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Geschäftsreisende fehlen

Sommergeschäft kann deutsche Hotels nicht retten

Urlaub im Heimatland war der große Reisetrend im Corona-Sommer. Die fehlenden Geschäftsreisen konnte das aber nicht ausgleichen. Die Branche sieht sich vor einer Pleitewelle.

Die Corona-Krise hat das deutsche Hotelgewerbe mit voller Wucht getroffen.
Die Corona-Krise hat das deutsche Hotelgewerbe mit voller Wucht getroffen. Foto: Oliver Berg/dpa

Die Corona-Krise hat das deutsche Hotelgewerbe mit voller Wucht getroffen.

Auch das Sommergeschäft mit vielen inländischen Touristen kann die Lücken nicht schließen, die fehlende Geschäftsreisen in die Gewinn- und Verlustrechnungen der Betreiber gerissen haben. Unter anderem fehlen große Messen und kleine Konferenzen, so dass erste Häuser wie der „Hessische Hof“ in Frankfurt bereits ihre Schließung angekündigt haben.

Volle Strände, leere Innenstädte: Selbst im Hauptreisemonat August hat die deutsche Tourismusindustrie die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. In den Unterkünften mit mindestens zehn Betten wurden in dem Monat 49,6 Millionen Übernachtungen registriert und damit 14,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag berichtete. Vor allem die ausländischen Besucherinnen und Besucher sind ausgeblieben: Ihre Übernachtungszahl sank im Jahresvergleich um 56 Prozent auf 4,7 Millionen.

Auch wenn gefühlt fast jeder Urlaub in Deutschland gemacht hat und die einheimischen Destinationen laut ADAC noch einmal deutlich zugelegt haben: Die Zahl der Übernachtungen von Inländern ging um 4,7 Prozent auf 44,9 Millionen zurück. Hier konnten fehlende Geschäftsreisen nicht ausgeglichen werden. In den ersten acht Monaten liegen die Hotels und andere Betriebe nun mit 212,2 Millionen Übernachtungen 37,4 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum zurück, die noch normal verlaufenen Monate Januar und Februar eingerechnet.

Der Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA), Markus Luthe, sieht eine „dramatische Insolvenzwelle“ auf die Branche zurollen, wenn nur die Ferienregionen halbwegs normale Gästezahlen verzeichnen. Im August habe die durchschnittliche Zimmerauslastung der deutschen Hotellerie 38,9 Prozent betragen, sagte er am Mittwoch bei einer Anhörung im Bundestag. Die Rentabilitätszone beginne aber erst bei 60 Prozent. Auch mit Rabatten sei die Nachfrage nicht anzukurbeln, so dass von den Business-Hotels 14,3 Prozent mit der Geschäftsaufgabe noch in diesem Herbst rechneten.

Weitere negative Einflüsse erwartet der Dachverband Dehoga durch die schwer durchschaubaren Reisebeschränkungen innerhalb Deutschlands. „Das sorgt für Frust, Verwirrung und Verunsicherung bei Gästen wie Gastgebern – und das pünktlich zur Herbstferienzeit“, erklärte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartgens in Berlin. „Es kann nicht sein, dass dieses Hotspot-Wirrwarr jetzt auf dem Rücken unserer Betriebe ausgetragen wird.“ Man benötige klare und einheitliche Regeln und Prozesse.

Die Chefin der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), Petra Hedorfer, glaubt nicht an eine schnelle Erholung. Prognosen zufolge werde der deutsche Urlaubsreisesektor 2023 wieder um sechs Prozent wachsen, während im Geschäftsreisesegment dann immer noch ein Viertel weniger an Umsatz erzielt werde, sagte sie ebenfalls im Bundestag. Corona sei für viele Betriebe „finanziell und strukturell existenzgefährdend“, meinte Hedorfer. In vielen Städten sei der Tourismussektor zu mehr als 50 Prozent auf Geschäftsreisende angewiesen.

In der Folge ist auch der Immobilienmarkt für Hotels stark rückläufig, wie die Beratungsgesellschaft Jones Lang La Salle (JLL) am Donnerstag in Frankfurt berichtete. Seit Ausbruch der Krise gebe es immer weniger Deals, für das Gesamtjahr rechnet der Makler mit einem halbierten Transaktionsvolumen auf dem deutschen Markt.

Die schwachen Belegungsraten seien für viele Betreiber existenzgefährdend, sagt die JLL-Expertin Heidi Schmidtke. Sie rechnet mit Notverkäufen, deren Ausmaß aber noch nicht genau sichtbar sei. Marktunsicherheit und schwierigere Finanzierungskonditionen müssten zu Preisnachlässen führen. Derzeit suchten die Verkäufer aber noch nach anderen Nutzungsmöglichkeiten: Vor allem kleinere Objekte in einem Preisrahmen von bis zu 5 Millionen Euro würden aktuell mit der Zielsetzung erworben, sie in Wohngebäude zu verwandeln. Dieser Trend könne sich in den kommenden Monaten auch auf größere Häuser ausweiten.

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