nervosität. Einen zweiten Abgasskandal kann niemand brauchen.

Task Force soll in Kritik geratene Antriebstechnik retten

Auch die Bundesregierung macht Druck. Im Juli haben Branchenvertreter daher die „Task Force plug-in Hybridfahrzeuge“ gegründet. Sie ist bei der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) angesiedelt und arbeitet unter Hochdruck daran, die in die Kritik geratene Hybrid-Technik zu retten. Anfang Oktober sollen konkrete Vorschläge vorliegen, sagt NPM-Sprecherin Alexandra Huß.

Neben der Industrie seien auch Umwelt- und Kommunalverbände in der 16-köpfigen Task Force vertreten. „Die NPM wird dann Handlungsempfehlungen an die Politik präsentieren“, so Huß. „Denn es geht nicht nur um technische Fragen, sondern auch um regulatorische Maßnahmen.“

Droht also eine Elektrofahrpflicht für Hybrid-Besitzer? Oder eine Aufladekontrolle durch wen auch immer? Diskutiert wird über solche Vorgaben tatsächlich. Thomas Vollmar aus Mannheim hat aber noch einen ganz pragmatischen Vorschlag. „Wir würden unseren Mitarbeitern gerne die Kosten für das private Aufladen ihres Firmenwagens erstatten“, sagt der Carat-Chef. „Aber das Finanzamt akzeptiert das derzeit nicht. Das ist eine Regelungslücke.“

Die Folge: Statt den Plug-in-Hybrid jede Nacht für etwa fünf Euro selbst aufzuladen, greifen die Mitarbeiter lieber weiter zum Zapfhahn. Denn den Sprit zahlt der Arbeitgeber. Nicht nur bei Carat sondern bei vielen Unternehmen ist die Tankkarte beim Firmenauto inklusive.



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