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Größter freier Reifenhändler in Deutschland

Karlsruher Pneuhage-Gruppe profitiert von Reifen-Trends

Sie mag es bescheiden und tritt in Deutschland mit verschiedenen Vertriebsmarken auf – die Karlsruher Pneuhage-Gruppe. Wegen des Wechsels auf Winterreifen sind die Pneu-Profis aktuell besonders gefragt.

Komplettradversan von Interpneu
Räder am laufenden Band: Die europaweit tätige Karlsruher Pneuhage-Gruppe montiert auch für Autohäuser und Werkstätten komplette Räder. Aufgrund der steigenden Nachfrage zog die Sparte an einen neuen Standort um. Foto: Klaus Venus/Römerberg

Michelin hat seine Manager von der einstigen Deutschland-Zentrale Karlsruhe abgezogen und betreibt in der Fächerstadt nur noch ein Werk. Doch ein anderer Reifen-Riese dreht in Karlsruhe ein immer größeres Rad: Die europaweit tätige Pneuhage-Gruppe hatte beispielsweise zu Saisonbeginn sage und schreibe 1,2 Millionen Winter- und Ganzjahresreifen für Pkw auf Lager. Nach Unternehmensangaben ist die Pneuhage-Gruppe der größte freie Reifenhändler seiner Art in Deutschland.

Derzeit sind Deutschlands Autofahrer im Wechsel-Fieber – und Pneuhage profitiert davon. „Wir haben im Moment bis zu 50.000 Reifen pro Tag im Ausgang“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Butsch im Gespräch mit den BNN. In ihr Pkw-Reifen-Lager in Speyer haben die Karlsruher im vergangenen Jahr weitere 25 Millionen Euro investiert. Nach der Erweiterung ist dort Platz für 1,3 Millionen Pkw-Reifen.

Ehemaliges L’Oréal-Lager in Karlsruhe angemietet

Auch in Karlsruhe hat sich die Unternehmensgruppe vergrößert: Die Großhandelssparte Interpneu hat das ehemalige L’Oréal-Lager angemietet und für rund vier Millionen Euro auf den modernsten Stand gebracht, sagt Geschäftsführer Johannes Kuderer. Auf 32.000 Quadratmetern Fläche lassen sich bis zu 400.000 Felgen und Kompletträder einlagern. Interpneu kann laut Butsch in alle europäischen Länder liefern, die Hauptabnehmer sind die Nachbarstaaten Deutschlands.

In dem früheren L`Oréal-Logistikzentrum haben die Pneu-Profis auch ihre Komplettradmontage untergebracht. Die Mitarbeiter bringen dort Reifen auf die Felgen, dazu die passenden Ventile und Sensoren. Das Geschäft boomt. Zu den Kunden zählen Autohäuser. „Die wollen Autos verkaufen und Servicetermine vereinbaren“, sagt Butsch. Das Spezialgeschäft Komplettradmontage nimmt ihnen die Pneuhage-Gruppe ab.

Komplettrad-Montageservice ist gefragter denn je

Auch für kleinere Werkstätten arbeite man, denen das Geschäft zu aufwendig geworden ist, seit der Gesetzgeber Sensoren vorgeschrieben hat. Die Pneuhage-Gruppe hat die Komplettradmontage vor 20 Jahren mit zwei Mitarbeitern in einem Keller begonnen – in der aktuellen Hochsaison sind an 14 Montagelinien nun 50 Mitarbeiter beschäftigt.

Folgende Reifen-Trends sehen die Pneu-Profis Kuderer und Butsch: Zum einen sind Ganzjahresreifen gefragter denn je. In der Branche haben sie in Deutschland mittlerweile einen Anteil von 15 Prozent am Gesamtabsatz. Damit flachen auch die Saisonspitzen – Stichwort Wechselsaison – ab.

Trend zum Ganzjahresreifen

Der Trend zum Ganzjahresreifen wirkt sich bislang bei der Pneuhage-Gruppe nicht aufs sogenannte Einlagerungsgeschäft aus. Kuderer nennt den Grund: Zwar lagern Fahrer mit Ganzjahresreifen logischerweise keine Reifen bei Pneuhage ein. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der SUV-Fahrer zu. Deren Winter- und Sommerreifen sind oft so groß dimensioniert, dass sie diese lieber in den Pneuhage-Werkstätten lassen, statt sie nach Hause zu schleppen.

Die Pneuhage-Gruppe setzt im Einzelhandelsgeschäft zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen unverändert auf regional starke Marken wie Pneuhage, Erhardt, First Stop und Reifen 1+. Zu den 165 eigenen Betrieben kommen 865 Partnerbetriebe hinzu. „Gut entwickelt hat sich in den vergangenen Jahren die Eigenmarke Platin“, sagt Butsch. Markenhersteller produzieren für die Karlsruher die entsprechenden Reifen, auch Platin-Felgen sind populär.

Das Familienunternehmen Pneuhage-Gruppe betreibt vier Lager, außerdem fünf Werke zur Runderneuerung von Lkw-Reifen.

Insgesamt laufen die Geschäfte rund: Kuderer rechnet – eine Momentaufnahme – für dieses Jahr mit einem Umsatzplus von 30 Millionen Euro gegenüber den 610 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Vor allem die Großhandelssparte profitiert, weil ein großer Wettbewerber insolvent wurde.

Ansonsten gibt es viele Corona-Effekte: Außendienstler sind seltener unterwegs. Große Unternehmenskunden brauchen weniger (Reifen-)Ersatz für ihre Dienstwagen. Zudem sind zahlreiche Angestellte im Home-Office. Auch das reduziert die Nachfrage. Auf der anderen Seite sind die Menschen in diesem Jahr vor allem mit dem Auto in den Urlaub gefahren und eher mit dem Pkw unterwegs als mit Bus und Bahn. Insgesamt ist der Pneu-Platzhirsch Pneuhage-Gruppe rundum zufrieden.

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