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Pilotprojekte mit SEW-Eurodrive und BASF

Karlsruher Jungunternehmer macht Bedienungsanleitungen intelligent

Vor gut einem Jahr hat Jan Oevermann seine Firma Plusmeta in Karlsruhe gegründet. Nun ist der 31 Jahre alte Informatiker mit großen Industriekunden im Geschäft. Er hilft ihnen, wertvolle Schätze zu heben.

Unternehmensgründer Jan Oevermann (rechts) im Büro von Plusmeta in Karlsruhe.
Unternehmensgründer Jan Oevermann (rechts) im Büro von Plusmeta in Karlsruhe. Foto: Plusmeta

Die Elektromotoren des Bruchsaler Antriebsspezialisten SEW-Eurodrive stecken in Produktionsanlagen auf der ganzen Welt. So sorgen sie etwa dafür, dass die Bänder in Autofabriken nicht stillstehen. Damit das zuverlässig klappt, brauchen Wartungstechniker vor Ort technische Informationen zum jeweiligen Motor. An dieser Stelle kommt ein junges Unternehmen aus Karlsruhe ins Spiel.

Plusmeta hat bisher nur drei Mitarbeiter und einen Jahresumsatz im mittleren sechsstelligen Bereich. Doch Gründer und Geschäftsführer Jan Oevermann verfolgt ehrgeizige Pläne. „Wir wollen europäischer Marktführer beim intelligenten Informationsmanagement technischer Produktdaten werden“, sagt der 31-Jährige.

Im April 2019 hat der Informationsmanagement-Spezialist und promovierte Informatiker sein Unternehmen gemeinsam mit einem Partner gegründet. Neben SEW-Eurodrive zählen bereits Industriegrößen wie Siemens, der Automobilzulieferer Festo oder der Messtechnikhersteller Endress+Hauser zu seinen Kunden. Auch der Chemiekonzern BASF arbeitet in einem Pilotprojekt mit Plusmeta zusammen. „Wir sind in einer sehr spezifischen Nische unterwegs, aber das Potenzial ist groß“, so Oevermann.

Mechanikern das Leben erleichtern

Die Grundlage hat der in Gaggenau aufgewachsene Jungunternehmer in seiner Doktorarbeit gelegt, die er nach seinem Studium an der Hochschule Karlsruhe an der Universität Bremen geschrieben hat. Deren Titel wirkt für Außenstehende etwas sperrig: „Optimierung des semantischen Informationszugriffs auf Technische Dokumentation“. Aber dahinter steckt eine ganz pragmatische Idee, die jedem Mechaniker das Leben erleichtern könnte. Am Beispiel der Elektromotoren aus Bruchsal lässt sie sich verstehen.

„Unsere große Produktvarianz spiegelt sich auch in unseren technischen Dokumentationen wieder”, sagt Julia Forster, Technische Redakteurin bei SEW-Eurodrive. „Um den Wartungstechnikern unserer Kunden viel Zeit bei dem Wälzen von Betriebsanleitungen zu ersparen, testen wir im Rahmen eines Pilotprojektes, inwiefern es möglich ist Betriebsanleitungen intelligent zu machen und direkt mit einem unserer Produkte zu verknüpfen. Das Ergebnis könnte sein, dass unsere Kunden in Sekundenschnelle genau die spezielle Dokumentation für ihr individuelles Produkt mobil abrufen können“, sagt Forster.

Jan Oevermanns Software soll dabei helfen. Sie macht Betriebsanleitungen intelligent, indem sie sogenannte Metadaten erzeugt. „Wir nehmen Textbausteine, analysieren sie mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und ordnen dann bestimmte Schlagwörter und Kategorien zu“, sagt er. „Das Ganze geschieht vollautomatisch. Nachträglich wird die Zuordnung zwar noch manuell kontrolliert. Aber die Zeitersparnis gegenüber einer rein manuellen Metadaten-Erfassung liegt bei mindestens 80 Prozent.“

Wertvolles Wissen steckt in Dokumenten fest

In vielen Unternehmen stecke wertvolles technisches Wissen in PDF-Dokumenten fest, so der Plusmeta-Gründer. „Diese Schätze zu heben und digital nutzbar zu machen, ist unser Ziel.“ Und danach? Wenn alle Schätze gehoben sind? „Das dauert noch eine ganze Weile, denn es sind regelrechte Datenberge, und wir stehen ganz Anfang“, sagt Oevermann. Aber natürlich habe Plusmeta weitere Anwendungsmöglichkeiten im Blick.

Technische Redakteure könnten etwa schon beim Schreiben der Textbausteine unterstützt werden, indem ihnen die Plusmeta-Software Schlagwörter und Kategorien vorschlägt. „Und wir könnten später auch diejenigen sein, die dafür sorgen, dass die Informationen beim Anwender ankommen – etwa über ein Kundenportal“, so der Unternehmer.

Bisher sind an der plusmeta GmbH nur Oevermann selbst und sein Geschäftspartner finanziell beteiligt. Man sei mit möglichen Investoren im Gespräch, „spruchreif ist aber noch nichts“, sagt er. „Wir wollen auf jeden Fall größer werden. Zusätzliche Kapitalgeber wären für uns eine Möglichkeit, das Wachstum zu beschleunigen.“





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