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Appell an den Staat

Sparkassen fordern schnellere Corona-Hilfen für Firmen

Die Sparkassen im Südwesten bekommen viel Geld von ihren Kunden anvertraut, das sie im Gegenzug gar nicht komplett als Kredite vergeben können. Vielen Unternehmen in Not hilft aus Sicht des Sparkassenverbandes nun eh nur, wenn staatliche Hilfen rasch ausbezahlt werden.

Sparschwein
Sparen, was das Zeug hält: Die Kundeneinlagen der Südwest-Sparkassen sind enorm gestiegen. Auf der einen Seite ist das ein Vertrauensbeweis, auf der anderen Seite eine Last. Foto: Christin Klose/dpa

Baden-Württembergs Sparkassenpräsident Peter Schneider appelliert an den Staat, Firmen in Corona-Not rascher zu helfen. Unternehmenskunden, die schließen mussten, aber auch viele Solo-Selbstständige „kämpfen seit Monaten um ihre Existenz.

Da helfen dann auch neue Kredite nicht mehr weiter, sondern nur noch rasch ausgezahlte staatliche Unterstützung“, so Schneider anlässlich der Jahres-Pressekonferenz seines Verbandes in Stuttgart. Die Lage von vielen Geschäftskunden werde „von Tag zu Tag dramatischer“.

Im vergangenen Jahr haben die 50 Südwest-Sparkassen neue Kredite in Höhe von 31,8 Milliarden Euro zugesagt – ein Höchststand. Über die Hälfte (16,6 Milliarden Euro) davon entfällt auf Unternehmen und Selbstständige.

Das allein ist ein Plus von 16 Prozent im Corona-Jahr. Die Zahlen zeigen nach Schneiders Worten, dass sich die Unternehmer in der Pandemie kräftig mit Liquidität und Kreditlinien eingedeckt haben.

Rund 60.000 Kreditstundungen

Wer seine bestehenden Darlehen nicht zahlen kann, dem habe man geholfen: Die Sparkassen setzten für 60.000 Privat- und Firmenkunden die Kreditraten für mindestens drei Monate aus.

Die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute haben somit ihren Kunden eine Summe von 1,4 Milliarden Euro an Zins und Tilgung gestundet.

An Kundenkrediten hatten die baden-württembergischen Sparkassen zum Jahresende 143,1 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Das entspricht einem Plus von 5,0 Prozent.

So viele Kredite können die Sparkassen gar nicht vergeben, wie neue Einlagen eintreffen.
Peter Schneider, Sparkassenpräsident Baden-Württemberg

Was den Sparkassen-Strategen in EZB-Strafzinszeiten gar nicht gefallen kann, ist, dass auf der anderen Seite der Bilanz die Kundeneinlagen um satte 7,9 Prozent auf 159,0 Milliarden Euro in die Höhe geschnellt sind.

Noch nie sind die Kundeneinlagen innerhalb eines Jahres so stark gestiegen. „So viele Kredite können die Sparkassen gar nicht vergeben, wie neue Einlagen eintreffen“, weist Schneider auf die Krux hin.

Die Privatkunden haben acht Milliarden Euro mehr auf der hohen Kante (plus 7,2 Prozent) als vor einem Jahr. „Neben den fehlenden Möglichkeiten, im Lockdown überhaupt Geld ausgeben zu können, sparen viele Kunden angesichts der coronabedingten Unsicherheit mehr als in früheren Jahren“, erläutert Schneider die Entwicklung.

Viele Kunden schwenken auf Wertpapiere um

Fürs Geld auf Tagesgeldkonto, Sparbuch & Co gibt’s bekanntlich so gut wie keine Zinsen. Viele Kunden schwenken daher auf Wertpapiere um. Der entsprechende Umsatz erhöhte sich sprunghaft um 7,3 Milliarden Euro auf 23,9 Milliarden Euro – ein absoluter Spitzenwert.

Schneider begrüßt, dass sich die Baden-Württemberger vermehrt für Wertpapier-Anlagen interessieren. Das solle der Gesetzgeber flankieren, indem auch für Normalkunden die Regulierung „auf Normalmaß“ reduziert wird.

Zur Ertragslage: Haupteinnahmequelle der 50 Sparkassen ist und bleibt der Zinsüberschuss. Er ist um 91 Millionen Euro auf 3,09 Milliarden Euro gesunken.

Nach unten ging es auch mit dem Betriebsergebnis nach Bewertung (minus 152 Millionen Euro auf 1,37 Milliarden Euro). Unter dem Strich bleiben 854 Millionen Euro. Das sind 150 Millionen Euro weniger als im Vorjahr.

Die EZB-Politik frisst sich also weiter in die Bücher. Schneider lobt daher einmal mehr, dass die Sparkassen in guten Zeiten kräftig Eigenkapital aufgebaut haben.

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