Jungen Menschen ist ein neues Smartphone wichtiger als der Führerschein. Fahrradstraßen und Tempo-30-Zonen in städtischen Hauptverkehrsachsen sind eine Reaktion auf geringeren Autoverkehr. Pkw-Leasing verdrängt zunehmend das eigene Autos. Doch stimmt das alles so, wie oft behauptet wird?
Die Zeiten, in denen – vor allem auf dem Land – die Deutschen samstags ihr heiliges Blechle auf Hochglanz polierten, sind zwar längst vorbei. Die Bedeutung des privaten Autos schwindet aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie allgemein angenommen.
Das geht jedenfalls aus einer aktuellen Befragung von YouGov in Kooperation mit dem Center oft Automotive Management (CAM/Bergisch Gladbach) hervor. CAM-Chef ist der aus Münzesheim stammende Stefan Bratzel.
Auto-Professor Bratzel sagt: „Die Bedeutung des eigenen Autos nimmt insbesondere bei jüngeren Stadtbewohnern wieder zu.“ Für ihn zeigt sich, dass es den Städten in den vergangenen Jahren nicht gelungen sei, die junge Generation zum Verzicht auf das eigene Auto zu bewegen – etwa durch Mobilitätsservices und einen besseren öffentlichen Verkehr. Hier könnten aber neben den Angebotsdefiziten auch Ängste rund um Corona-Ansteckungsgefahren eine Rolle gespielt haben.
Hier Auszüge aus den Studienergebnissen.
Die Bedeutung des Privat-Pkw:
69 (2018: 73) Prozent der Befragten geben an, dass für sie ein privater Pkw angesichts der aktuellen Mobilitätssituation wichtig ist. 42 (2018: 45) Prozent betonen gar, dass sie auf das Auto angewiesen sind.
Die jungen Städter und das Auto:
Auffällig ist laut Studie, dass deutlich mehr junge Stadtbewohner als vor vier Jahren sagen, dass sie auf das Auto angewiesen sind. Jeder vierte junge Städter im Alter von 18 bis 34 Jahren gibt an, auf sein Auto angewiesen zu sein (26 Prozent). Bei der vorausgegangenen Studie waren es nur 17 Prozent. Insgesamt ist für 57 (2018: 45) Prozent der jungen Städter der Pkw wichtig oder sehr wichtig.
Bratzel weist auf einen interessanten Aspekt hin: Nahezu ein Drittel der älteren Stadtbewohner sagt, einen privaten Pkw „eigentlich nicht zu brauchen“. Im Jahr 2018 äußerten sich so nur 18 Prozent.
Der Unterschied zwischen Stadt und Land:
„Befragte aus ländlichen Regionen sind erwartungsgemäß eher von ihrem Auto abhängig“, sagt Bratzel. Von den 35 bis 54 Jahre alten Landbewohnern geben 65 Prozent an, auf ihr Auto angewiesen zu sein. Bei den Städtern sind dies in dieser Altersklasse 36 Prozent. Und bei den jungen Autofahrern, die auf dem Land leben, schätzen 68 Prozent den eigenen Pkw als wichtig ein.
Die Verzichtbereitschaft für ein neues Auto:
Neue Autos sind teuer. Wer eines kaufen möchte, muss mitunter auf Urlaub oder eine größere Wohnung verzichten. 29 Prozent der Befragten würden aktuell am ehesten auf eine Urlaubsreise verzichten, um sich ein neues Auto kaufen zu können.
Am häufigsten (39 Prozent) heißt es aber, man würde nicht für einen Autokauf an andere Dinge verzichten wollen. 2018 hieß die entsprechende Zahl 42 Prozent.
„Allerdings wird für die jüngeren Städter der private Pkw wieder wichtiger“, stellt Bratzel fest. .Zeigten im Jahr 2018 noch 48 Prozent der 18- bis 34-jährigen Städter für ein neues Auto keinerlei Verzichtbereitschaft, so sinkt dieser Wert auf nur noch 28 Prozent.