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Nachhaltigkeit wird groß geschrieben

Karlsruher Messe-Gebäude könnte zum Photovoltaik-Hingucker werden

Leuchtturmprojekte sind von weitem erkennbar. Das Gebäude der Messe könnte zu einem solchen werden: mit Photovoltaik-Panels auf den Dächern, an den Fassaden und auf den Parkflächen.

Die Vision ist, auf der Karlsruher Messe Photovoltaikanlagen auf Dächer, an Fassaden und auf Parkflächen zu installieren. Auch über Kleinwindanlagen wird nachgedacht.
Die Vision ist, auf der Karlsruher Messe Photovoltaikanlagen auf Dächer, an Fassaden und auf Parkflächen zu installieren. Auch über Kleinwindanlagen wird nachgedacht. Foto: Andrea Fabry

Das markante Karlsruher Messegebäude könnte in zehn Jahren anders aussehen: mit Photovoltaikflächen auf den Dächern, an der Fassade und Solar-Panels über den Parkplätzen. Hinzukommen könnten Kleinwindräder. Gabriele Luczak-Schwarz (CDU) spricht auf Anfrage dieser Redaktion von einer Vision. Ein Vorzeigeobjekt mit bundesweiter Strahlkraft wäre denkbar. Der Aufsichtsrat der kommunalen Tochtergesellschaft Messe Karlsruhe, den sie anführt, sei davon angetan.

„Es muss wirtschaftlich sein“, nennt Karlsruhes Erste Bürgermeisterin als Prämisse. Noch sind auch keine Beschlüsse der Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co KG (NMK) gefallen, hinter der die Stadt Karlsruhe (71 Prozent) und der Landkreis Karlsruhe stehen. Die NMK ist Eigentümerin des 2003 eröffneten Messe-Areals und könnte auch in das große Nachhaltigkeitsprojekt investieren.

Allein auf den Dächern sei eine Leistung von sieben Megawatt-Peak möglich, sagt Messe-Chefin Britta Wirtz. Sie stehe in „gutem Austausch“ mit Eckhard Gerber (Dortmund), dessen Büro für die Messe-Architektur ausgezeichnet wurde. Bereits im kommenden Jahr könnten an der Fassade des Messe-Verwaltungsgebäude erste Photovoltaik-Panels defekte Holzplatten ersetzen.

Das wichtigste Gebäude der Messe Karlsruhe soll aus Sicht der Messe-Strategen also auch ein Hingucker in Sachen Umweltschutz werden – das passt zu dem, was sich Management und Aufsichtsrat mit Blick aufs Jahr 2030 vorgenommen haben: Mehr Messe-Themen rund ums Mega-Thema Nachhaltigkeit, bei dem die Karlsruher mit Veranstaltungen wie der IT-Trans oder dem Tiny House-Festival bereits Erfahrungen gesammelt haben. Wirtz will dabei eine Strategie aus einem Guss – von der Lieferkette bis hin zur Abfallvermeidung müsse Nachhaltigkeit im (Messe-)Alltag noch mehr gelebt werden.

Aktueller Stand: Keine inventa-Gartenmesse 2023 in Karlsruhe

Wegen der Ressourcen bindenden Aufzucht von Pflanzen – aber auch weil das Geschäft der Landschaftsgärtner ohne Messepräsenz boomt – werde es nach aktuellem Stand im kommenden Jahr „keine inventa als Gartenmesse“ geben. Ein Comeback der populären Verbraucherschau schließe sie nicht aus, sagt Wirtz. Die bisherige inventa-Parallelveranstaltung Rendez-Vino soll hingegen im Frühjahr 2023 stattfinden und dabei deren Wein-Angebot vergrößert werden.

Nach aktuellen Planungen rechnet die Messe Karlsruhe als städtische Tochtergesellschaft für das laufende Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz von 31,2 Millionen Euro und mit einem Jahresfehlbetrag von 14,1 Millionen Euro, so Eva Apenberg-Großmann, Bereichsleiterin Finanzen der städtischen Tochtergesellschaft.

Bis Ende April durften wegen der Pandemie keine Messen und Kongresse veranstaltet werden. Die entsprechenden Erlöse fehlen, auch wenn nun ein Messe-Sommer mit ungewohnt vielen Veranstaltungen für einen gewissen Ausgleich sorgen soll.

Karlsruhe – von der Fläche die Nummer zehn unter den 70 deutschen Messeplätzen – bildet da bundesweit keine Ausnahme: Die Messe-Macher wollen einige Veranstaltungen nachholen und sich für eine denkbare Corona-Welle im Herbst absichern. Prophylaktisch argumentieren sie gegenüber der Politik mit einer Studie von RWTH Aachen und Messe Frankfurt, wonach Raumluft in Messehallen keine Infektionen verbreite.

Der Betrieb von zwei Impfzentren brachte Umsatz von 7,2 Millionen Euro

Im vergangenen Geschäftsjahr 2021 sei man „mit einem halben blauen Auge davon gekommen“, so Luczak-Schwarz. Nur an 70 Tagen durften im Kongresszentrum und in der Messe Veranstaltungen stattfinden. Man könne aber mehr als Messen und habe dies bewiesen. In den flugs aufgebauten Impfzentren wurden über 400.000 Dosen verabreicht und Erlöse von 7,2 Millionen Euro erzielt. Gemeinde- und Aufsichtsräte tagten in den Hallen der Messegesellschaft – sogar das Bundesverfassungsgericht, als es um die Parteienfinanzierung ging.

Letztlich wurden 19,5 Millionen Euro erlöst. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag, der mit 13,2 Millionen Euro erheblich geringer als im Vorjahr war. Luczak-Schwarz und Wirtz rechnen für 2024 mit Zahlen wie im Top-Jahr 2019, also vor Corona.

Kongresszentrum-Sanierung soll keine Neverending-Story mehr sein

2024 soll eh ein Schlüsseljahr werden. „Ziel ist, dass Ende 2024 die Stadthalle fertiggestellt werden wird“, sagt Luczak-Schwarz. Das Herz des Kongresszentrums hat sich nach Streitereien mit Fachplaner und Sanierungs-Kostenexplosion zu einer Never Ending-Story entwickelt. Das modernisierte Kongresszentrum sollte ursprünglich Ende 2019 fertig sein – und nun nach einer Probephase ab 2026 voll zur Verfügung stehen.

Firmen-Visitenkarte

Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH („Messe Karlsruhe“)

Gründungsjahr: 1950

Dienstleistungen: Messen, Kongresse, Gastveranstaltungen

Geschäftsführerin: Britta Wirtz

Umsatz: 19,5 (2020: 17,4) Millionen Euro

Operatives Ergebnis (DB II): 3,1 (2020: 0,4) Millionen Euro

Besucher: 520.900 (2020: 217.700)/Sondereffekt Impfzentren

Aussteller: 1.826 (2020: 2.239)

Jahresfehlbetrag: 13,2 (2020: 20,8) Millionen Euro

Mitarbeiterzahl: 171 (2020: 163)

www.messe-karlsruhe.de

Jetzt stehen 135,4 Millionen Euro als Budget zur Verfügung. Aufgrund von Umplanungen nun möglich und vorgesehen: eine Photovoltaikanlage auf Teilen des Dachs und eine Brunnenwasser-Wärmepumpe – auch das passt zur Nachhaltigkeitsziel, das sich die Messe Karlsruhe in ihrer „Strategie 2030“ verpasst.

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