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Kehrtwende wegen Kostendruck

PSD Bank Karlsruhe-Neustadt verliert Kunden

Wegen des Kostendrucks war die Kehrtwende aus Sicht des Managements unverzichtbar: Die PSD Bank Karlsruhe-Neustadt verlangt für Girokonten neuerdings Gebühren und in Einzelfällen nun auch Negativzinsen.

 PSD Bank
Hingucker in Karlsruhe: Auffallend ist nicht nur die Zentrale der PSD Bank Karlsruhe-Neustadt, sondern auch deren Anlagepolitik. Demnächst hat sie 430 Wohnungen im Bestand - die Mieteinnahmen sind ein Teil ihrer Ertragsquellen. Foto: Rake Hora

Rückschlag für die erfolgsverwöhnte PSD Bank Karlsruhe-Neustadt: Die ehemalige Bank für Postmitarbeiter hat zum Jahresbeginn eine Gebühr für Girokonten eingeführt.

Die Anzahl der Girokonten ist daher bereits zum Jahresende 2020 um 3.466 auf 44.681 gesunken.

„Dieser Schritt war wirtschaftlich notwendig“, so PSD Bank-Chef Bernhard Slavetinsky auf BNN-Anfrage. Auch Wettbewerber wie die BBBank (Karlsruhe) und die Sparda Bank Baden-Württemberg (Stuttgart) verlangen inzwischen Gebühren fürs sogenannte laufende Konto.

Baufinanzierung das Butter-und-Brot-Geschäft

„Viele hatten ein Zweitkonto bei uns und haben dieses aufgrund der Einführung der Entgelte geschlossen“, sagt PSD Bank-Pressesprecher Holger Morlock. Für Kunden bis zum Alter von 27 Jahren und für Baufinanzierungskunden bleibe das Girokonto kostenfrei. Laut Morlock werden jetzt für 60 Prozent der Girokonten Gebühren verlangt.

Er rechne zunächst mit weiteren Rückgängen. Im Laufe des Jahres rechnet er mit wieder wachsender Kunden- und Girokontenzahl. „Wir werden wieder zulegen können, weil wir weiterhin über die Baufinanzierung Neukunden gewinnen.“

Die Baufinanzierung ist das Butter-und-Brot-Geschäft dieser Genossenschaftsbank, die sich mit ihrem Geschäftsmodell nur an Privatkunden wendet. Baufinanzierung ist das Ankerprodukt, nicht das Girokonto wie bei den meisten Mitbewerbern.

Die Forderungen gegenüber Kunden sind im vergangenen Geschäftsjahr um 6,0 Prozent auf 1,379 Milliarden Euro gestiegen. Auf der anderen Bilanzseite haben die Kundeneinlagen nur um 2,3 Prozent auf 1,446 Milliarden Euro zugelegt. Das ist eine gute Entwicklung in Nullzinszeiten der Europäischen Zentralbank.

Allerdings sieht sich die PSD Bank inzwischen gezwungen, von Kunden mit hohen Geldanlagen individuell vereinbarte Negativzinsen zu verlangen, so Morlock auf Nachfrage. Das Institut hat hier also, wie bei den Girokonto-Gebühren, eine Kehrtwende vollzogen. Morlock: „Wir werden Negativzinsen aber nicht auf alle Kunden ausrollen.“

Mitglieder der Genossenschaftsbank sind Dividendenzahlungen gewohnt. Die Finanzaufsicht Bafin hat nach Ausbruch der Corona-Pandemie jedoch Druck auf alle Geldhäuser in Deutschland ausgeübt, was deren Dividendenpolitik angeht. Ursprünglich hatte die PSD Bank eine Dividende von 3,5 Prozent für ihr 2019er-Geschäftsergebnis geplant. Letztlich wurden 1,5 Prozent daraus. Der Dividendenvorschlag für 2020 sei noch offen, so Morlock.

Mieteinnahmen wichtige Ertragsquelle

Die PSD Bank will unabhängig bleiben. Sie setzt traditionell auf eigene Immobilien als Geldanlage. „Alternative Ertragsquellen wie Mieteinnahmen sind wichtig für unsere Eigenständigkeit“, sagt Slavetinsky. Die Konkurrenz hat hingegen vor allem Aktien und Anleihen in ihren eigenen Depots.

In Karlsruhe-Durlach ist die PSD Bank derzeit dabei, 80 Wohnungen zu vermieten. Weitere Immobilien gehören ihr in Mannheim, Landau und Heidelberg. 430 kommen so in Summe zusammen. Das mittelfristige Ziel seien laut Morlock bis zu 500 Wohnungen. Dabei habe man vor allem Karlsruhe im Blick.

In der Banken-Szene wird die PSD Bank wegen ihrer Anlagepolitik schon mal gerne als „Immobilienunternehmen mit Bank“ tituliert. „Die Mieteinnahmen sind ein erheblicher Teil unserer Ertragsquellen“, sagt Morlock. Konkrete Angaben zu deren Anteil am Gewinn wollte er nicht machen.

Die PSD‘ler investieren dennoch weiter ins Banking. Das heißt: in standardisierte, einfach gestrickte Produkte und schlanke Prozesse. Dazu zählt die „digitale Baufinanzierung“. Der Kunde gibt seine individuellen Daten ein, bekommt danach ein Angebot. Parallel liegen die Angaben dem Banker fürs spätere Kundengespräch vor.

Ergänzt wird das Ganze neuerdings von der digitalen „Pia“. Wer mit einem Hauskauf liebäugelt, bekommt von ihr eine Immobilien-Erstbewertung. Den Modernisierungs-Check, Notar- sowie Umzugshelfer-Finder nennt Morlock als weitere Beispiele. „,Pia‘ ist eine Erfindung von drei PSD-Banken“, mittlerweile nutzten sie auch einige Volksbanken.

Auf eine Pizza zur Bank

Verzögert hat sich wegen Corona der Umbau der Karlsruher Geschäftsstelle in eine „Erlebnisfiliale“. Im Herbst soll sie fertig sein. So etwas in der Art von großen Tablet-Computern werde es dort geben, über die Kunden intuitiv auf Produkte zugreifen können.

„Sie können natürlich auch auf Berater zugehen.“ Deren Büros würden „nichts mehr mit klassischen Beratungsbüros einer Bank“ zu tun haben. Teil des Konzepts ist auch eine angedockte Gastronomie. Auf eine Pizza oder ein Bier zur Bank, das soll also kein Widerspruch sein.

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