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Erste Messe im Herbst?

Messe Karlsruhe macht Millionenverlust und hofft auf weitere Corona-Nothilfe aus Berlin

Der Jahresauftakt 2020 verlief für die Messe Karlsruhe fulminant - dann kam Corona. Von 31 geplanten Messen fanden nur neun statt. Resultat: Ein Millionenverlust. Jetzt bewirbt sich die Messe beim Land für ein Modellprojekt.

Gebäude der Messe Karlsruhe
Tiefrote Zahlen: Im Corona-Jahr fielen die meisten geplanten Messen aus. Der Jahresfehlbetrag erhöht sich dadurch auf 20,8 Millionen Euro. Foto: Jürgen Rösner/Messe Karlsruhe

Blutrot war die Messe Karlsruhe angestrahlt in einer Juni-Nacht des vergangenen Jahres – als Symbol, ein großer Verlierer der Corona-Krise zu sein. Tiefrot sind auch die Verluste der städtischen Tochtergesellschaft.

Gabriele Luczak-Schwarz, Aufsichtsratschefin der Messe Karlsruhe, nennt auf BNN-Anfrage 20,8 Millionen Euro. Das ist schlimmer als die 19,6 Millionen Euro, die sie im Frühjahr 2020 als „worst case“ befürchtet hatte.

In normalen Jahren sorgt die – gemessen an der Fläche – zehntgrößte Messe Deutschlands für reichlich Arbeit. Messebauer, Gastronomen, Handel und Spediteure profitieren davon. Sie alle leiden unter der Zwangsschließung. Von 31 geplanten Messen fanden im Corona-Jahr 2020 nur 9 statt.

Immerhin kam noch ein Umsatz von 17,4 Millionen Euro zusammen. Das sind zwar 53 Prozent weniger als geplant, aber in der deutschen Messebranche ging es mit den Erlösen sogar um 70 Prozent abwärts. „Für uns gibt es nichts zu beschönigen. Aber mit Blick auf den Branchendurchschnitt ist das Abschneiden der Messe Karlsruhe respektabel“, so Luczak-Schwarz.

Zurück zu den Verlusten: Dass die Messe Karlsruhe defizitär ist – 2019 lag der Fehlbetrag bei 11,0 Millionen Euro – ist normal. Anders als die Konkurrenz in anderen Städten muss sie den sogenannten Betonbuckel schultern. Gemeint sind die Hallenmieten und Kosten für Instandhaltung, die an die Stadt Karlsruhe überwiesen werden. Doch einen Verlust von 20,8 Millionen Euro hat Messe-Chefin Britta Wirtz noch nie erlebt.

Messe Karlsruhe rechnet mit über fünf Millionen Euro Hilfe vom Bund

Immerhin hat der Bund bereits eine Million Euro an Hilfe überwiesen. Weitere Unterstützung ist beantragt, wobei Luczak-Schwarz keine exakte Zahl nennen will. Sie rechne aber mit mindestens weiteren fünf Millionen Euro.

Dieses Geld wird den Verlust fürs aktuelle Geschäftsjahr mildern, ebenso die Überweisungen des Bundes für die Impfzentren im Kongresszentrum und in der Messe. Hallen werden auch beispielsweise für die Stimmzettel-Auszählung bei der Bundestagswahl vermietet. Im schlechtesten Fall rechnet die städtische Tochter so für 2021 mit einem Verlust von 15,6 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr zählte das Unternehmen nach eigenen Angaben 217.700 (2019: 730.900) Besucher. Das operative Ergebnis (Deckungsbeitrag II) rauschte von 10,2 auf 0,4 Millionen Euro runter.

Wirtz hofft, möglichst bald wieder Messen und Kongressen veranstalten zu dürfen. Bayern ist da bereits weiter, lässt im Juli eine Lifestylemesse zu und plant mit der IAA im September. Auch in Nordrhein-Westfalen soll der Caravan-Salon über die Bühne gehen. Soweit ist Baden-Württemberg nicht.

Karlsruhe hofft auf erste Messe im Herbst

Die Messe Karlsruhe möchte aber eines von zehn Modellprojekten im Land werden. Der Antrag ist gestellt, unter wissenschaftlicher Begleitung der Dualen Hochschule, im September die zweitägige Fachmesse für Höhen-Zugangstechnik, „Platformers‘ Days“, veranstalten zu dürfen. Sie findet ohnehin überwiegend im Freien statt. Zuletzt hatte sie über 2.000 Teilnehmer.

Aber auch die Aussteller müssten bei der Stange bleiben. „Wir würden gerne mit den ,Platformers‘ Days‘ einen Einstieg finden“, sagt Wirtz. Dann könnte eventuell die offerta folgen. In irgendeiner Form – notfalls digital – werde die Verbraucherausstellung auf jeden Fall stattfinden, so Luczak-Schwarz, die auch Finanzbürgermeisterin der Stadt Karlsruhe ist.

Wann die Messe Karlsruhe bei dem Umsatzerlösen an die Zeit vor Corona anknüpfen könne, ist laut Wirtz schwer zu prognostizieren. Für die gesamte Branche wird frühestens das Jahr 2024 genannt. Man habe die Krise genutzt und sei für digitale Messeformate nun topfit – das reicht bis zu einer ganzjährigen offerta-Verkaufsplattform im Internet.

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