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Hafenchefin blickt nach Europa

Patricia Erb-Korn steuert das größte Karlsruher Industriegebiet

Patricia Erb-Korn will den Karlsruher Rheinhafen als reinen Industriehafen erhalten. Das sagte die Hafenchefin im Gespräch mit den BNN. Wohnen am Wasser sei in der Fächerstadt nicht durchsetzbar. „Da hätten wir einen Nutzungskonflikt“, erklärt die Juristin.

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Die Chefin und ihr Reich: Patricia Erb-Korn steht seit 2010 an der Spitze des Karlsruher Rheinhafens. Wasser sei ihr Metier, sagt die gebürtige Wiesbadenerin, die in der Weststadt lebt. Foto: jodo

Patricia Erb-Korn hat Humor. „Büro für spektakulär-spontane Wunscherfüllung – was kann ich heute für Sie tun?“ steht auf dem bunten Plakat, das an der Tür zu ihrem Arbeitszimmer hängt. „Manchmal fühlt es sich so an“, sagt die Karlsruher Hafenchefin und lacht. Seit 2010 steht sie der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) vor, sieht sich selbst als „Bindeglied zwischen der Stadt und den im Hafen ansässigen Unternehmen“.

Die "Wunscherfüllerin" ist Realistin

Und auch wenn sich die Hafenchefin hin und wieder als „Wunscherfüllerin“ versteht – so ist sie doch zunächst einmal: Realistin. Als solche ist es ihr oberstes Ziel, den Hafen als Industriehafen zu erhalten. Immer wieder gebe es Ideen vom „Wohnen am Wasser“, berichtet Erb-Korn. Ihrer Meinung nach ist die Schaffung von Wohnraum an einem der alten Hafenbecken jedoch nicht umsetzbar. Was in anderen Städten bereits Realität sei, wird im Karlsruher Hafen unter ihrer Ägide nicht kommen: „Da hätten wir einen Nutzungskonflikt“, erklärt die Juristin. Schließlich finde der Umschlag im Hafen teilweise auch nachts statt. Manche in dem Industriehafen ansässigen Unternehmen seien zudem „emissionsstärker“. Und bei Lärm und Staub höre für viele der Spaß auf.

Keine Gastronomie im Hafen

Auch der Ansiedlung von Gastronomie im Hafen erteilt die KVVH-Geschäftsführerin eine Absage: „Die Karlsruher Fächer GmbH hat das geprüft, so etwas wäre nicht wirtschaftlich.“ Zwar hätten ein Café oder ein Biergarten im Hafen während der Sommermonate durchaus einen gewissen Reiz. Anders sehe es aber im Winter aus: „Da ist das dann doch eher dröge.“ Die Hafenchefin kann sich nicht vorstellen, dass die Karlsruher dann „extra rausfahren“, um im Rheinhafen einen Kaffee oder ein Bier zu trinken. Zudem sei es ohnehin schwierig, bestimmte Regeln einzuhalten, was etwa Parkplätze oder Barrierefreiheit angeht. Die Hafenchefin empfiehlt da eher eine Fahrt mit dem Fahrgastschiff „MS Karlsruhe“. Die Saison startet wieder am 25. März.

Bis zu 6 000 Menschen arbeiten im Hafen

Die „MS Karlsruhe“ ist ihrer Meinung nach auch das, was die meisten Karlsruher mit ihrem Hafen verbinden. Patricia Erb-Korn sagt dazu: „Dass die Stadt einen Hafen hat, wissen die Karlsruher nur in Teilen.“ Dabei geschieht in dem rund 300 Hektar großen Areal im Westen der Stadt ziemlich viel. Rund 200 Firmen sind hier ansässig, bei denen bis zu 6 000 Menschen arbeiten. Hinzu kommen laut Erb-Korn noch einmal 8 000 Arbeitsplätze in der Region, die mit dem Hafen zusammenhängen. Die Hafenchefin spricht auch vom „größten zusammenhängenden Industriegebiet in Karlsruhe“. Umgeschlagen werden größtenteils sogenannte „Schütt- und Flüssiggüter“ wie Mineralöl, Sand, Kies oder Futterstoffe. Der Karlsruher Hafen ist ein reiner „Landlord-Hafen“, da er selbst keine Umschlagseinrichtungen betreibt. Pro Jahr machen hier zwischen 4 000 und 5 000 Schiffe Halt.

Ich spiele hier Tetris

In Patricia Erb-Korns Büro hängt eine große Übersichtskarte des Hafengebiets. „Im Grunde spiele ich hier immer Tetris“, sagt die KVVH-Geschäftsführerin und lacht. Ihr Job ist es, dafür zu sorgen, dass die Unternehmen möglichst optimal platziert sind. Will sich eine Firma beispielsweise vergrößern, schaut Erb-Korn, wo entsprechende Flächen frei sind. Unter ihrer Führung ist der Hafen im vergangenen Jahr um 40 000 Quadratmeter gewachsen. „Etwa 60 Prozent des Gebiets gehören der KVVH“, sagt Erb-Korn. Der Rest ist in privater Hand. In der Wirtschaftskrise in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts seien Grundstücke verkauft worden, erklärt Erb-Korn. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei nur noch ein Drittel der Fläche in städtischer Hand gewesen. Die privaten Flächen werden nun nach und nach wieder zurückgekauft.

Europa im Blick

Die Hafenchefin hat aber nicht nur das Areal vor der Haustür im Auge, sie richtet den Blick auch nach Europa. Seit November ist sie Präsidentin des Vereins für Europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen (VBW). In Kooperation mit anderen Häfen entlang des Rheins wurde in den vergangenen Jahren zudem eine digitale Plattform entwickelt. Mit deren Hilfe soll die Anfahrt der Schiffe in den Häfen koordiniert werden. Das spare Zeit und Geld, so Erb-Korn. Bislang gehe es dabei um den Containerumschlag. In einem weiteren Projekt sollen auch Schütt- und Flüssiggüter integriert werden. Damit wolle man auch die teilweise in den Häfen herrschende „Wild-West-Manier“ unterbinden. Wenn ein Schiff im Vorfeld einen entsprechenden Zeitslot für den Umschlag reserviere, müsse es nicht „in den Hafen gerauscht kommen“, so Erb-Korn.

Das diesjährige Hafenkulturfest lockt vom 28. bis 30. Juni in den Westen der Stadt. Hafenchefin Patricia Erb-Korn und ihr Team rechnen wieder mit jeweils 10 000 Besuchern pro Tag. Laut Erb-Korn ist es ein „Fest für alle“. Während nachmittags eher Familien mit Kindern kommen, spreche man mit verschiedenen Bands am Abend eine jüngere Zielgruppe an. Die ältere Generation komme gerne zu dem ökumenischen Gottesdienst am Sonntagvormittag und bleibe bis zum Kaffee am Nachmittag.

„Das Hafenfest ist ein Selbstläufer“, sagt Erb-Korn. Ins Leben gerufen wurde es im Jahr 2001 zum 100. Geburtstag des Rheinhafens. Dieser wurde im April 1901 für den Schiffverkehr freigegeben. Die offizielle Einweihung erfolgte jedoch erst ein Jahr später anlässlich der Feiern des 50. Regierungsjubiläums des Großherzogs Friedrich I.

Seit 2010 steht Patricia Erb-Korn an der Spitze des Karlsruher Hafens. Die gebürtige Wiesbadenerin ist Jahrgang 1966 und kam im Alter von vier Jahren nach Karlsruhe. Den Rheinhafen lernte die Mutter eines 17-jährigen Sohnes bei einem Schulausflug kennen. Patricia Erb-Korns Element ist „auf jeden Fall das Wasser“. Sie geht gerne ins Sonnenbad zum Schwimmen. Und wenn sie sich zwischen einem Urlaub in den Bergen und einem am Meer entscheiden müsste, würde sie immer das Meer wählen.

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